Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

sunken seyn soll. Natürlich drehte sich,
in solcher Nähe, das Gespräch zwischen mei-
nem Freunde und mir um diesen Gegenstand.
"Man muß" -- sagte Jener -- "bei
der Schiffahrt sich um so Vieles und so
genau bekümmern; und dieser merkwürdige
Fleck ist uns überdem so nahe gelegen, daß
es doch fürwahr eine Schande wäre, wenn
wir darüber nicht mit Was und Wie und
Wo sollten richtige Auskunft geben können."

"Das könnt' ich wohl," war meine Ant-
wort -- "aber doch nur auf Treu und
Glaubens des holländischen Schiffers, mit
dem ich meine letzte Reise, als Passagier,
von Amsterdam nach Swinemünde machte.
Dieser erzählte mir, als wir diesen nem-
lichen Strich hier hielten, er sey vor vier
Jahren bei jener versunkenen Stadt auf
den Grund gerathen und habe sein Schiff
verloren. Um so sorgfältiger habe er sich
die Merkzeichen der Küste bekannt gemacht,
um sich künftig vor Schaden zu hüten."
"Seht dorten" -- sprach er -- "ist ein
"schwarzer Berg in Westen; und weiter ost-
"wärts liegt ein andrer Berg von gleicher
"Farbe. Zwischen Beiden entdeckt Jhr ei-
"nen weissen Sandhügel; und gerade vor
"Diesem, eine halbe Meile vom Lande, ist
"das verwünschte Steinriff, das mich bald
"zum armen Mann gemacht hätte." -- "Jrr'

ſunken ſeyn ſoll. Natuͤrlich drehte ſich,
in ſolcher Naͤhe, das Geſpraͤch zwiſchen mei-
nem Freunde und mir um dieſen Gegenſtand.
„Man muß‟ — ſagte Jener — „bei
der Schiffahrt ſich um ſo Vieles und ſo
genau bekuͤmmern; und dieſer merkwuͤrdige
Fleck iſt uns uͤberdem ſo nahe gelegen, daß
es doch fuͤrwahr eine Schande waͤre, wenn
wir daruͤber nicht mit Was und Wie und
Wo ſollten richtige Auskunft geben koͤnnen.‟

„Das koͤnnt’ ich wohl,‟ war meine Ant-
wort — „aber doch nur auf Treu und
Glaubens des hollaͤndiſchen Schiffers, mit
dem ich meine letzte Reiſe, als Paſſagier,
von Amſterdam nach Swinemuͤnde machte.
Dieſer erzaͤhlte mir, als wir dieſen nem-
lichen Strich hier hielten, er ſey vor vier
Jahren bei jener verſunkenen Stadt auf
den Grund gerathen und habe ſein Schiff
verloren. Um ſo ſorgfaͤltiger habe er ſich
die Merkzeichen der Kuͤſte bekannt gemacht,
um ſich kuͤnftig vor Schaden zu huͤten.‟
„Seht dorten‟ — ſprach er — „iſt ein
„ſchwarzer Berg in Weſten; und weiter oſt-
„waͤrts liegt ein andrer Berg von gleicher
„Farbe. Zwiſchen Beiden entdeckt Jhr ei-
„nen weiſſen Sandhuͤgel; und gerade vor
„Dieſem, eine halbe Meile vom Lande, iſt
„das verwuͤnſchte Steinriff, das mich bald
„zum armen Mann gemacht haͤtte.‟ — „Jrr’

