Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

lität, und klagen wider Euch auf vollen
Ersatz alles Schadens. Nun sitzt Jhr in
der Brühe!" -- Und noch hatt er seine
Hiobs-Post kaum geendet, so war auch schon
der Admiralitäts-Diener zur Stelle, der mich
auf den Lizent, gleich in dieser nemlichen
Stunde, vor das Admiralitäts-Collegium be-
schied. "Die sind rasch darhinter her!"
dacht' ich bei mir selbst; und mir ward doch
nicht ganz wohl dabei zu Muthe.

Als ich ankam, fand ich es ganz so, wie
mie's mein Schwiegervater verkündigt hatte.
Mir ward ein schon fertiges Protokoll vor-
gelesen, des Jnhalts, daß ich es sey, der
unberufener Weise das Schiff zum Sinken
gebracht und dadurch einen Schaden von so
und so viel Tausenden angerichtet habe. Jch
sollte jetzt die Wahrheit dieser Angaben an-
erkennen, von der Ursache Rede und Ant-
wort geben und allenfalls anführen, was ich
zu meiner Vertheidigung vorzubringen wüßte.

Hm! das stand ja sogar verzweifelt noch
nicht, wenn mir noch Einrede und Verthei-
digung zugestanden wurde! -- "Tausend
Augen" -- sagte ich -- "haben es mit an-
gesehen, wie das Schiff hinten hinaus in
hellem Feuer stand; und je mehr Luftlöcher
die Leute in's Verdeck hieben, desto mehr
Nahrung gaben sie dem inwendigen Brande.
Hätte das nur noch eine halbe Viertelstunde

litaͤt, und klagen wider Euch auf vollen
Erſatz alles Schadens. Nun ſitzt Jhr in
der Bruͤhe!‟ — Und noch hatt er ſeine
Hiobs-Poſt kaum geendet, ſo war auch ſchon
der Admiralitaͤts-Diener zur Stelle, der mich
auf den Lizent, gleich in dieſer nemlichen
Stunde, vor das Admiralitaͤts-Collegium be-
ſchied. „Die ſind raſch darhinter her!‟
dacht’ ich bei mir ſelbſt; und mir ward doch
nicht ganz wohl dabei zu Muthe.

Als ich ankam, fand ich es ganz ſo, wie
mie’s mein Schwiegervater verkuͤndigt hatte.
Mir ward ein ſchon fertiges Protokoll vor-
geleſen, des Jnhalts, daß ich es ſey, der
unberufener Weiſe das Schiff zum Sinken
gebracht und dadurch einen Schaden von ſo
und ſo viel Tauſenden angerichtet habe. Jch
ſollte jetzt die Wahrheit dieſer Angaben an-
erkennen, von der Urſache Rede und Ant-
wort geben und allenfalls anfuͤhren, was ich
zu meiner Vertheidigung vorzubringen wuͤßte.

