Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
sehr böse und hat man erst einen grossen steinigten Weg hernach
über lauter Berg und Thaal zu reisen/ biß man endlich eine
grosse steinigte Höhle hinab kömmt in ein Thaal/ welches weit
und sehr lustig und schön grün bewachsen ist/ liegt vom Hinrei-
sen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge-
sagt/ das allda David mit seiner Schläuder den Goliath er-
leget/ der im Heer der Philister dem Volck Gottes Hohn
sprach und dasselbe ausforderte. Dieses Thaal hatte ich auch
vorhin schon von ferne gesehen und trug Verlangen/ biß ich
dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umsehen
kente.

Jn diesem Gebürge blieb unser Mohr zurücke und hatte
gedacht sich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma-
chen/ ward aber noch wieder ereilet und zurücke gebracht. Von
hinnen kamen wir auf ebener Strasse zu einem grossen Castell/
Castello di Latroni genannt/ aus welchem der eine Schecher/ so
mit Christo gecreutziget worden/ bürtig soll gewesen seyn/ und
haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen lassen.
Sind vom Castell aus Thalab in der Ebene erst zu einem Dorf-
fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama
kommen-Allda sind wir in einem grossen weiten Hause/ mit ei-
nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewölben und Kammern/
eingekehret/ allein diese Nacht daselbst unter freyem Himmel
blieben/ dieweil es gar lieblich und kühle war und gehöret dieses
Hauß den München zu Jerusalem.

Jch lidte aber diese Nacht wegen ausgestandener grosser
Hitze über die massen grossen Durst/ und mein Mohr und
Türcke hatten mir meinen Wein/ so mir im Kloster mitgegeben
ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Glück meines Grie-
chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel-
cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten liesse mir um

Be-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſehr boͤſe und hat man erſt einen groſſen ſteinigten Weg hernach
uͤber lauter Berg und Thaal zu reiſen/ biß man endlich eine
groſſe ſteinigte Hoͤhle hinab koͤmmt in ein Thaal/ welches weit
und ſehr luſtig und ſchoͤn gruͤn bewachſen iſt/ liegt vom Hinrei-
ſen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge-
ſagt/ das allda David mit ſeiner Schlaͤuder den Goliath er-
leget/ der im Heer der Philiſter dem Volck Gottes Hohn
ſprach und daſſelbe ausforderte. Dieſes Thaal hatte ich auch
vorhin ſchon von ferne geſehen und trug Verlangen/ biß ich
dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umſehen
kente.

Jn dieſem Gebuͤrge blieb unſer Mohr zuruͤcke und hatte
gedacht ſich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma-
chen/ ward aber noch wieder ereilet und zuruͤcke gebracht. Von
hinnen kamen wir auf ebener Straſſe zu einem groſſen Caſtell/
Caſtello di Latroni genannt/ aus welchem der eine Schecher/ ſo
mit Chriſto gecreutziget worden/ buͤrtig ſoll geweſen ſeyn/ und
haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen laſſen.
Sind vom Caſtell aus Thalab in der Ebene erſt zu einem Dorf-
fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama
kommen-Allda ſind wir in einem groſſen weiten Hauſe/ mit ei-
nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewoͤlben und Kammern/
eingekehret/ allein dieſe Nacht daſelbſt unter freyem Him̃el
blieben/ dieweil es gar lieblich und kuͤhle war und gehoͤret dieſes
Hauß den Muͤnchen zu Jeruſalem.

Jch lidte aber dieſe Nacht wegen ausgeſtandener groſſer
Hitze uͤber die maſſen groſſen Durſt/ und mein Mohr und
Tuͤrcke hatten mir meinen Wein/ ſo mir im Kloſter mitgegeben
ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Gluͤck meines Grie-
chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel-
cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten lieſſe mir um

Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0348" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehr bo&#x0364;&#x017F;e und hat man er&#x017F;t einen gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;teinigten Weg hernach<lb/>
u&#x0364;ber lauter Berg und Thaal zu rei&#x017F;en/ biß man endlich eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;teinigte Ho&#x0364;hle hinab ko&#x0364;mmt in ein Thaal/ welches weit<lb/>
und &#x017F;ehr lu&#x017F;tig und &#x017F;cho&#x0364;n gru&#x0364;n bewach&#x017F;en i&#x017F;t/ liegt vom Hinrei-<lb/>
&#x017F;en zur lincken Hand und wird <hi rendition="#aq">Therebynthi</hi> genannt und ge-<lb/>
&#x017F;agt/ das allda David mit &#x017F;einer Schla&#x0364;uder den Goliath er-<lb/>
leget/ der im Heer der Phili&#x017F;ter dem Volck Gottes Hohn<lb/>
&#x017F;prach und da&#x017F;&#x017F;elbe ausforderte. Die&#x017F;es Thaal hatte ich auch<lb/>
vorhin &#x017F;chon von ferne ge&#x017F;ehen und trug Verlangen/ biß ich<lb/>
dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda um&#x017F;ehen<lb/>
kente.</p><lb/>
            <p>Jn die&#x017F;em Gebu&#x0364;rge blieb un&#x017F;er Mohr zuru&#x0364;cke und hatte<lb/>
gedacht &#x017F;ich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma-<lb/>
chen/ ward aber noch wieder ereilet und zuru&#x0364;cke gebracht. Von<lb/>
hinnen kamen wir auf ebener Stra&#x017F;&#x017F;e zu einem gro&#x017F;&#x017F;en Ca&#x017F;tell/<lb/><hi rendition="#aq">Ca&#x017F;tello di Latroni</hi> genannt/ aus welchem der eine Schecher/ &#x017F;o<lb/>
mit Chri&#x017F;to gecreutziget worden/ bu&#x0364;rtig &#x017F;oll gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ und<lb/>
haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Sind vom Ca&#x017F;tell aus Thalab in der Ebene er&#x017F;t zu einem Dorf-<lb/>
fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama<lb/>
kommen-Allda &#x017F;ind wir in einem gro&#x017F;&#x017F;en weiten Hau&#x017F;e/ mit ei-<lb/>
nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewo&#x0364;lben und Kammern/<lb/>
eingekehret/ allein die&#x017F;e Nacht da&#x017F;elb&#x017F;t unter freyem Him&#x0303;el<lb/>
blieben/ dieweil es gar lieblich und ku&#x0364;hle war und geho&#x0364;ret die&#x017F;es<lb/>
Hauß den Mu&#x0364;nchen zu Jeru&#x017F;alem.</p><lb/>
            <p>Jch lidte aber die&#x017F;e Nacht wegen ausge&#x017F;tandener gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Hitze u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en gro&#x017F;&#x017F;en Dur&#x017F;t/ und mein Mohr und<lb/>
Tu&#x0364;rcke hatten mir meinen Wein/ &#x017F;o mir im Klo&#x017F;ter mitgegeben<lb/>
ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Glu&#x0364;ck meines Grie-<lb/>
chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel-<lb/>
cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten lie&#x017F;&#x017F;e mir um<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0348] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſehr boͤſe und hat man erſt einen groſſen ſteinigten Weg hernach uͤber lauter Berg und Thaal zu reiſen/ biß man endlich eine groſſe ſteinigte Hoͤhle hinab koͤmmt in ein Thaal/ welches weit und ſehr luſtig und ſchoͤn gruͤn bewachſen iſt/ liegt vom Hinrei- ſen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge- ſagt/ das allda David mit ſeiner Schlaͤuder den Goliath er- leget/ der im Heer der Philiſter dem Volck Gottes Hohn ſprach und daſſelbe ausforderte. Dieſes Thaal hatte ich auch vorhin ſchon von ferne geſehen und trug Verlangen/ biß ich dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umſehen kente. Jn dieſem Gebuͤrge blieb unſer Mohr zuruͤcke und hatte gedacht ſich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma- chen/ ward aber noch wieder ereilet und zuruͤcke gebracht. Von hinnen kamen wir auf ebener Straſſe zu einem groſſen Caſtell/ Caſtello di Latroni genannt/ aus welchem der eine Schecher/ ſo mit Chriſto gecreutziget worden/ buͤrtig ſoll geweſen ſeyn/ und haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen laſſen. Sind vom Caſtell aus Thalab in der Ebene erſt zu einem Dorf- fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama kommen-Allda ſind wir in einem groſſen weiten Hauſe/ mit ei- nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewoͤlben und Kammern/ eingekehret/ allein dieſe Nacht daſelbſt unter freyem Him̃el blieben/ dieweil es gar lieblich und kuͤhle war und gehoͤret dieſes Hauß den Muͤnchen zu Jeruſalem. Jch lidte aber dieſe Nacht wegen ausgeſtandener groſſer Hitze uͤber die maſſen groſſen Durſt/ und mein Mohr und Tuͤrcke hatten mir meinen Wein/ ſo mir im Kloſter mitgegeben ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Gluͤck meines Grie- chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel- cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten lieſſe mir um Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/348
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/348>, abgerufen am 18.05.2024.