ten, den Schiffern Paul Todt und Johann Henke, im lustigen Muth des Sinnes, zu dem Neuangekommenen, der gleichfalls ein ehrlicher Colberger war, an Bord zu fahren. Beim Eintritt in seine Kajüte sahen wir, daß ihm die Brandung beim Einlaufen hinten die Fen- ster und Porten in Stücken geschlagen hatte, und daß drinnen Alles voll Wasser stand. Er hatte nun zum Schaden auch noch den Spott, indem wir ihn redlich auslachten. Jch erinnerte mich dabei, daß ich mit die- sem nemlichen Schiffe und in einem ähn- lichen Sturmwetter hier in den Hafen gese- gelt, aber die Besonnenheit gehabt, die Hin- ter-Porten zuvor fallen zu lassen.
Bei der fortgesetzten Neckerei hub end- lich unser Wirth im halben Unwillen an: "Basta, Jhr Herren! Jhr sollt am längsten gespottet haben. -- Heda, Junge! Den Koch herbei! -- Koch, auf dem Platze an Land gefahren, und holt mir den Tischler, so und so genannt. Er soll sich mit Handwerkszeug versehn, um hier die Einschieb-Rahmen los- zumachen, damit sie zum Glaser in die Kur gebracht werden können." -- Während nun sein Wille ausgerichtet wurde, der Tischler aber, ohne daß wir uns weiter daran kehr- ten, seine Arbeit begann, saßen wir daneben bei einem Glase Wein, wobei wir vergnügt
ten, den Schiffern Paul Todt und Johann Henke, im luſtigen Muth des Sinnes, zu dem Neuangekommenen, der gleichfalls ein ehrlicher Colberger war, an Bord zu fahren. Beim Eintritt in ſeine Kajuͤte ſahen wir, daß ihm die Brandung beim Einlaufen hinten die Fen- ſter und Porten in Stuͤcken geſchlagen hatte, und daß drinnen Alles voll Waſſer ſtand. Er hatte nun zum Schaden auch noch den Spott, indem wir ihn redlich auslachten. Jch erinnerte mich dabei, daß ich mit die- ſem nemlichen Schiffe und in einem aͤhn- lichen Sturmwetter hier in den Hafen geſe- gelt, aber die Beſonnenheit gehabt, die Hin- ter-Porten zuvor fallen zu laſſen.
Bei der fortgeſetzten Neckerei hub end- lich unſer Wirth im halben Unwillen an: „Baſta, Jhr Herren! Jhr ſollt am laͤngſten geſpottet haben. — Heda, Junge! Den Koch herbei! — Koch, auf dem Platze an Land gefahren, und holt mir den Tiſchler, ſo und ſo genannt. Er ſoll ſich mit Handwerkszeug verſehn, um hier die Einſchieb-Rahmen los- zumachen, damit ſie zum Glaſer in die Kur gebracht werden koͤnnen.‟ — Waͤhrend nun ſein Wille ausgerichtet wurde, der Tiſchler aber, ohne daß wir uns weiter daran kehr- ten, ſeine Arbeit begann, ſaßen wir daneben bei einem Glaſe Wein, wobei wir vergnuͤgt
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ten, den Schiffern Paul Todt und Johann
Henke, im luſtigen Muth des Sinnes, zu dem
Neuangekommenen, der gleichfalls ein ehrlicher
Colberger war, an Bord zu fahren. Beim
Eintritt in ſeine Kajuͤte ſahen wir, daß ihm
die Brandung beim Einlaufen hinten die Fen-
ſter und Porten in Stuͤcken geſchlagen hatte,
und daß drinnen Alles voll Waſſer ſtand.
Er hatte nun zum Schaden auch noch den
Spott, indem wir ihn redlich auslachten.
Jch erinnerte mich dabei, daß ich mit die-
ſem nemlichen Schiffe und in einem aͤhn-
lichen Sturmwetter hier in den Hafen geſe-
gelt, aber die Beſonnenheit gehabt, die Hin-
ter-Porten zuvor fallen zu laſſen.
Bei der fortgeſetzten Neckerei hub end-
lich unſer Wirth im halben Unwillen an:
„Baſta, Jhr Herren! Jhr ſollt am laͤngſten
geſpottet haben. — Heda, Junge! Den Koch
herbei! — Koch, auf dem Platze an Land
gefahren, und holt mir den Tiſchler, ſo und
ſo genannt. Er ſoll ſich mit Handwerkszeug
verſehn, um hier die Einſchieb-Rahmen los-
zumachen, damit ſie zum Glaſer in die Kur
gebracht werden koͤnnen.‟ — Waͤhrend nun
ſein Wille ausgerichtet wurde, der Tiſchler
aber, ohne daß wir uns weiter daran kehr-
ten, ſeine Arbeit begann, ſaßen wir daneben
bei einem Glaſe Wein, wobei wir vergnuͤgt
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/183>, abgerufen am 27.11.2024.
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