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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

DJe Gegend um Natolia ist eine über alle masse
lustige Gelegenheit/ alwo es von Oelbäumen/ Wein-
wachs und Ackerbau gleichsam lachet und ist darne-
ben etwas Gebürgig und das Land sehr fruchtbar/ von dan-
nen man biß vollends nach Smirna rechnet 50 Meilen.

Gedachten 11. Oct. vier Stunden vor Abend hat uns in
diesem Hafen ein solcher Sturm überfallen/ daß wir anders
nicht gedacht/ als wir alle zu Grunde gehen würden/ wie denn
vor unsern Augen eine grosse Barcke/ noch ausser dem Hafen/
elendiglich untergangen/ daß war uns ein schlechtes Will-
kommen in Asia.

Diesen Sturmwind nennet man paraffski, welcher ein bö-
ser und sehr schädlicher Wind ist. Er erhebt sich gehling und
wehet bald gemach/ bald reißt und tobet er dermassen/ als
wenn alles übern Hauffen gehen solte/ weßwegen wir drey
Ancker werffen müssen/ wiewol sie Anfangs nicht eingreiffen
wollen/ so uns nicht wenig Furcht verursachet Denn indem
das Schiff von einer Seiten zur andern schlug und die An-
cker nicht greiffen wolten/ begünte der Schiff-Capitain selber
auch kleinlaut zuwerden/ welches uns unsere Furcht ziemlich
vermehrete. Zu unserm Glück aber waren die Mastbäume oben
abgelassen/ sonst hette sie leicht der starcke Wind herunter schla-
gen und das Schiff damit zerscheitern können. Were sonderlich
auch der Wind auß dem Meere auf uns gestanden/ als er uns
vom Lande ins Meer anstieß/ were unmüglich Rath gewesen/
daß er uns nicht hätte ans felsichte Land und zu scheitern getrie-
ben/ wie der Schiffleuthe Bericht nach an diesem Orthe
manchmahl geschehen/ weil sich die Felsen vom Lande ziemlich
ins Meer ziehen.

Gott gab aber endlich seine Gnade/ daß die Ancker ein-

griffen
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

DJe Gegend um Natolia iſt eine über alle maſſe
luſtige Gelegenheit/ alwo es von Oelbaͤumen/ Wein-
wachs und Ackerbau gleichſam lachet und iſt darne-
ben etwas Gebuͤrgig und das Land ſehr fruchtbar/ von dan-
nen man biß vollends nach Smirna rechnet 50 Meilen.

Gedachten 11. Oct. vier Stunden vor Abend hat uns in
dieſem Hafen ein ſolcher Sturm uͤberfallen/ daß wir anders
nicht gedacht/ als wir alle zu Grunde gehen wuͤrden/ wie denn
vor unſern Augen eine groſſe Barcke/ noch auſſer dem Hafen/
elendiglich untergangen/ daß war uns ein ſchlechtes Will-
kommen in Aſia.

Dieſen Sturmwind nennet man paraffski, welcher ein boͤ-
ſer und ſehr ſchaͤdlicher Wind iſt. Er erhebt ſich gehling und
wehet bald gemach/ bald reißt und tobet er dermaſſen/ als
wenn alles uͤbern Hauffen gehen ſolte/ weßwegen wir drey
Ancker werffen muͤſſen/ wiewol ſie Anfangs nicht eingreiffen
wollen/ ſo uns nicht wenig Furcht verurſachet Denn indem
das Schiff von einer Seiten zur andern ſchlug und die An-
cker nicht greiffen wolten/ beguͤnte der Schiff-Capitain ſelber
auch kleinlaut zuwerden/ welches uns unſere Furcht ziemlich
vermehrete. Zu unſerm Gluͤck aber waren die Maſtbaͤume oben
abgelaſſen/ ſonſt hette ſie leicht der ſtarcke Wind herunter ſchla-
gen und das Schiff damit zerſcheitern koͤnnen. Were ſonderlich
auch der Wind auß dem Meere auf uns geſtanden/ als er uns
vom Lande ins Meer anſtieß/ were unmuͤglich Rath geweſen/
daß er uns nicht haͤtte ans felſichte Land und zu ſcheitern getrie-
ben/ wie der Schiffleuthe Bericht nach an dieſem Orthe
manchmahl geſchehen/ weil ſich die Felſen vom Lande ziemlich
ins Meer ziehen.

Gott gab aber endlich ſeine Gnade/ daß die Ancker ein-

griffen
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[38/0044] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. DJe Gegend um Natolia iſt eine über alle maſſe luſtige Gelegenheit/ alwo es von Oelbaͤumen/ Wein- wachs und Ackerbau gleichſam lachet und iſt darne- ben etwas Gebuͤrgig und das Land ſehr fruchtbar/ von dan- nen man biß vollends nach Smirna rechnet 50 Meilen. Gedachten 11. Oct. vier Stunden vor Abend hat uns in dieſem Hafen ein ſolcher Sturm uͤberfallen/ daß wir anders nicht gedacht/ als wir alle zu Grunde gehen wuͤrden/ wie denn vor unſern Augen eine groſſe Barcke/ noch auſſer dem Hafen/ elendiglich untergangen/ daß war uns ein ſchlechtes Will- kommen in Aſia. Dieſen Sturmwind nennet man paraffski, welcher ein boͤ- ſer und ſehr ſchaͤdlicher Wind iſt. Er erhebt ſich gehling und wehet bald gemach/ bald reißt und tobet er dermaſſen/ als wenn alles uͤbern Hauffen gehen ſolte/ weßwegen wir drey Ancker werffen muͤſſen/ wiewol ſie Anfangs nicht eingreiffen wollen/ ſo uns nicht wenig Furcht verurſachet Denn indem das Schiff von einer Seiten zur andern ſchlug und die An- cker nicht greiffen wolten/ beguͤnte der Schiff-Capitain ſelber auch kleinlaut zuwerden/ welches uns unſere Furcht ziemlich vermehrete. Zu unſerm Gluͤck aber waren die Maſtbaͤume oben abgelaſſen/ ſonſt hette ſie leicht der ſtarcke Wind herunter ſchla- gen und das Schiff damit zerſcheitern koͤnnen. Were ſonderlich auch der Wind auß dem Meere auf uns geſtanden/ als er uns vom Lande ins Meer anſtieß/ were unmuͤglich Rath geweſen/ daß er uns nicht haͤtte ans felſichte Land und zu ſcheitern getrie- ben/ wie der Schiffleuthe Bericht nach an dieſem Orthe manchmahl geſchehen/ weil ſich die Felſen vom Lande ziemlich ins Meer ziehen. Gott gab aber endlich ſeine Gnade/ daß die Ancker ein- griffen

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/44>, abgerufen am 21.11.2024.