Die europäischen Tauschwaaren wurden den Schwarzen stets nach dem höchsten Ein- kaufspreise, mit einem Zusatz von 25 Procent, angerechnet; und nach diesem Tarif galt da- mals ein vollkommen tüchtiger männlicher Sklave etwa 100 Gulden Holl.; ein Bursche von 12 Jahren und drüber ward mit 60 bis 70 Gulden, und ohngefähr zu gleichem Preise auch eine weibliche Sklavinn bezahlt. War sie jedoch noch nicht Mutter gewesen und ihr Busen noch von jugendlicher Fülle und Elasticität, (und daran pflegt es die Natur bei den Negerinnen nicht fehlen zu lassen) so stieg sie auch verhältnißmäßig im Werthe bis auf 120 oder 140 Gulden.
Die Verkäufer bezeichneten stückweise die Artikel, welche ihnen unter den ausgelegten Waaren anstanden; wogegen der holländische Einkäufer seinen Preis-Courant fleissig zu Rathe zog, um nach dem angenommenen Tarif nicht über 90 Gulden hinauszugehen, und wobei auch der gespendete Brantwein, sammt Toback und Pfeifen, nicht unberücksichtigt blieben. Fieng er dann an, sich noch wei- tern Zulegens zu weigern, und ließ sich höch- stens noch ein Stück Kattun abdringen, so ward der Rückstand im geforderten Men- schenpreise vollends mit geringeren Waaren und Kleinigkeiten, und zuletzt noch mit einem Geschenk von Messern, kleinen Spiegeln und
Die europaͤiſchen Tauſchwaaren wurden den Schwarzen ſtets nach dem hoͤchſten Ein- kaufspreiſe, mit einem Zuſatz von 25 Procent, angerechnet; und nach dieſem Tarif galt da- mals ein vollkommen tuͤchtiger maͤnnlicher Sklave etwa 100 Gulden Holl.; ein Burſche von 12 Jahren und druͤber ward mit 60 bis 70 Gulden, und ohngefaͤhr zu gleichem Preiſe auch eine weibliche Sklavinn bezahlt. War ſie jedoch noch nicht Mutter geweſen und ihr Buſen noch von jugendlicher Fuͤlle und Elaſticitaͤt, (und daran pflegt es die Natur bei den Negerinnen nicht fehlen zu laſſen) ſo ſtieg ſie auch verhaͤltnißmaͤßig im Werthe bis auf 120 oder 140 Gulden.
Die Verkaͤufer bezeichneten ſtuͤckweiſe die Artikel, welche ihnen unter den ausgelegten Waaren anſtanden; wogegen der hollaͤndiſche Einkaͤufer ſeinen Preis-Courant fleiſſig zu Rathe zog, um nach dem angenommenen Tarif nicht uͤber 90 Gulden hinauszugehen, und wobei auch der geſpendete Brantwein, ſammt Toback und Pfeifen, nicht unberuͤckſichtigt blieben. Fieng er dann an, ſich noch wei- tern Zulegens zu weigern, und ließ ſich hoͤch- ſtens noch ein Stuͤck Kattun abdringen, ſo ward der Ruͤckſtand im geforderten Men- ſchenpreiſe vollends mit geringeren Waaren und Kleinigkeiten, und zuletzt noch mit einem Geſchenk von Meſſern, kleinen Spiegeln und
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[7/0011]
Die europaͤiſchen Tauſchwaaren wurden
den Schwarzen ſtets nach dem hoͤchſten Ein-
kaufspreiſe, mit einem Zuſatz von 25 Procent,
angerechnet; und nach dieſem Tarif galt da-
mals ein vollkommen tuͤchtiger maͤnnlicher
Sklave etwa 100 Gulden Holl.; ein Burſche
von 12 Jahren und druͤber ward mit 60
bis 70 Gulden, und ohngefaͤhr zu gleichem
Preiſe auch eine weibliche Sklavinn bezahlt.
War ſie jedoch noch nicht Mutter geweſen
und ihr Buſen noch von jugendlicher Fuͤlle
und Elaſticitaͤt, (und daran pflegt es die
Natur bei den Negerinnen nicht fehlen zu
laſſen) ſo ſtieg ſie auch verhaͤltnißmaͤßig im
Werthe bis auf 120 oder 140 Gulden.
Die Verkaͤufer bezeichneten ſtuͤckweiſe die
Artikel, welche ihnen unter den ausgelegten
Waaren anſtanden; wogegen der hollaͤndiſche
Einkaͤufer ſeinen Preis-Courant fleiſſig zu
Rathe zog, um nach dem angenommenen Tarif
nicht uͤber 90 Gulden hinauszugehen, und
wobei auch der geſpendete Brantwein, ſammt
Toback und Pfeifen, nicht unberuͤckſichtigt
blieben. Fieng er dann an, ſich noch wei-
tern Zulegens zu weigern, und ließ ſich hoͤch-
ſtens noch ein Stuͤck Kattun abdringen, ſo
ward der Ruͤckſtand im geforderten Men-
ſchenpreiſe vollends mit geringeren Waaren
und Kleinigkeiten, und zuletzt noch mit einem
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/11>, abgerufen am 16.07.2024.
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