Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835. Verwandlung. (Der Wolkenprospekt erhebt sich, man sieht im Hintergrunde in einer sich öffnenden etwas tieferen Wolkengruppe das Haus, welches Leim, Zwirn und Knieriem be- wohnen. Zu ebener Erde ist die Tischler-Werkstatt, in welcher Leim mit den Gesellen ihre Arbeit beendigen. Leim zur Seite steht Peppi. Im ersten Stockwert sieht man durch ein offenes Fenster Knieriem auf dem Dreifuß arbeiten, indem er dabei immer zärtlich nach einem ihm zur Seite stehenden jungen Weibe, in bür- gerlicher Hauskleidung, blickt. -- Bei dem andern Fen- ster des ersten Stockwerkes sieht man Zwirn, wie er mit großem Fleiße biegelt, und dazwischen immer ein ne- ben ihm nähendes junges Weib umarmt. In beiden Zimmern sieht man mehrere Kinder.) Knieriem (zu seinem Weibe). Ist das ein Glück, Weib! der Komet is aus- blieb'n, d'Welt steht alleweil noch, und wir stehn mitten drauf mit unserer unsinnigen Familie. Zwirn (ruft aus dem Fenster hinüber). Du, Knieriem, wir seyn eing'laden beim Bru- der Leim; bist bald fertig? Knieriem. Den Augenblick; die Tischler machen eh gleich Feierabend unt. Zwirn. Ich muß nur noch mit der Meinigen die klein Kinder einschlafern. (Es schlägt 7 Uhr.) Verwandlung. (Der Wolkenproſpekt erhebt ſich, man ſieht im Hintergrunde in einer ſich öffnenden etwas tieferen Wolkengruppe das Haus, welches Leim, Zwirn und Knieriem be- wohnen. Zu ebener Erde iſt die Tiſchler-Werkſtatt, in welcher Leim mit den Geſellen ihre Arbeit beendigen. Leim zur Seite ſteht Peppi. Im erſten Stockwert ſieht man durch ein offenes Fenſter Knieriem auf dem Dreifuß arbeiten, indem er dabei immer zärtlich nach einem ihm zur Seite ſtehenden jungen Weibe, in bür- gerlicher Hauskleidung, blickt. — Bei dem andern Fen- ſter des erſten Stockwerkes ſieht man Zwirn, wie er mit großem Fleiße biegelt, und dazwiſchen immer ein ne- ben ihm nähendes junges Weib umarmt. In beiden Zimmern ſieht man mehrere Kinder.) Knieriem (zu ſeinem Weibe). Iſt das ein Glück, Weib! der Komet is aus- blieb’n, d’Welt ſteht alleweil noch, und wir ſtehn mitten drauf mit unſerer unſinnigen Familie. Zwirn (ruft aus dem Fenſter hinüber). Du, Knieriem, wir ſeyn eing’laden beim Bru- der Leim; biſt bald fertig? Knieriem. Den Augenblick; die Tiſchler machen eh gleich Feierabend unt. Zwirn. Ich muß nur noch mit der Meinigen die klein Kinder einſchlafern. (Es ſchlägt 7 Uhr.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#AMO"> <pb facs="#f0128" n="122"/> <stage><hi rendition="#g">Verwandlung</hi>.</stage><lb/> <stage>(Der Wolkenproſpekt erhebt ſich, man ſieht im Hintergrunde<lb/> in einer ſich öffnenden etwas tieferen Wolkengruppe das<lb/> Haus, welches <hi rendition="#g">Leim, Zwirn</hi> und <hi rendition="#g">Knieriem</hi> be-<lb/> wohnen. Zu ebener Erde iſt die Tiſchler-Werkſtatt,<lb/> in welcher Leim mit den Geſellen ihre Arbeit beendigen.<lb/> Leim zur Seite ſteht <hi rendition="#g">Peppi</hi>. Im erſten Stockwert<lb/> ſieht man durch ein offenes Fenſter Knieriem auf dem<lb/> Dreifuß arbeiten, indem er dabei immer zärtlich nach<lb/> einem ihm zur Seite ſtehenden jungen Weibe, in bür-<lb/> gerlicher Hauskleidung, blickt. — Bei dem andern Fen-<lb/> ſter des erſten Stockwerkes ſieht man Zwirn, wie er mit<lb/> großem Fleiße biegelt, und dazwiſchen immer ein ne-<lb/> ben ihm nähendes junges Weib umarmt. In beiden<lb/> Zimmern ſieht man mehrere Kinder.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker> <hi rendition="#g">Knieriem</hi> </speaker><lb/> <stage>(zu ſeinem Weibe).</stage><lb/> <p>Iſt das ein Glück, Weib! der Komet is aus-<lb/> blieb’n, d’Welt ſteht alleweil noch, und wir ſtehn<lb/> mitten drauf mit unſerer unſinnigen Familie.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker> <hi rendition="#g">Zwirn</hi> </speaker><lb/> <stage>(ruft aus dem Fenſter hinüber).</stage><lb/> <p>Du, Knieriem, wir ſeyn eing’laden beim Bru-<lb/> der Leim; biſt bald fertig?</p> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/> <p>Den Augenblick; die Tiſchler machen eh gleich<lb/> Feierabend unt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich muß nur noch mit der Meinigen die<lb/> klein Kinder einſchlafern.</p><lb/> <stage>(Es ſchlägt 7 Uhr.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0128]
Verwandlung.
(Der Wolkenproſpekt erhebt ſich, man ſieht im Hintergrunde
in einer ſich öffnenden etwas tieferen Wolkengruppe das
Haus, welches Leim, Zwirn und Knieriem be-
wohnen. Zu ebener Erde iſt die Tiſchler-Werkſtatt,
in welcher Leim mit den Geſellen ihre Arbeit beendigen.
Leim zur Seite ſteht Peppi. Im erſten Stockwert
ſieht man durch ein offenes Fenſter Knieriem auf dem
Dreifuß arbeiten, indem er dabei immer zärtlich nach
einem ihm zur Seite ſtehenden jungen Weibe, in bür-
gerlicher Hauskleidung, blickt. — Bei dem andern Fen-
ſter des erſten Stockwerkes ſieht man Zwirn, wie er mit
großem Fleiße biegelt, und dazwiſchen immer ein ne-
ben ihm nähendes junges Weib umarmt. In beiden
Zimmern ſieht man mehrere Kinder.)
Knieriem
(zu ſeinem Weibe).
Iſt das ein Glück, Weib! der Komet is aus-
blieb’n, d’Welt ſteht alleweil noch, und wir ſtehn
mitten drauf mit unſerer unſinnigen Familie.
Zwirn
(ruft aus dem Fenſter hinüber).
Du, Knieriem, wir ſeyn eing’laden beim Bru-
der Leim; biſt bald fertig?
Knieriem.
Den Augenblick; die Tiſchler machen eh gleich
Feierabend unt.
Zwirn.
Ich muß nur noch mit der Meinigen die
klein Kinder einſchlafern.
(Es ſchlägt 7 Uhr.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |