Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwirn.
O, Sie kennen ihn nicht so, wie ich ihn
kenn.
Hobelmann.
Aber er hat ja gar nichts g'redt.
Zwirn.
Aber er hätt' was reden können. -- Das kommt
grad' so heraus, als wenn Sie unser Narr wären.
Hobelmann.
Jetzt sei Er einmal still, sonst leg' ich den
Brief nieder, nachher kann Er lesen.
Zwirn.
Nachher kann ich lesen, wenn Sie den Brief
niederlegen?
Hobelmann.
Ich mein', daß Er hernach gar nicht erfahret,
was in dem Brief steht, weil Er selber nicht lesen
kann. -- Kann Er denn nicht zwei Minuten still
seyn?
Zwirn.
O, auch noch länger.
Hobelmann.
Also schweig er. (Lies't.) "Wie gern wär' ich
heute bei Euch, aber --
Zwirn.
Herr von Hobelmann, ich werd' Ihnen einen
Vorschlag machen. Damit Sie im Lesen nicht mehr
Zwirn.
O, Sie kennen ihn nicht ſo, wie ich ihn
kenn.
Hobelmann.
Aber er hat ja gar nichts g’redt.
Zwirn.
Aber er hätt’ was reden können. — Das kommt
grad’ ſo heraus, als wenn Sie unſer Narr wären.
Hobelmann.
Jetzt ſei Er einmal ſtill, ſonſt leg’ ich den
Brief nieder, nachher kann Er leſen.
Zwirn.
Nachher kann ich leſen, wenn Sie den Brief
niederlegen?
Hobelmann.
Ich mein’, daß Er hernach gar nicht erfahret,
was in dem Brief ſteht, weil Er ſelber nicht leſen
kann. — Kann Er denn nicht zwei Minuten ſtill
ſeyn?
Zwirn.
O, auch noch länger.
Hobelmann.
Alſo ſchweig er. (Lieſ’t.) »Wie gern wär’ ich
heute bei Euch, aber —
Zwirn.
Herr von Hobelmann, ich werd’ Ihnen einen
Vorſchlag machen. Damit Sie im Leſen nicht mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0102" n="96"/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O, Sie kennen ihn nicht &#x017F;o, wie ich ihn<lb/>
kenn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOB">
            <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Aber er hat ja gar nichts g&#x2019;redt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Aber er hätt&#x2019; was reden können. &#x2014; Das kommt<lb/>
grad&#x2019; &#x017F;o heraus, als wenn Sie un&#x017F;er Narr wären.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOB">
            <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Jetzt &#x017F;ei Er einmal &#x017F;till, &#x017F;on&#x017F;t leg&#x2019; ich den<lb/>
Brief nieder, nachher kann <hi rendition="#g">Er</hi> le&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Nachher kann ich le&#x017F;en, wenn Sie den Brief<lb/>
niederlegen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOB">
            <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ich mein&#x2019;, daß Er hernach gar nicht erfahret,<lb/>
was in dem Brief &#x017F;teht, weil Er &#x017F;elber nicht le&#x017F;en<lb/>
kann. &#x2014; Kann Er denn nicht zwei Minuten &#x017F;till<lb/>
&#x017F;eyn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O, auch noch länger.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOB">
            <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Al&#x017F;o &#x017F;chweig er.</p>
            <stage>(Lie&#x017F;&#x2019;t.)</stage>
            <p>»Wie gern wär&#x2019; ich<lb/>
heute bei Euch, aber &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Herr von Hobelmann, ich werd&#x2019; Ihnen einen<lb/>
Vor&#x017F;chlag machen. Damit Sie im Le&#x017F;en nicht mehr<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0102] Zwirn. O, Sie kennen ihn nicht ſo, wie ich ihn kenn. Hobelmann. Aber er hat ja gar nichts g’redt. Zwirn. Aber er hätt’ was reden können. — Das kommt grad’ ſo heraus, als wenn Sie unſer Narr wären. Hobelmann. Jetzt ſei Er einmal ſtill, ſonſt leg’ ich den Brief nieder, nachher kann Er leſen. Zwirn. Nachher kann ich leſen, wenn Sie den Brief niederlegen? Hobelmann. Ich mein’, daß Er hernach gar nicht erfahret, was in dem Brief ſteht, weil Er ſelber nicht leſen kann. — Kann Er denn nicht zwei Minuten ſtill ſeyn? Zwirn. O, auch noch länger. Hobelmann. Alſo ſchweig er. (Lieſ’t.) »Wie gern wär’ ich heute bei Euch, aber — Zwirn. Herr von Hobelmann, ich werd’ Ihnen einen Vorſchlag machen. Damit Sie im Leſen nicht mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/102
Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/102>, abgerufen am 23.11.2024.