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0122" n="118"/>
&#x017F;unken &#x017F;eyn &#x017F;oll. Natu&#x0364;rlich drehte &#x017F;ich,<lb/>
in &#x017F;olcher Na&#x0364;he, das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch zwi&#x017F;chen mei-<lb/>
nem Freunde und mir um die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand.<lb/>
&#x201E;Man muß&#x201F; &#x2014; &#x017F;agte Jener &#x2014; &#x201E;bei<lb/>
der Schiffahrt &#x017F;ich um &#x017F;o Vieles und &#x017F;o<lb/>
genau beku&#x0364;mmern; und die&#x017F;er merkwu&#x0364;rdige<lb/>
Fleck i&#x017F;t uns u&#x0364;berdem &#x017F;o nahe gelegen, daß<lb/>
es doch fu&#x0364;rwahr eine Schande wa&#x0364;re, wenn<lb/>
wir daru&#x0364;ber nicht mit Was und Wie und<lb/>
Wo &#x017F;ollten richtige Auskunft geben ko&#x0364;nnen.&#x201F;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das ko&#x0364;nnt&#x2019; ich wohl,&#x201F; war meine Ant-<lb/>
wort &#x2014; &#x201E;aber doch nur auf Treu und<lb/>
Glaubens des holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schiffers, mit<lb/>
dem ich meine letzte Rei&#x017F;e, als Pa&#x017F;&#x017F;agier,<lb/>
von Am&#x017F;terdam nach Swinemu&#x0364;nde machte.<lb/>
Die&#x017F;er erza&#x0364;hlte mir, als wir die&#x017F;en nem-<lb/>
lichen Strich hier hielten, er &#x017F;ey vor vier<lb/>
Jahren bei jener ver&#x017F;unkenen Stadt auf<lb/>
den Grund gerathen und habe &#x017F;ein Schiff<lb/>
verloren. Um &#x017F;o &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger habe er &#x017F;ich<lb/>
die Merkzeichen der Ku&#x0364;&#x017F;te bekannt gemacht,<lb/>
um &#x017F;ich ku&#x0364;nftig vor Schaden zu hu&#x0364;ten.&#x201F;<lb/>
&#x201E;Seht dorten&#x201F; &#x2014; &#x017F;prach er &#x2014; &#x201E;i&#x017F;t ein<lb/>
&#x201E;&#x017F;chwarzer Berg in We&#x017F;ten; und weiter o&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;wa&#x0364;rts liegt ein andrer Berg von gleicher<lb/>
&#x201E;Farbe. Zwi&#x017F;chen Beiden entdeckt Jhr ei-<lb/>
&#x201E;nen wei&#x017F;&#x017F;en Sandhu&#x0364;gel; und gerade vor<lb/>
&#x201E;Die&#x017F;em, eine halbe Meile vom Lande, i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;das verwu&#x0364;n&#x017F;chte Steinriff, das mich bald<lb/>
&#x201E;zum armen Mann gemacht ha&#x0364;tte.&#x201F; &#x2014; &#x201E;Jrr&#x2019;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0122] ſunken ſeyn ſoll. Natuͤrlich drehte ſich, in ſolcher Naͤhe, das Geſpraͤch zwiſchen mei- nem Freunde und mir um dieſen Gegenſtand. „Man muß‟ — ſagte Jener — „bei der Schiffahrt ſich um ſo Vieles und ſo genau bekuͤmmern; und dieſer merkwuͤrdige Fleck iſt uns uͤberdem ſo nahe gelegen, daß es doch fuͤrwahr eine Schande waͤre, wenn wir daruͤber nicht mit Was und Wie und Wo ſollten richtige Auskunft geben koͤnnen.‟ „Das koͤnnt’ ich wohl,‟ war meine Ant- wort — „aber doch nur auf Treu und Glaubens des hollaͤndiſchen Schiffers, mit dem ich meine letzte Reiſe, als Paſſagier, von Amſterdam nach Swinemuͤnde machte. Dieſer erzaͤhlte mir, als wir dieſen nem- lichen Strich hier hielten, er ſey vor vier Jahren bei jener verſunkenen Stadt auf den Grund gerathen und habe ſein Schiff verloren. Um ſo ſorgfaͤltiger habe er ſich die Merkzeichen der Kuͤſte bekannt gemacht, um ſich kuͤnftig vor Schaden zu huͤten.‟ „Seht dorten‟ — ſprach er — „iſt ein „ſchwarzer Berg in Weſten; und weiter oſt- „waͤrts liegt ein andrer Berg von gleicher „Farbe. Zwiſchen Beiden entdeckt Jhr ei- „nen weiſſen Sandhuͤgel; und gerade vor „Dieſem, eine halbe Meile vom Lande, iſt „das verwuͤnſchte Steinriff, das mich bald „zum armen Mann gemacht haͤtte.‟ — „Jrr’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/122
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/122>, abgerufen am 01.05.2024.