Zunge ein Gebiß an, als ihre Gift sprühen- den Blicke sich sogleich wieder in sanfte Tau- benaugen verwandeln wollten.
Ein paar Tage darauf kamen wir in's Gesicht von Dünamünde; und da der Wind nach Osten umgieng, legten wir uns auf der Rheede vor Anker. Das stand indeß meinem Schiffs-Commandanten nicht an, der augen- blicklich in den Hafen gebracht seyn wollte, und, da ich ihm die Unmöglichkeit vorstellte, aller frühern Höflichkeit vergaß und mich für einen Pfuscher in meinem Handwerk er- klärte. Eine schnöde Antwort blieb nicht aus, und die endliche Folge war der Versuch zu einer thätlichen Mißhandlung, der ich für den Augenblick ein ruhiges Schweigen entge- gensetzte. Aber zu gleicher Zeit steckte ich auch eine Nothflagge auf, deren Bedeutung mein Widersacher nicht ahndete. Nicht lange, so kam der Lootsen-Commandeur mit seinen Leuten mir auf die Seite. Anstatt jedoch seine verwunderten Fragen zu beantworten, sprang ich zu ihm in's Boot und verlangte, zu dem Militair-Commandanten in Buller- Aa geführt zu werden, wo ich demnächst meine Klage gegen die Behandlung des Lief- länders anbrachte und bat, entweder Diesen vom Schiffe zu entfernen, oder einen andern Schiffer an Bord desselben zu setzen, der es nach Riga führte. Ersteres ward auch ohne
Zunge ein Gebiß an, als ihre Gift ſpruͤhen- den Blicke ſich ſogleich wieder in ſanfte Tau- benaugen verwandeln wollten.
Ein paar Tage darauf kamen wir in’s Geſicht von Duͤnamuͤnde; und da der Wind nach Oſten umgieng, legten wir uns auf der Rheede vor Anker. Das ſtand indeß meinem Schiffs-Commandanten nicht an, der augen- blicklich in den Hafen gebracht ſeyn wollte, und, da ich ihm die Unmoͤglichkeit vorſtellte, aller fruͤhern Hoͤflichkeit vergaß und mich fuͤr einen Pfuſcher in meinem Handwerk er- klaͤrte. Eine ſchnoͤde Antwort blieb nicht aus, und die endliche Folge war der Verſuch zu einer thaͤtlichen Mißhandlung, der ich fuͤr den Augenblick ein ruhiges Schweigen entge- genſetzte. Aber zu gleicher Zeit ſteckte ich auch eine Nothflagge auf, deren Bedeutung mein Widerſacher nicht ahndete. Nicht lange, ſo kam der Lootſen-Commandeur mit ſeinen Leuten mir auf die Seite. Anſtatt jedoch ſeine verwunderten Fragen zu beantworten, ſprang ich zu ihm in’s Boot und verlangte, zu dem Militair-Commandanten in Buller- Aa gefuͤhrt zu werden, wo ich demnaͤchſt meine Klage gegen die Behandlung des Lief- laͤnders anbrachte und bat, entweder Dieſen vom Schiffe zu entfernen, oder einen andern Schiffer an Bord deſſelben zu ſetzen, der es nach Riga fuͤhrte. Erſteres ward auch ohne
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Zunge ein Gebiß an, als ihre Gift ſpruͤhen-
den Blicke ſich ſogleich wieder in ſanfte Tau-
benaugen verwandeln wollten.
Ein paar Tage darauf kamen wir in’s
Geſicht von Duͤnamuͤnde; und da der Wind
nach Oſten umgieng, legten wir uns auf der
Rheede vor Anker. Das ſtand indeß meinem
Schiffs-Commandanten nicht an, der augen-
blicklich in den Hafen gebracht ſeyn wollte,
und, da ich ihm die Unmoͤglichkeit vorſtellte,
aller fruͤhern Hoͤflichkeit vergaß und mich
fuͤr einen Pfuſcher in meinem Handwerk er-
klaͤrte. Eine ſchnoͤde Antwort blieb nicht
aus, und die endliche Folge war der Verſuch
zu einer thaͤtlichen Mißhandlung, der ich fuͤr
den Augenblick ein ruhiges Schweigen entge-
genſetzte. Aber zu gleicher Zeit ſteckte ich
auch eine Nothflagge auf, deren Bedeutung
mein Widerſacher nicht ahndete. Nicht lange,
ſo kam der Lootſen-Commandeur mit ſeinen
Leuten mir auf die Seite. Anſtatt jedoch
ſeine verwunderten Fragen zu beantworten,
ſprang ich zu ihm in’s Boot und verlangte,
zu dem Militair-Commandanten in Buller-
Aa gefuͤhrt zu werden, wo ich demnaͤchſt
meine Klage gegen die Behandlung des Lief-
laͤnders anbrachte und bat, entweder Dieſen
vom Schiffe zu entfernen, oder einen andern
Schiffer an Bord deſſelben zu ſetzen, der es
nach Riga fuͤhrte. Erſteres ward auch ohne
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/178>, abgerufen am 24.11.2024.
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