auch die anderweitige Correspondenz ohne Aufhalt nach der gedachten Niederlassung ab- zuliefern.
Diesen Auftrag erhielt auch ich, sobald wir in den ersten Tagen des Jahrs 1772 auf der Küste von Guinea angelangt waren. Zu dem Ende ward die Barkasse mit 10 Mann unter meinen Befehlen ausgerüstet und mit Provisionen aller Art, besonders aber solchen, beladen, welche in diesem heissen Klima einem schnellen Verderb ausgesetzt seyn konnten. Das Brieffelleisen ward nicht ver- gessen; und so steuerte ich, nachdem ich auch die Vorräthe für meinen eigenen kleinen Handel eingenommen hatte, bereits am vier- ten Tage nach unsrer Ankunft, dem Schiffe vorangehend, gegen Osten.
Bei dieser Küstenfahrt führte mich mein Weg zunächst nach dem holländischen Fort Axim, wo ich ein Pack Briefe, europäische Zeitun- gen und andre Kleinigkeiten abzugeben hatte. Jch fand den dortigen Befehlshaber, einen gebohrnen Hanoveraner, Namens Feneckol, sehr begierig nach Neuigkeiten aus dem ge- meinschaftlichen Vaterlande, so wie ihm hin- wiederum die Nachricht, daß ich ein Preusse sey, Gelegenheit gab, mich aufmerksam dar- auf zu machen, daß Fort Axim früherhin eine Besitzung unsers großen Churfürsten gewesen, die erst im Jahre 1718 durch
auch die anderweitige Correſpondenz ohne Aufhalt nach der gedachten Niederlaſſung ab- zuliefern.
Dieſen Auftrag erhielt auch ich, ſobald wir in den erſten Tagen des Jahrs 1772 auf der Kuͤſte von Guinea angelangt waren. Zu dem Ende ward die Barkaſſe mit 10 Mann unter meinen Befehlen ausgeruͤſtet und mit Proviſionen aller Art, beſonders aber ſolchen, beladen, welche in dieſem heiſſen Klima einem ſchnellen Verderb ausgeſetzt ſeyn konnten. Das Brieffelleiſen ward nicht ver- geſſen; und ſo ſteuerte ich, nachdem ich auch die Vorraͤthe fuͤr meinen eigenen kleinen Handel eingenommen hatte, bereits am vier- ten Tage nach unſrer Ankunft, dem Schiffe vorangehend, gegen Oſten.
Bei dieſer Kuͤſtenfahrt fuͤhrte mich mein Weg zunaͤchſt nach dem hollaͤndiſchen Fort Axim, wo ich ein Pack Briefe, europaͤiſche Zeitun- gen und andre Kleinigkeiten abzugeben hatte. Jch fand den dortigen Befehlshaber, einen gebohrnen Hanoveraner, Namens Feneckol, ſehr begierig nach Neuigkeiten aus dem ge- meinſchaftlichen Vaterlande, ſo wie ihm hin- wiederum die Nachricht, daß ich ein Preuſſe ſey, Gelegenheit gab, mich aufmerkſam dar- auf zu machen, daß Fort Axim fruͤherhin eine Beſitzung unſers großen Churfuͤrſten geweſen, die erſt im Jahre 1718 durch
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auch die anderweitige Correſpondenz ohne
Aufhalt nach der gedachten Niederlaſſung ab-
zuliefern.
Dieſen Auftrag erhielt auch ich, ſobald
wir in den erſten Tagen des Jahrs 1772
auf der Kuͤſte von Guinea angelangt waren.
Zu dem Ende ward die Barkaſſe mit 10
Mann unter meinen Befehlen ausgeruͤſtet
und mit Proviſionen aller Art, beſonders
aber ſolchen, beladen, welche in dieſem heiſſen
Klima einem ſchnellen Verderb ausgeſetzt ſeyn
konnten. Das Brieffelleiſen ward nicht ver-
geſſen; und ſo ſteuerte ich, nachdem ich auch
die Vorraͤthe fuͤr meinen eigenen kleinen
Handel eingenommen hatte, bereits am vier-
ten Tage nach unſrer Ankunft, dem Schiffe
vorangehend, gegen Oſten.
Bei dieſer Kuͤſtenfahrt fuͤhrte mich mein
Weg zunaͤchſt nach dem hollaͤndiſchen Fort Axim,
wo ich ein Pack Briefe, europaͤiſche Zeitun-
gen und andre Kleinigkeiten abzugeben hatte.
Jch fand den dortigen Befehlshaber, einen
gebohrnen Hanoveraner, Namens Feneckol,
ſehr begierig nach Neuigkeiten aus dem ge-
meinſchaftlichen Vaterlande, ſo wie ihm hin-
wiederum die Nachricht, daß ich ein Preuſſe
ſey, Gelegenheit gab, mich aufmerkſam dar-
auf zu machen, daß Fort Axim fruͤherhin
eine Beſitzung unſers großen Churfuͤrſten
geweſen, die erſt im Jahre 1718 durch
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/19>, abgerufen am 16.07.2024.
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