uns nach dem Stadthause zu schicken, um uns diesen Zehrpfennig auswirken zu helfen. Dort war jedoch den Herren, denen wir Col- berg als unsre Vaterstadt nannten, dieser Ort ein ganz unbekanntes Ding: denn da- mals hatten ihm die wiederholten Belagerun- gen noch keinen Ruf in der politischen Welt gegeben. Jch bat mir demnach eine See- karte aus und wies in derselben die Lage dieses Handelshafens nach; ward aber zu- gleich auch aufgefordert, dessen Entfernung von Dünkirchen abzumessen. Dies trug über See gegen 190 Meilen aus; und eben soviel Sous wurden auch Jedem von uns Dreien auf der Stelle ausgezahlt.
So waren wir denn mit unserm Reisebe- dürfniß nothdürftig ausgerüstet: doch nun galt es die Frage, welchen Weg wir ein- schlagen sollten, um wieder zu den Unsrigen zu gelangen? Es war Winter, und die See so gut, als gesperrt. Zu Lande aber hätten wir uns durch die Oesterreichischen Nieder- lande wagen müssen, wo wir, als Preussen, Gefahr liefen, gleich an der Grenze in Nieu- port, Ostende, oder wo es sonst sey, ange- halten zu werden. Jndeß ereignete sich, über unser Erwarten, bald genug eine Gelegenheit, die wir zu unserm Weiterkommen nicht glaub- ten versäumen zu dürfen. Die Dünkircher
uns nach dem Stadthauſe zu ſchicken, um uns dieſen Zehrpfennig auswirken zu helfen. Dort war jedoch den Herren, denen wir Col- berg als unſre Vaterſtadt nannten, dieſer Ort ein ganz unbekanntes Ding: denn da- mals hatten ihm die wiederholten Belagerun- gen noch keinen Ruf in der politiſchen Welt gegeben. Jch bat mir demnach eine See- karte aus und wies in derſelben die Lage dieſes Handelshafens nach; ward aber zu- gleich auch aufgefordert, deſſen Entfernung von Duͤnkirchen abzumeſſen. Dies trug uͤber See gegen 190 Meilen aus; und eben ſoviel Sous wurden auch Jedem von uns Dreien auf der Stelle ausgezahlt.
So waren wir denn mit unſerm Reiſebe- duͤrfniß nothduͤrftig ausgeruͤſtet: doch nun galt es die Frage, welchen Weg wir ein- ſchlagen ſollten, um wieder zu den Unſrigen zu gelangen? Es war Winter, und die See ſo gut, als geſperrt. Zu Lande aber haͤtten wir uns durch die Oeſterreichiſchen Nieder- lande wagen muͤſſen, wo wir, als Preuſſen, Gefahr liefen, gleich an der Grenze in Nieu- port, Oſtende, oder wo es ſonſt ſey, ange- halten zu werden. Jndeß ereignete ſich, uͤber unſer Erwarten, bald genug eine Gelegenheit, die wir zu unſerm Weiterkommen nicht glaub- ten verſaͤumen zu duͤrfen. Die Duͤnkircher
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uns nach dem Stadthauſe zu ſchicken, um
uns dieſen Zehrpfennig auswirken zu helfen.
Dort war jedoch den Herren, denen wir Col-
berg als unſre Vaterſtadt nannten, dieſer
Ort ein ganz unbekanntes Ding: denn da-
mals hatten ihm die wiederholten Belagerun-
gen noch keinen Ruf in der politiſchen Welt
gegeben. Jch bat mir demnach eine See-
karte aus und wies in derſelben die Lage
dieſes Handelshafens nach; ward aber zu-
gleich auch aufgefordert, deſſen Entfernung
von Duͤnkirchen abzumeſſen. Dies trug uͤber
See gegen 190 Meilen aus; und eben ſoviel
Sous wurden auch Jedem von uns Dreien
auf der Stelle ausgezahlt.
So waren wir denn mit unſerm Reiſebe-
duͤrfniß nothduͤrftig ausgeruͤſtet: doch nun
galt es die Frage, welchen Weg wir ein-
ſchlagen ſollten, um wieder zu den Unſrigen
zu gelangen? Es war Winter, und die See
ſo gut, als geſperrt. Zu Lande aber haͤtten
wir uns durch die Oeſterreichiſchen Nieder-
lande wagen muͤſſen, wo wir, als Preuſſen,
Gefahr liefen, gleich an der Grenze in Nieu-
port, Oſtende, oder wo es ſonſt ſey, ange-
halten zu werden. Jndeß ereignete ſich, uͤber
unſer Erwarten, bald genug eine Gelegenheit,
die wir zu unſerm Weiterkommen nicht glaub-
ten verſaͤumen zu duͤrfen. Die Duͤnkircher
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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