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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
viel heißt/ als Weiber-Marckt. Diese Seule ist inwendig hohl/
hat eine Schnecken hinauf und ist sehr hoch von schönen weissen
klaren wie ungearbeiteten Marmelstein und von aussen mit
überauß künstlichen grossen außgehauenen Bildern und Figu-
ren gezieret und stehet auf einem weissen sehr langen hohen und
breiten Marmelsteinern mit grossen Bildern außgehauenen
Grunde.

Uber dieses ist noch eine runde hohe Marmelsteinerne
Seule zusehen/ auf welcher oben ein steinerner Kasten/ und ist
dieselbe zu dem Ende allda aufgerichtet worden: Als eines
Türckischen Keysers Gemahl einsmals den elenden Zustand
eines toden Menschen/ so im Grabe von Schlangen und Wür-
men verzehret werden muß/ bey sich betrachtet/ hat sie sich dar-
über hefftig entsetzet und deßwegen angeordnet/ wenn sie ster-
ben würde/ solte man sie mit dem steinern Sarge auff eine sehr
hohe steinerne Seule setzen/ damit sie für den Schlangen und
anderm Gewürme mögte sicher seyn und von ihnen nicht ver-
zehrt werden könte/ welchem ihrem Begehren auch nach ihrem
Tode ein Genügen geschehen.

Es sind aber die Schlangen wunderbarer weise die glatte
marmelsteinerne Seule hinauf zum Sarge gekrochen und den
toden Cörper zuverzehren gesuchet/ welches ja eine augen-
scheinliche Straffe Gottes gewesen der verzweiffelten Hoffart/
damit ja wahr bleibe/ was Gottes Wort saget: GOTT wi-
derstehe denen Hoffährtigen/ aber denen Demüthigen gebe er
Gnade.

Am Ende der Stadt stehet aussen vor Constantini Pfor-
te ein hoch aufgemauerter Garte voller schönen Cypressen-
Bäume/ welcher über die massen lustig anzusehen.

Jn Constantinopel gibts fünff grosse Schulen/ darin-
nen die Türckischen Sofhi, oder Studenten unterwiesen werden.

Da

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
viel heißt/ als Weiber-Marckt. Dieſe Seule iſt inwendig hohl/
hat eine Schnecken hinauf und iſt ſehr hoch von ſchoͤnen weiſſen
klaren wie ungearbeiteten Marmelſtein und von auſſen mit
uͤberauß kuͤnſtlichen groſſen außgehauenen Bildern und Figu-
ren gezieret und ſtehet auf einem weiſſen ſehr langen hohen und
breiten Marmelſteinern mit groſſen Bildern außgehauenen
Grunde.

Uber dieſes iſt noch eine runde hohe Marmelſteinerne
Seule zuſehen/ auf welcher oben ein ſteinerner Kaſten/ und iſt
dieſelbe zu dem Ende allda aufgerichtet worden: Als eines
Tuͤrckiſchen Keyſers Gemahl einsmals den elenden Zuſtand
eines toden Menſchen/ ſo im Grabe von Schlangen und Wuͤr-
men verzehret werden muß/ bey ſich betrachtet/ hat ſie ſich dar-
uͤber hefftig entſetzet und deßwegen angeordnet/ wenn ſie ſter-
ben wuͤrde/ ſolte man ſie mit dem ſteinern Sarge auff eine ſehr
hohe ſteinerne Seule ſetzen/ damit ſie fuͤr den Schlangen und
anderm Gewuͤrme moͤgte ſicher ſeyn und von ihnen nicht ver-
zehrt werden koͤnte/ welchem ihrem Begehren auch nach ihrem
Tode ein Genuͤgen geſchehen.

Es ſind aber die Schlangen wunderbarer weiſe die glatte
marmelſteinerne Seule hinauf zum Sarge gekrochen und den
toden Coͤrper zuverzehren geſuchet/ welches ja eine augen-
ſcheinliche Straffe Gottes geweſen der verzweiffelten Hoffart/
damit ja wahr bleibe/ was Gottes Wort ſaget: GOTT wi-
derſtehe denen Hoffaͤhrtigen/ aber denen Demuͤthigen gebe er
Gnade.

Am Ende der Stadt ſtehet auſſen vor Conſtantini Pfor-
te ein hoch aufgemauerter Garte voller ſchoͤnen Cypreſſen-
Baͤume/ welcher uͤber die maſſen luſtig anzuſehen.

Jn Conſtantinopel gibts fuͤnff groſſe Schulen/ darin-
nen die Tuͤrckiſchen Sofhi, oder Studenten unterwieſen werden.

Da
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[53/0059] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. viel heißt/ als Weiber-Marckt. Dieſe Seule iſt inwendig hohl/ hat eine Schnecken hinauf und iſt ſehr hoch von ſchoͤnen weiſſen klaren wie ungearbeiteten Marmelſtein und von auſſen mit uͤberauß kuͤnſtlichen groſſen außgehauenen Bildern und Figu- ren gezieret und ſtehet auf einem weiſſen ſehr langen hohen und breiten Marmelſteinern mit groſſen Bildern außgehauenen Grunde. Uber dieſes iſt noch eine runde hohe Marmelſteinerne Seule zuſehen/ auf welcher oben ein ſteinerner Kaſten/ und iſt dieſelbe zu dem Ende allda aufgerichtet worden: Als eines Tuͤrckiſchen Keyſers Gemahl einsmals den elenden Zuſtand eines toden Menſchen/ ſo im Grabe von Schlangen und Wuͤr- men verzehret werden muß/ bey ſich betrachtet/ hat ſie ſich dar- uͤber hefftig entſetzet und deßwegen angeordnet/ wenn ſie ſter- ben wuͤrde/ ſolte man ſie mit dem ſteinern Sarge auff eine ſehr hohe ſteinerne Seule ſetzen/ damit ſie fuͤr den Schlangen und anderm Gewuͤrme moͤgte ſicher ſeyn und von ihnen nicht ver- zehrt werden koͤnte/ welchem ihrem Begehren auch nach ihrem Tode ein Genuͤgen geſchehen. Es ſind aber die Schlangen wunderbarer weiſe die glatte marmelſteinerne Seule hinauf zum Sarge gekrochen und den toden Coͤrper zuverzehren geſuchet/ welches ja eine augen- ſcheinliche Straffe Gottes geweſen der verzweiffelten Hoffart/ damit ja wahr bleibe/ was Gottes Wort ſaget: GOTT wi- derſtehe denen Hoffaͤhrtigen/ aber denen Demuͤthigen gebe er Gnade. Am Ende der Stadt ſtehet auſſen vor Conſtantini Pfor- te ein hoch aufgemauerter Garte voller ſchoͤnen Cypreſſen- Baͤume/ welcher uͤber die maſſen luſtig anzuſehen. Jn Conſtantinopel gibts fuͤnff groſſe Schulen/ darin- nen die Tuͤrckiſchen Sofhi, oder Studenten unterwieſen werden. Da

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/59>, abgerufen am 27.11.2024.