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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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blies, uns Rechnung gemacht, den Weg da-
hin rasch zurückzulegen: allein unsre nachge-
schleppte Prise gieng so tief und drückte so
schwer, daß wir binnen einer Stunde kaum
eine Viertelmeile fortrückten. Doch beharrten
wir den ganzen Tag und die darauf folgende
Nacht in unserm Beginnen.

Mit meiner Morgenwache aber, in der
Stille der Dämmerung, stiegen mir wiederum
allerlei Grillen in den Kopf, die mir diesen
Handel je länger, je bedenklicher machten.
Jch erwog, was für eine langsame und müh-
selige Schlepperei dies abzugeben drohte;
wie kurz in dieser Jahrszeit die Tage, und
wie es gleichwohl, wenn wir nach Norwegen
herein wollten, unumgänglich erforderlich
seyn werde, schon zur frühesten Morgenzeit
nahe am Lande zu seyn, um nicht unser eignes
Schiff den Klippen preiß zu geben, die sich
meilenweit, längs der Küste, in dichter und
starrer Saat hinziehen. Ueberdem war auf
den Bestand von Wind und Wetter keinen
Augenblick zu rechnen; und so schien es am
gerathensten, ein Unternehmen lieber freiwillig
aufzugeben, welches, selbst im glücklichsten
Falle, ein unangemessenes Zeitversäumniß er-
forderte, leicht aber auch mich gegen meinen
Rheeder und Befrachter einer schweren Ver-
antwortlichkeit bloß stellen konnte.

blies, uns Rechnung gemacht, den Weg da-
hin raſch zuruͤckzulegen: allein unſre nachge-
ſchleppte Priſe gieng ſo tief und druͤckte ſo
ſchwer, daß wir binnen einer Stunde kaum
eine Viertelmeile fortruͤckten. Doch beharrten
wir den ganzen Tag und die darauf folgende
Nacht in unſerm Beginnen.

Mit meiner Morgenwache aber, in der
Stille der Daͤmmerung, ſtiegen mir wiederum
allerlei Grillen in den Kopf, die mir dieſen
Handel je laͤnger, je bedenklicher machten.
Jch erwog, was fuͤr eine langſame und muͤh-
ſelige Schlepperei dies abzugeben drohte;
wie kurz in dieſer Jahrszeit die Tage, und
wie es gleichwohl, wenn wir nach Norwegen
herein wollten, unumgaͤnglich erforderlich
ſeyn werde, ſchon zur fruͤheſten Morgenzeit
nahe am Lande zu ſeyn, um nicht unſer eignes
Schiff den Klippen preiß zu geben, die ſich
meilenweit, laͤngs der Kuͤſte, in dichter und
ſtarrer Saat hinziehen. Ueberdem war auf
den Beſtand von Wind und Wetter keinen
Augenblick zu rechnen; und ſo ſchien es am
gerathenſten, ein Unternehmen lieber freiwillig
aufzugeben, welches, ſelbſt im gluͤcklichſten
Falle, ein unangemeſſenes Zeitverſaͤumniß er-
forderte, leicht aber auch mich gegen meinen
Rheeder und Befrachter einer ſchweren Ver-
antwortlichkeit bloß ſtellen konnte.

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[235/0239] blies, uns Rechnung gemacht, den Weg da- hin raſch zuruͤckzulegen: allein unſre nachge- ſchleppte Priſe gieng ſo tief und druͤckte ſo ſchwer, daß wir binnen einer Stunde kaum eine Viertelmeile fortruͤckten. Doch beharrten wir den ganzen Tag und die darauf folgende Nacht in unſerm Beginnen. Mit meiner Morgenwache aber, in der Stille der Daͤmmerung, ſtiegen mir wiederum allerlei Grillen in den Kopf, die mir dieſen Handel je laͤnger, je bedenklicher machten. Jch erwog, was fuͤr eine langſame und muͤh- ſelige Schlepperei dies abzugeben drohte; wie kurz in dieſer Jahrszeit die Tage, und wie es gleichwohl, wenn wir nach Norwegen herein wollten, unumgaͤnglich erforderlich ſeyn werde, ſchon zur fruͤheſten Morgenzeit nahe am Lande zu ſeyn, um nicht unſer eignes Schiff den Klippen preiß zu geben, die ſich meilenweit, laͤngs der Kuͤſte, in dichter und ſtarrer Saat hinziehen. Ueberdem war auf den Beſtand von Wind und Wetter keinen Augenblick zu rechnen; und ſo ſchien es am gerathenſten, ein Unternehmen lieber freiwillig aufzugeben, welches, ſelbſt im gluͤcklichſten Falle, ein unangemeſſenes Zeitverſaͤumniß er- forderte, leicht aber auch mich gegen meinen Rheeder und Befrachter einer ſchweren Ver- antwortlichkeit bloß ſtellen konnte.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/239>, abgerufen am 24.11.2024.