Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Es lief aber Alles verwirrt durch einan- Dieser Widerstand erhitzte mich noch mehr. Anfangs hörte man mich nich nicht; da Es lief aber Alles verwirrt durch einan- Dieſer Widerſtand erhitzte mich noch mehr. Anfangs hoͤrte man mich nich nicht; da <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0198" n="182"/> <p>Es lief aber Alles verwirrt durch einan-<lb/> der, und kein Menſch konnte oder wollte in<lb/> dem Tumult auf mich hoͤren. Da griff ich<lb/> Einen von meinen Schiffszimmerleuten auf;<lb/> ſprang mit ihm in das Boot, welches zum<lb/> brennenden Schiffe gehoͤrte und demſelben zur<lb/> Seite lag, und zeigte ihm eine Planke, dicht<lb/> an und uͤber dem Waſſer, wo er in Gottes<lb/> Namen ein Loch durch’s Schiff hauen ſollte.<lb/> „Das laſſ’ ich wohl bleiben!‟ war ſeine Ant-<lb/> wort — „Jch koͤnnte ſchlimmen Lohn dafuͤr<lb/> haben!‟</p><lb/> <p>Dieſer Widerſtand erhitzte mich noch mehr.<lb/> Jch riß ihm die Axt aus den Haͤnden, und<lb/> bedachte mich keinen Augenblick, ein ganz huͤb-<lb/> ſches Loch hart uͤberm Waſſerſpiegel durch-<lb/> zukappen. Als ich den guten Erfolg ſah,<lb/> legte ich mich auf den Bauch und hieb immer<lb/> tiefer einwaͤrts, bis endlich das Waſſer ſtrom-<lb/> weiſe da durch und in den Schiffsraum drang.<lb/> Das eben hatte ich gewollt; und nun eilte<lb/> ich ſpornſtreichs aus dem Boote auf das<lb/> Verdeck, wo ſich hundert und mehr Men-<lb/> ſchen draͤngten, und ſchrie: „Herunter vom<lb/> Schiff, was nicht verfaufen will! Jn der<lb/> Minute wird’s ſinken!‟</p><lb/> <p>Anfangs hoͤrte man mich nich nicht; da<lb/> ich es aber immer und immer wiederholte,<lb/> und zugleich auch das Schiff begann, ſich<lb/> ſtark auf jene Seite zu neigen, ſo kam auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0198]
Es lief aber Alles verwirrt durch einan-
der, und kein Menſch konnte oder wollte in
dem Tumult auf mich hoͤren. Da griff ich
Einen von meinen Schiffszimmerleuten auf;
ſprang mit ihm in das Boot, welches zum
brennenden Schiffe gehoͤrte und demſelben zur
Seite lag, und zeigte ihm eine Planke, dicht
an und uͤber dem Waſſer, wo er in Gottes
Namen ein Loch durch’s Schiff hauen ſollte.
„Das laſſ’ ich wohl bleiben!‟ war ſeine Ant-
wort — „Jch koͤnnte ſchlimmen Lohn dafuͤr
haben!‟
Dieſer Widerſtand erhitzte mich noch mehr.
Jch riß ihm die Axt aus den Haͤnden, und
bedachte mich keinen Augenblick, ein ganz huͤb-
ſches Loch hart uͤberm Waſſerſpiegel durch-
zukappen. Als ich den guten Erfolg ſah,
legte ich mich auf den Bauch und hieb immer
tiefer einwaͤrts, bis endlich das Waſſer ſtrom-
weiſe da durch und in den Schiffsraum drang.
Das eben hatte ich gewollt; und nun eilte
ich ſpornſtreichs aus dem Boote auf das
Verdeck, wo ſich hundert und mehr Men-
ſchen draͤngten, und ſchrie: „Herunter vom
Schiff, was nicht verfaufen will! Jn der
Minute wird’s ſinken!‟
Anfangs hoͤrte man mich nich nicht; da
ich es aber immer und immer wiederholte,
und zugleich auch das Schiff begann, ſich
ſtark auf jene Seite zu neigen, ſo kam auf
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