Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Kleider stieg mir so unerträglich zu Kopf Gleich darauf stieß ich wieder ab, um, Jndem ich mich nun auf's neue nach der Kleider ſtieg mir ſo unertraͤglich zu Kopf Gleich darauf ſtieß ich wieder ab, um, Jndem ich mich nun auf’s neue nach der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0190" n="174"/> Kleider ſtieg mir ſo unertraͤglich zu Kopf<lb/> und Bruſt, daß ich von meinem Vorneh-<lb/> men abſtehen mußte. Doch ergriff ich die<lb/> Ungluͤckliche an Hand und Fuß; zerrte ſie<lb/> ſo — wenn gleich einwenig unſanft, nach<lb/> dem Boote, und brachte ſie hinuͤber, wo<lb/> ſie mir von den vielen umſtehenden Menſchen<lb/> abgenommen wurde.</p><lb/> <p>Gleich darauf ſtieß ich wieder ab, um,<lb/> wo moͤglich, irgend einem Bedraͤngten in die-<lb/> ſer Noth retten zu helfen, und kam an das<lb/> Loͤbenichtſche Schlachthaus, das gleichfalls in<lb/> hellem Feuer ſtand, und wo noch, wie ich<lb/> durch die niedergebrannten Planken wahrneh-<lb/> men konnte, eine Menge ausgeſchlachteten<lb/> Viehes umherhieng. „Mein Gott! dachte<lb/> ich — wie vielen hundert Menſchen koͤnnte<lb/> das noch zur Erquickung dienen, denen das<lb/> Ungluͤck heute nichts, als das liebe Leben, ge-<lb/> laſſen hat!‟ Ein großer fetter Ochſe, der<lb/> der Treppe nach dem Waſſer am naͤchſten<lb/> hieng, fiel mir beſonders in die Augen. Jch<lb/> ſchnitt ihn ab, waͤlzte ihn hinunter und<lb/> ſchleppte ihn hinter meinem Fahrzeuge her<lb/> an’s jenſeitige Ufer, wo ihn mir ein Reuter<lb/> abnahm und vollends auf’s Trockne brachte.<lb/> Wo er weiter geblieben und wem er zu<lb/> gute gekommen iſt, weiß ich nicht.</p><lb/> <p>Jndem ich mich nun auf’s neue nach der<lb/> Loͤbenichtſchen Seite hinuͤber machte, ſtieß ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0190]
Kleider ſtieg mir ſo unertraͤglich zu Kopf
und Bruſt, daß ich von meinem Vorneh-
men abſtehen mußte. Doch ergriff ich die
Ungluͤckliche an Hand und Fuß; zerrte ſie
ſo — wenn gleich einwenig unſanft, nach
dem Boote, und brachte ſie hinuͤber, wo
ſie mir von den vielen umſtehenden Menſchen
abgenommen wurde.
Gleich darauf ſtieß ich wieder ab, um,
wo moͤglich, irgend einem Bedraͤngten in die-
ſer Noth retten zu helfen, und kam an das
Loͤbenichtſche Schlachthaus, das gleichfalls in
hellem Feuer ſtand, und wo noch, wie ich
durch die niedergebrannten Planken wahrneh-
men konnte, eine Menge ausgeſchlachteten
Viehes umherhieng. „Mein Gott! dachte
ich — wie vielen hundert Menſchen koͤnnte
das noch zur Erquickung dienen, denen das
Ungluͤck heute nichts, als das liebe Leben, ge-
laſſen hat!‟ Ein großer fetter Ochſe, der
der Treppe nach dem Waſſer am naͤchſten
hieng, fiel mir beſonders in die Augen. Jch
ſchnitt ihn ab, waͤlzte ihn hinunter und
ſchleppte ihn hinter meinem Fahrzeuge her
an’s jenſeitige Ufer, wo ihn mir ein Reuter
abnahm und vollends auf’s Trockne brachte.
Wo er weiter geblieben und wem er zu
gute gekommen iſt, weiß ich nicht.
Jndem ich mich nun auf’s neue nach der
Loͤbenichtſchen Seite hinuͤber machte, ſtieß ich
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