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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Cisterne kommen/ darinnen Wasser war/ von welcher die Jn-
wohner dieses berichten: Als auf eine Zeit die heilige Jungfrau
dahin kommen/ sehr durstig gewesen und das Wasser nicht er-
reichen können/ sey es alsbald auf ihr söhnliches Seuffzen und
Weinen so häuffig zugequollen/ daß der Brunn übergelauffen
und sie ohne Mühe trincken können.

Ausserhalb dieses Hirten-Thaals ist auf der Höhe ein alt
zerbrochen Gemäuer/ woselbst vordessen Joseph/ Mariae
Bräutigam/ gewohnet haben soll/ wie denn auch noch in die-
sem Thaal etzliche Häuser stehen/ welche zusammen ein Dörff-
lein bedeuten sollen.

Hierauf sind wir wieder in Bethlehem hinein gangen
und daselbst in eine Grufft und Höle unter der Erden geführet
worden. Erst musten wir durch ein enges niedriges Thürlein
hinein gehen/ hernach weit unter der Erden fort kriechen/ biß
in gedachte Grufft/ von welcher man fürgibt/ daß sich die
Jungfrau Maria darinnen eine Zeitlang mit ihrem lieben
Jesulein aufgehalten/ damit sie vor ihren Feinden habe wollen
sicher seyn. Der Grund unten in dieser Grufft ist gantz Krei-
denweiß/ gantz milde und mirbe/ wie das beste Krafftmehl/
und hat nicht allein gar einen süssen/ lieblichen und anmuthi-
gen Schmack/ sondern soll auch zu vielen Gebrechen in der
Artzney einen kräfftigen Nutzen haben. Das alles soll Fürge-
ben nach daher kommen: Es solten der lieben Jungfrauen
Marien ihre Brüste mit Milche so häuffig übergangen seyn/
daß der felsichte Boden in dieser Grufft davon also durchnäs-
set und übergossen und gantz mürbe/ weiß/ wolschmäckend und
gesund worden wäre. Jst sonsten gantz finster drunten und die
gantze Höhle in Felsen gearbeitet wie ein tieffer Keller/ daß
man ohne Liecht nicht einen Stich sehen kan.

Was

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Ciſterne kommen/ darinnen Waſſer war/ von welcher die Jn-
wohner dieſes berichten: Als auf eine Zeit die heilige Jungfrau
dahin kommen/ ſehr durſtig geweſen und das Waſſer nicht er-
reichen koͤnnen/ ſey es alsbald auf ihr ſoͤhnliches Seuffzen und
Weinen ſo haͤuffig zugequollen/ daß der Brunn uͤbergelauffen
und ſie ohne Muͤhe trincken koͤnnen.

Auſſerhalb dieſes Hirten-Thaals iſt auf der Hoͤhe ein alt
zerbrochen Gemaͤuer/ woſelbſt vordeſſen Joſeph/ Mariæ
Braͤutigam/ gewohnet haben ſoll/ wie denn auch noch in die-
ſem Thaal etzliche Haͤuſer ſtehen/ welche zuſammen ein Doͤrff-
lein bedeuten ſollen.

Hierauf ſind wir wieder in Bethlehem hinein gangen
und daſelbſt in eine Grufft und Hoͤle unter der Erden gefuͤhret
worden. Erſt muſten wir durch ein enges niedriges Thuͤrlein
hinein gehen/ hernach weit unter der Erden fort kriechen/ biß
in gedachte Grufft/ von welcher man fuͤrgibt/ daß ſich die
Jungfrau Maria darinnen eine Zeitlang mit ihrem lieben
Jeſulein aufgehalten/ damit ſie vor ihren Feinden habe wollen
ſicher ſeyn. Der Grund unten in dieſer Grufft iſt gantz Krei-
denweiß/ gantz milde und mirbe/ wie das beſte Krafftmehl/
und hat nicht allein gar einen ſuͤſſen/ lieblichen und anmuthi-
gen Schmack/ ſondern ſoll auch zu vielen Gebrechen in der
Artzney einen kraͤfftigen Nutzen haben. Das alles ſoll Fuͤrge-
ben nach daher kommen: Es ſolten der lieben Jungfrauen
Marien ihre Bruͤſte mit Milche ſo haͤuffig uͤbergangen ſeyn/
daß der felſichte Boden in dieſer Grufft davon alſo durchnaͤſ-
ſet und uͤbergoſſen und gantz muͤrbe/ weiß/ wolſchmaͤckend und
geſund worden waͤre. Jſt ſonſten gantz finſter drunten und die
gantze Hoͤhle in Felſen gearbeitet wie ein tieffer Keller/ daß
man ohne Liecht nicht einen Stich ſehen kan.

Was
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[326/0332] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Ciſterne kommen/ darinnen Waſſer war/ von welcher die Jn- wohner dieſes berichten: Als auf eine Zeit die heilige Jungfrau dahin kommen/ ſehr durſtig geweſen und das Waſſer nicht er- reichen koͤnnen/ ſey es alsbald auf ihr ſoͤhnliches Seuffzen und Weinen ſo haͤuffig zugequollen/ daß der Brunn uͤbergelauffen und ſie ohne Muͤhe trincken koͤnnen. Auſſerhalb dieſes Hirten-Thaals iſt auf der Hoͤhe ein alt zerbrochen Gemaͤuer/ woſelbſt vordeſſen Joſeph/ Mariæ Braͤutigam/ gewohnet haben ſoll/ wie denn auch noch in die- ſem Thaal etzliche Haͤuſer ſtehen/ welche zuſammen ein Doͤrff- lein bedeuten ſollen. Hierauf ſind wir wieder in Bethlehem hinein gangen und daſelbſt in eine Grufft und Hoͤle unter der Erden gefuͤhret worden. Erſt muſten wir durch ein enges niedriges Thuͤrlein hinein gehen/ hernach weit unter der Erden fort kriechen/ biß in gedachte Grufft/ von welcher man fuͤrgibt/ daß ſich die Jungfrau Maria darinnen eine Zeitlang mit ihrem lieben Jeſulein aufgehalten/ damit ſie vor ihren Feinden habe wollen ſicher ſeyn. Der Grund unten in dieſer Grufft iſt gantz Krei- denweiß/ gantz milde und mirbe/ wie das beſte Krafftmehl/ und hat nicht allein gar einen ſuͤſſen/ lieblichen und anmuthi- gen Schmack/ ſondern ſoll auch zu vielen Gebrechen in der Artzney einen kraͤfftigen Nutzen haben. Das alles ſoll Fuͤrge- ben nach daher kommen: Es ſolten der lieben Jungfrauen Marien ihre Bruͤſte mit Milche ſo haͤuffig uͤbergangen ſeyn/ daß der felſichte Boden in dieſer Grufft davon alſo durchnaͤſ- ſet und uͤbergoſſen und gantz muͤrbe/ weiß/ wolſchmaͤckend und geſund worden waͤre. Jſt ſonſten gantz finſter drunten und die gantze Hoͤhle in Felſen gearbeitet wie ein tieffer Keller/ daß man ohne Liecht nicht einen Stich ſehen kan. Was

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/332>, abgerufen am 22.11.2024.