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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Der Preiß war zwar endlich nicht hoch/ sintemahl wir
über sechs Wochen unterwegens waren/ ehe wir nach Marsi-
lien kamen; Allein die Noth zwang mich darzu/ weil ich in so ge-
schwinder Eyl zu nothdürfftigen Lebens-Mitteln aufs Schiff
nicht rathen konte und gleichwol wuste/ daß/ wenn mir diese
Gelegenheit entgienge/ keine andere zu hoffen war. Denn ich
hatte vorhin schon erfahren/ wie man einen um sein Geld auf
den Schiffen zubekösten pfleget/ wie ich auch dißmahl hernach
wol erfahren müssen/ sintemal ich zu vielmalen den gantzen
Tag mit harten Pißkoten und etzlichen Glässerlein Wein müs-
sen verlieb nehmen. Und ob ich mich gleich gegen den Capitain
drüber beschweret/ so hat er sich doch entschuldiget und fürge-
wendet/ man könne der Ungestümm wegen keinen Topff am
Feuer behalten und etwas warmes zurichten. Und ist demnach
viel besser/ wers nur immer thun und schaffen kan/ es beköste
sich einer selber/ wer auf dem Meere zu Schiffe reisen soll und
will. Man kan nicht allein genauer weg kommen/ sondern sich
auch um sein Geld viel besser warten und gütlicher thun.

Und wie es hernach darzu kam/ so mangelte es uns nicht
nur am Wein und Essen/ sondern auch am Wasser gar/ daß
wirs vielmahl stehlen musten uns deß Dursts zuerwehren. Und
wenn uns/ wie manchmal geschah/ der Capitain drüber ertap-
pete/ konte er zwar nicht viel sagen/ weil ers uns schuldig war/
bath aber vor Gott und nach Gott/ wir solten doch das Was-
ser sparen/ weil wir nicht wüsten/ ob wir so bald Land antreffen
würden wiederum frisch Wasser zuerlangen oder nicht. Er
wolle uns lieber Wein zu trincken geben/ weil er hätte/ damit
wir den Durst löschen könten.

Ehe wir aber forgesegelt/ habe ich mich vorhero noch um
Sydon herum auf dem Lande recht umgesehen und bin in eine
gewölbte Capelle geführet worden/ zwischen schönen Gärten

und
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Der Preiß war zwar endlich nicht hoch/ ſintemahl wir
uͤber ſechs Wochen unterwegens waren/ ehe wir nach Marſi-
lien kamen; Allein die Noth zwang mich darzu/ weil ich in ſo ge-
ſchwinder Eyl zu nothduͤrfftigen Lebens-Mitteln aufs Schiff
nicht rathen konte und gleichwol wuſte/ daß/ wenn mir dieſe
Gelegenheit entgienge/ keine andere zu hoffen war. Denn ich
hatte vorhin ſchon erfahren/ wie man einen um ſein Geld auf
den Schiffen zubekoͤſten pfleget/ wie ich auch dißmahl hernach
wol erfahren muͤſſen/ ſintemal ich zu vielmalen den gantzen
Tag mit harten Pißkoten und etzlichen Glaͤſſerlein Wein muͤſ-
ſen verlieb nehmen. Und ob ich mich gleich gegen den Capitain
druͤber beſchweret/ ſo hat er ſich doch entſchuldiget und fuͤrge-
wendet/ man koͤnne der Ungeſtuͤmm wegen keinen Topff am
Feuer behalten und etwas warmes zurichten. Und iſt demnach
viel beſſer/ wers nur immer thun und ſchaffen kan/ es bekoͤſte
ſich einer ſelber/ wer auf dem Meere zu Schiffe reiſen ſoll und
will. Man kan nicht allein genauer weg kommen/ ſondern ſich
auch um ſein Geld viel beſſer warten und guͤtlicher thun.

Und wie es hernach darzu kam/ ſo mangelte es uns nicht
nur am Wein und Eſſen/ ſondern auch am Waſſer gar/ daß
wirs vielmahl ſtehlen muſten uns deß Durſts zuerwehren. Und
wenn uns/ wie manchmal geſchah/ der Capitain druͤber ertap-
pete/ konte er zwar nicht viel ſagen/ weil ers uns ſchuldig war/
bath aber vor Gott und nach Gott/ wir ſolten doch das Waſ-
ſer ſparen/ weil wir nicht wuͤſten/ ob wir ſo bald Land antreffen
wuͤrden wiederum friſch Waſſer zuerlangen oder nicht. Er
wolle uns lieber Wein zu trincken geben/ weil er haͤtte/ damit
wir den Durſt loͤſchen koͤnten.

Ehe wir aber forgeſegelt/ habe ich mich vorhero noch um
Sydon herum auf dem Lande recht umgeſehen und bin in eine
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und
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[350/0356] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Der Preiß war zwar endlich nicht hoch/ ſintemahl wir uͤber ſechs Wochen unterwegens waren/ ehe wir nach Marſi- lien kamen; Allein die Noth zwang mich darzu/ weil ich in ſo ge- ſchwinder Eyl zu nothduͤrfftigen Lebens-Mitteln aufs Schiff nicht rathen konte und gleichwol wuſte/ daß/ wenn mir dieſe Gelegenheit entgienge/ keine andere zu hoffen war. Denn ich hatte vorhin ſchon erfahren/ wie man einen um ſein Geld auf den Schiffen zubekoͤſten pfleget/ wie ich auch dißmahl hernach wol erfahren muͤſſen/ ſintemal ich zu vielmalen den gantzen Tag mit harten Pißkoten und etzlichen Glaͤſſerlein Wein muͤſ- ſen verlieb nehmen. Und ob ich mich gleich gegen den Capitain druͤber beſchweret/ ſo hat er ſich doch entſchuldiget und fuͤrge- wendet/ man koͤnne der Ungeſtuͤmm wegen keinen Topff am Feuer behalten und etwas warmes zurichten. Und iſt demnach viel beſſer/ wers nur immer thun und ſchaffen kan/ es bekoͤſte ſich einer ſelber/ wer auf dem Meere zu Schiffe reiſen ſoll und will. Man kan nicht allein genauer weg kommen/ ſondern ſich auch um ſein Geld viel beſſer warten und guͤtlicher thun. Und wie es hernach darzu kam/ ſo mangelte es uns nicht nur am Wein und Eſſen/ ſondern auch am Waſſer gar/ daß wirs vielmahl ſtehlen muſten uns deß Durſts zuerwehren. Und wenn uns/ wie manchmal geſchah/ der Capitain druͤber ertap- pete/ konte er zwar nicht viel ſagen/ weil ers uns ſchuldig war/ bath aber vor Gott und nach Gott/ wir ſolten doch das Waſ- ſer ſparen/ weil wir nicht wuͤſten/ ob wir ſo bald Land antreffen wuͤrden wiederum friſch Waſſer zuerlangen oder nicht. Er wolle uns lieber Wein zu trincken geben/ weil er haͤtte/ damit wir den Durſt loͤſchen koͤnten. Ehe wir aber forgeſegelt/ habe ich mich vorhero noch um Sydon herum auf dem Lande recht umgeſehen und bin in eine gewoͤlbte Capelle gefuͤhret worden/ zwiſchen ſchoͤnen Gaͤrten und

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/356>, abgerufen am 25.11.2024.