Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

meine Ladung Salz dort gelöscht, so trat
auch der Bodmerey-Geber auf und forderte
sein, auf das Schiff vorgestrecktes Geld zu-
rück, welches sich, mit allen Nebenausgaben
auf die Summe von 7,000 Thalern belief.
Da ich nun auch noch in einigen andern
Schulden steckte, so kam ich von Tage zu
Tage immer mehr in's Gedränge: denn an
ein schleuniges Ende des Processes, den ich
nun zunächst gegen Kock und van Goens in
Amsterdam angestrengt hatte, war sobald gar
nicht zu denken.

Vielmehr ward hier nun ein Federfechten
begonnen, das Jahr und Tag dauerte und
immer bunter und verwickelter wurde. End-
lich ward mir der Handel und die Rabuli-
sterei für meinen armen schlichten Menschen-
verstand zu arg. Jch packte meine dicken
Proceß-Acten zusammen und legte sie, in
tiefster Devotion, Sr. Majestät, dem Könige
vor, mit inständigster Bitte, Sich Jhres
allergetreuesten Unterthanen anzunehmen und
diesen Prozeß gegen Kock und van Goens
durch den Preussischen beglaubigten Minister
im Haag ausmachen zu lassen.

Während aber nun meine Sache diesen
gemächlichen Gang gieng, mußt' ich, um
meine Gläubiger zu befriedigen, die nicht
Lust hatten, den weitaussehenden Erfolg ab-
zuwarten, zuförderst meine Ladung, dann aber

meine Ladung Salz dort geloͤſcht, ſo trat
auch der Bodmerey-Geber auf und forderte
ſein, auf das Schiff vorgeſtrecktes Geld zu-
ruͤck, welches ſich, mit allen Nebenausgaben
auf die Summe von 7,000 Thalern belief.
Da ich nun auch noch in einigen andern
Schulden ſteckte, ſo kam ich von Tage zu
Tage immer mehr in’s Gedraͤnge: denn an
ein ſchleuniges Ende des Proceſſes, den ich
nun zunaͤchſt gegen Kock und van Goens in
Amſterdam angeſtrengt hatte, war ſobald gar
nicht zu denken.

Vielmehr ward hier nun ein Federfechten
begonnen, das Jahr und Tag dauerte und
immer bunter und verwickelter wurde. End-
lich ward mir der Handel und die Rabuli-
ſterei fuͤr meinen armen ſchlichten Menſchen-
verſtand zu arg. Jch packte meine dicken
Proceß-Acten zuſammen und legte ſie, in
tiefſter Devotion, Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige
vor, mit inſtaͤndigſter Bitte, Sich Jhres
allergetreueſten Unterthanen anzunehmen und
dieſen Prozeß gegen Kock und van Goens
durch den Preuſſiſchen beglaubigten Miniſter
im Haag ausmachen zu laſſen.

Waͤhrend aber nun meine Sache dieſen
gemaͤchlichen Gang gieng, mußt’ ich, um
meine Glaͤubiger zu befriedigen, die nicht
Luſt hatten, den weitausſehenden Erfolg ab-
zuwarten, zufoͤrderſt meine Ladung, dann aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0251" n="235"/>
meine Ladung Salz dort gelo&#x0364;&#x017F;cht, &#x017F;o trat<lb/>
auch der Bodmerey-Geber auf und forderte<lb/>
&#x017F;ein, auf das Schiff vorge&#x017F;trecktes Geld zu-<lb/>
ru&#x0364;ck, welches &#x017F;ich, mit allen Nebenausgaben<lb/>
auf die Summe von 7,000 Thalern belief.<lb/>
Da ich nun auch noch in einigen andern<lb/>
Schulden &#x017F;teckte, &#x017F;o kam ich von Tage zu<lb/>
Tage immer mehr in&#x2019;s Gedra&#x0364;nge: denn an<lb/>
ein &#x017F;chleuniges Ende des Proce&#x017F;&#x017F;es, den ich<lb/>
nun zuna&#x0364;ch&#x017F;t gegen Kock und van Goens in<lb/>
Am&#x017F;terdam ange&#x017F;trengt hatte, war &#x017F;obald gar<lb/>
nicht zu denken.</p><lb/>
        <p>Vielmehr ward hier nun ein Federfechten<lb/>
begonnen, das Jahr und Tag dauerte und<lb/>
immer bunter und verwickelter wurde. End-<lb/>
lich ward mir der Handel und die Rabuli-<lb/>
&#x017F;terei fu&#x0364;r meinen armen &#x017F;chlichten Men&#x017F;chen-<lb/>
ver&#x017F;tand zu arg. Jch packte meine dicken<lb/>
Proceß-Acten zu&#x017F;ammen und legte &#x017F;ie, in<lb/>
tief&#x017F;ter Devotion, Sr. Maje&#x017F;ta&#x0364;t, dem Ko&#x0364;nige<lb/>
vor, mit in&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ter Bitte, Sich Jhres<lb/>
allergetreue&#x017F;ten Unterthanen anzunehmen und<lb/>
die&#x017F;en Prozeß gegen Kock und van Goens<lb/>
durch den Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen beglaubigten Mini&#x017F;ter<lb/>
im Haag ausmachen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Wa&#x0364;hrend aber nun meine Sache die&#x017F;en<lb/>
gema&#x0364;chlichen Gang gieng, mußt&#x2019; ich, um<lb/>
meine Gla&#x0364;ubiger zu befriedigen, die nicht<lb/>
Lu&#x017F;t hatten, den weitaus&#x017F;ehenden Erfolg ab-<lb/>
zuwarten, zufo&#x0364;rder&#x017F;t meine Ladung, dann aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0251] meine Ladung Salz dort geloͤſcht, ſo trat auch der Bodmerey-Geber auf und forderte ſein, auf das Schiff vorgeſtrecktes Geld zu- ruͤck, welches ſich, mit allen Nebenausgaben auf die Summe von 7,000 Thalern belief. Da ich nun auch noch in einigen andern Schulden ſteckte, ſo kam ich von Tage zu Tage immer mehr in’s Gedraͤnge: denn an ein ſchleuniges Ende des Proceſſes, den ich nun zunaͤchſt gegen Kock und van Goens in Amſterdam angeſtrengt hatte, war ſobald gar nicht zu denken. Vielmehr ward hier nun ein Federfechten begonnen, das Jahr und Tag dauerte und immer bunter und verwickelter wurde. End- lich ward mir der Handel und die Rabuli- ſterei fuͤr meinen armen ſchlichten Menſchen- verſtand zu arg. Jch packte meine dicken Proceß-Acten zuſammen und legte ſie, in tiefſter Devotion, Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige vor, mit inſtaͤndigſter Bitte, Sich Jhres allergetreueſten Unterthanen anzunehmen und dieſen Prozeß gegen Kock und van Goens durch den Preuſſiſchen beglaubigten Miniſter im Haag ausmachen zu laſſen. Waͤhrend aber nun meine Sache dieſen gemaͤchlichen Gang gieng, mußt’ ich, um meine Glaͤubiger zu befriedigen, die nicht Luſt hatten, den weitausſehenden Erfolg ab- zuwarten, zufoͤrderſt meine Ladung, dann aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/251
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/251>, abgerufen am 10.10.2024.