Hm! das ſtand ja ſogar verzweifelt noch
nicht, wenn mir noch Einrede und Verthei-
digung zugeſtanden wurde! — „Tauſend
Augen‟ — ſagte ich — „haben es mit an-
geſehen, wie das Schiff hinten hinaus in
hellem Feuer ſtand; und je mehr Luftloͤcher
die Leute in’s Verdeck hieben, deſto mehr
Nahrung gaben ſie dem inwendigen Brande.
Haͤtte das nur noch eine halbe Viertelſtunde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0200" n="184"/>
lita&#x0364;t, und klagen wider Euch auf vollen<lb/>
Er&#x017F;atz alles Schadens. Nun &#x017F;itzt Jhr in<lb/>
der Bru&#x0364;he!&#x201F; &#x2014; Und noch hatt er &#x017F;eine<lb/>
Hiobs-Po&#x017F;t kaum geendet, &#x017F;o war auch &#x017F;chon<lb/>
der Admiralita&#x0364;ts-Diener zur Stelle, der mich<lb/>
auf den Lizent, gleich in die&#x017F;er nemlichen<lb/>
Stunde, vor das Admiralita&#x0364;ts-Collegium be-<lb/>
&#x017F;chied. &#x201E;<hi rendition="#g">Die</hi> &#x017F;ind ra&#x017F;ch darhinter her!&#x201F;<lb/>
dacht&#x2019; ich bei mir &#x017F;elb&#x017F;t; und mir ward doch<lb/>
nicht ganz wohl dabei zu Muthe.</p><lb/>
        <p>Als ich ankam, fand ich es ganz &#x017F;o, wie<lb/>
mie&#x2019;s mein Schwiegervater verku&#x0364;ndigt hatte.<lb/>
Mir ward ein &#x017F;chon fertiges Protokoll vor-<lb/>
gele&#x017F;en, des Jnhalts, daß <hi rendition="#g">ich</hi> es &#x017F;ey, der<lb/>
unberufener Wei&#x017F;e das Schiff zum Sinken<lb/>
gebracht und dadurch einen Schaden von &#x017F;o<lb/>
und &#x017F;o viel Tau&#x017F;enden angerichtet habe. Jch<lb/>
&#x017F;ollte jetzt die Wahrheit die&#x017F;er Angaben an-<lb/>
erkennen, von der Ur&#x017F;ache Rede und Ant-<lb/>
wort geben und allenfalls anfu&#x0364;hren, was ich<lb/>
zu meiner Vertheidigung vorzubringen wu&#x0364;ßte.</p><lb/>
        <p>Hm! das &#x017F;tand ja &#x017F;ogar verzweifelt noch<lb/>
nicht, wenn mir noch Einrede und Verthei-<lb/>
digung zuge&#x017F;tanden wurde! &#x2014; &#x201E;Tau&#x017F;end<lb/>
Augen&#x201F; &#x2014; &#x017F;agte ich &#x2014; &#x201E;haben es mit an-<lb/>
ge&#x017F;ehen, wie das Schiff hinten hinaus in<lb/>
hellem Feuer &#x017F;tand; und je mehr Luftlo&#x0364;cher<lb/>
die Leute in&#x2019;s <hi rendition="#g">Ver</hi>deck hieben, de&#x017F;to mehr<lb/>
Nahrung gaben &#x017F;ie dem inwendigen Brande.<lb/>
Ha&#x0364;tte das nur noch eine halbe Viertel&#x017F;tunde<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0200] litaͤt, und klagen wider Euch auf vollen Erſatz alles Schadens. Nun ſitzt Jhr in der Bruͤhe!‟ — Und noch hatt er ſeine Hiobs-Poſt kaum geendet, ſo war auch ſchon der Admiralitaͤts-Diener zur Stelle, der mich auf den Lizent, gleich in dieſer nemlichen Stunde, vor das Admiralitaͤts-Collegium be- ſchied. „Die ſind raſch darhinter her!‟ dacht’ ich bei mir ſelbſt; und mir ward doch nicht ganz wohl dabei zu Muthe. Als ich ankam, fand ich es ganz ſo, wie mie’s mein Schwiegervater verkuͤndigt hatte. Mir ward ein ſchon fertiges Protokoll vor- geleſen, des Jnhalts, daß ich es ſey, der unberufener Weiſe das Schiff zum Sinken gebracht und dadurch einen Schaden von ſo und ſo viel Tauſenden angerichtet habe. Jch ſollte jetzt die Wahrheit dieſer Angaben an- erkennen, von der Urſache Rede und Ant- wort geben und allenfalls anfuͤhren, was ich zu meiner Vertheidigung vorzubringen wuͤßte. Hm! das ſtand ja ſogar verzweifelt noch nicht, wenn mir noch Einrede und Verthei- digung zugeſtanden wurde! — „Tauſend Augen‟ — ſagte ich — „haben es mit an- geſehen, wie das Schiff hinten hinaus in hellem Feuer ſtand; und je mehr Luftloͤcher die Leute in’s Verdeck hieben, deſto mehr Nahrung gaben ſie dem inwendigen Brande. Haͤtte das nur noch eine halbe Viertelſtunde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/200
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/200>, abgerufen am 15.05.2024.