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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Land daherum ist vordessen Thracia genennet worden/ ietzt a-
ber heißts die Romaney. Es ist aber diß Constantinopel über-
auß groß und wie man gewiß dafür hält/ hat sie in ihrem Um-
schweiff über 15. Jtalienische Meilen/ welches ich nicht widerre-
de/ sintemahlich die gantze Stadt/ so zu Lande/ als auff dem
Meer umreiset/ an Menschen schätzt man sie in die acht mahl
hundert tausend starck. Sie liegt in der Gestalt einer Triangul
in drey Spitzen/ oder Winckel eingetheilet/ der eine bey deß Tür-
ckischen Keysers Pallast/ da gleich gegen über Pontus Euxinus,
oder das schwartze Meer zwischen Europa und Asia starck herein
fleußt und in das weisse Meer fället; der ander bey den sieben
Thürmen/ welches ein uhraltes Gebäu/ weitläufftig und die
Thürme mit Bley gedeckt/ auch sehr lustig gelegen ist; das drit-
te aber bey dem alten Pallast deß Keysers Constantini, welcher
gar verwüstet/ sonst aber ein alt Gebäu voller Winckel ist an
der Stadt-Mauer angelegen. Diese Seite aber von den
Thürmen biß ans alte Gebäu Constantini und zwar noch et-
was wenigers abwarts zum Wasser/ ist grösser/ als der an-
dern zweyen eines/ so am Meere liegen und den Triangul
schlüssen.

Die Mauren sind sehr hoch und dicke und in die Ring-
mauren sind sieben Berge und Hügel mit eingefasset. Der
eine liegt bey deß Türckischen Keysers Schloß und Pallast/
welcher deßwegen auch erhoben liegt. Am letzten Berge steht
ein alt Schloß mit sieben Thürmen/ deren ich zuvor gedacht und
ist zuverwundern/ wenn man in dem einen Thurme etwas re-
det/ so kan mans durch alle siebene hindurch hören. Es liegt ei-
ne gewisse Besatzung drinnen/ davon kein einiger herauß gehen
darff ohne ihres Bassen Befehl und auf die Türckischen zwey
hohen Feste im Jahr. Zwischen dem dritten und vierdten Ber-
ge ist ein Thaal/ in welchem von neun Jtalienischen Meilen

frisch
G

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Land daherum iſt vordeſſen Thracia genennet worden/ ietzt a-
ber heißts die Romaney. Es iſt aber diß Conſtantinopel uͤber-
auß groß und wie man gewiß dafuͤr haͤlt/ hat ſie in ihrem Um-
ſchweiff uͤber 15. Jtalieniſche Meilen/ welches ich nicht widerre-
de/ ſintemahlich die gantze Stadt/ ſo zu Lande/ als auff dem
Meer umreiſet/ an Menſchen ſchaͤtzt man ſie in die acht mahl
hundert tauſend ſtarck. Sie liegt in der Geſtalt einer Triangul
in drey Spitzen/ oder Winckel eingetheilet/ der eine bey deß Tuͤr-
ckiſchen Keyſers Pallaſt/ da gleich gegen uͤber Pontus Euxinus,
oder das ſchwartze Meer zwiſchen Europa und Aſia ſtarck herein
fleußt und in das weiſſe Meer faͤllet; der ander bey den ſieben
Thuͤrmen/ welches ein uhraltes Gebaͤu/ weitlaͤufftig und die
Thuͤrme mit Bley gedeckt/ auch ſehr luſtig gelegen iſt; das drit-
te aber bey dem alten Pallaſt deß Keyſers Conſtantini, welcher
gar verwuͤſtet/ ſonſt aber ein alt Gebaͤu voller Winckel iſt an
der Stadt-Mauer angelegen. Dieſe Seite aber von den
Thuͤrmen biß ans alte Gebaͤu Conſtantini und zwar noch et-
was wenigers abwarts zum Waſſer/ iſt groͤſſer/ als der an-
dern zweyen eines/ ſo am Meere liegen und den Triangul
ſchluͤſſen.

Die Mauren ſind ſehr hoch und dicke und in die Ring-
mauren ſind ſieben Berge und Huͤgel mit eingefaſſet. Der
eine liegt bey deß Tuͤrckiſchen Keyſers Schloß und Pallaſt/
welcher deßwegen auch erhoben liegt. Am letzten Berge ſteht
ein alt Schloß mit ſieben Thuͤrmẽ/ deren ich zuvor gedacht und
iſt zuverwundern/ wenn man in dem einen Thurme etwas re-
det/ ſo kan mans durch alle ſiebene hindurch hoͤren. Es liegt ei-
ne gewiſſe Beſatzung drinnen/ davon kein einiger herauß gehen
darff ohne ihres Baſſen Befehl und auf die Tuͤrckiſchen zwey
hohen Feſte im Jahr. Zwiſchen dem dritten und vierdten Ber-
ge iſt ein Thaal/ in welchem von neun Jtalieniſchen Meilen

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[47/0053] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Land daherum iſt vordeſſen Thracia genennet worden/ ietzt a- ber heißts die Romaney. Es iſt aber diß Conſtantinopel uͤber- auß groß und wie man gewiß dafuͤr haͤlt/ hat ſie in ihrem Um- ſchweiff uͤber 15. Jtalieniſche Meilen/ welches ich nicht widerre- de/ ſintemahlich die gantze Stadt/ ſo zu Lande/ als auff dem Meer umreiſet/ an Menſchen ſchaͤtzt man ſie in die acht mahl hundert tauſend ſtarck. Sie liegt in der Geſtalt einer Triangul in drey Spitzen/ oder Winckel eingetheilet/ der eine bey deß Tuͤr- ckiſchen Keyſers Pallaſt/ da gleich gegen uͤber Pontus Euxinus, oder das ſchwartze Meer zwiſchen Europa und Aſia ſtarck herein fleußt und in das weiſſe Meer faͤllet; der ander bey den ſieben Thuͤrmen/ welches ein uhraltes Gebaͤu/ weitlaͤufftig und die Thuͤrme mit Bley gedeckt/ auch ſehr luſtig gelegen iſt; das drit- te aber bey dem alten Pallaſt deß Keyſers Conſtantini, welcher gar verwuͤſtet/ ſonſt aber ein alt Gebaͤu voller Winckel iſt an der Stadt-Mauer angelegen. Dieſe Seite aber von den Thuͤrmen biß ans alte Gebaͤu Conſtantini und zwar noch et- was wenigers abwarts zum Waſſer/ iſt groͤſſer/ als der an- dern zweyen eines/ ſo am Meere liegen und den Triangul ſchluͤſſen. Die Mauren ſind ſehr hoch und dicke und in die Ring- mauren ſind ſieben Berge und Huͤgel mit eingefaſſet. Der eine liegt bey deß Tuͤrckiſchen Keyſers Schloß und Pallaſt/ welcher deßwegen auch erhoben liegt. Am letzten Berge ſteht ein alt Schloß mit ſieben Thuͤrmẽ/ deren ich zuvor gedacht und iſt zuverwundern/ wenn man in dem einen Thurme etwas re- det/ ſo kan mans durch alle ſiebene hindurch hoͤren. Es liegt ei- ne gewiſſe Beſatzung drinnen/ davon kein einiger herauß gehen darff ohne ihres Baſſen Befehl und auf die Tuͤrckiſchen zwey hohen Feſte im Jahr. Zwiſchen dem dritten und vierdten Ber- ge iſt ein Thaal/ in welchem von neun Jtalieniſchen Meilen friſch G

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/53>, abgerufen am 24.11.2024.