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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
also/ biß nach Nazareth/ daß wir abermals bald Berg auf/
bald Berg unter reisen musten und kamen wir dahin den 15.
Augustigegen Abend.

Nazareth ist gleichsfalls gar ein lustiger Orth der Gele-
genheit nach. Es liegt zwar theils Berg an/ theils Berg ab/
und mit lauter dürren Bergen umgeben/ wiewol dieselben
nicht hoch sind allein es ie tzt nur ein Dorff und nicht groß/ ie-
doch hats zur lincken Hand gar ein schön lustiges Thaal und
fruchtbare Gegend. So hats auch ein fein Kloster deß Ordens
S. Francisci allda und ein Hauß/ da der Türckische Caffar, oder
Zoll eingenommen wird.

Allhier hat die Jungfrau Maria die Potschafft vom En-
gel Gabriel bekommen/ daß sie solte Gottes Sohn zum Hey-
land der Welte gebähren und wird die Stelle noch gezeiget/ wo
das Hauß Mariae solle gestanden seyn/ darinnen diese Geschicht
geschehen ist/ zu dessen Gedächtnüß vordessen eine Kirche dahin
erbauet worden. Allda ist hernach Christus auch erzogen
worden/ an welchem Orthe vor Zeiten auch eine Kirche erbau-
et worden/ wie hiervon im folgenden 11. Capitul am Ende wei-
ter soll gedacht werden.

Es ist gar wolfeil zehren zu Nazareth/ denn ich ein ziemlich
groß wild Schwein habe sehen um ein Real bezahlen/ ein Rep-
hun für ein Mettin und für ein Mettin konte man wol dreyssig
Eyer kauffen/ daß ich mich verwundern müssen. So sind auch
Hüner und andere Victualien gar gutes Kauffs. Jch meines
theils aber habe mich im Kloster allda aufgehalten und ist mir
von dem Convent alle Güte und Wolthat erwiesen worden/ so
lange ich da gewesen bin.

Noch denselben Abend/ als wir gen Nazareth kommen/
haben mich die Münche auf den Berg und an den Ort auf dem-
selben geführet/ wo die Jüden Christum haben wollen herun-

ter
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
alſo/ biß nach Nazareth/ daß wir abermals bald Berg auf/
bald Berg unter reiſen muſten und kamen wir dahin den 15.
Auguſtigegen Abend.

Nazareth iſt gleichsfalls gar ein luſtiger Orth der Gele-
genheit nach. Es liegt zwar theils Berg an/ theils Berg ab/
und mit lauter duͤrren Bergen umgeben/ wiewol dieſelben
nicht hoch ſind allein es ie tzt nur ein Dorff und nicht groß/ ie-
doch hats zur lincken Hand gar ein ſchoͤn luſtiges Thaal und
fruchtbare Gegend. So hats auch ein fein Kloſter deß Ordens
S. Franciſci allda und ein Hauß/ da der Tuͤrckiſche Caffar, oder
Zoll eingenommen wird.

Allhier hat die Jungfrau Maria die Potſchafft vom En-
gel Gabriel bekommen/ daß ſie ſolte Gottes Sohn zum Hey-
land der Welte gebaͤhren und wird die Stelle noch gezeiget/ wo
das Hauß Mariæ ſolle geſtanden ſeyn/ darinnen dieſe Geſchicht
geſchehen iſt/ zu deſſen Gedaͤchtnuͤß vordeſſen eine Kirche dahin
erbauet worden. Allda iſt hernach Chriſtus auch erzogen
worden/ an welchem Orthe vor Zeiten auch eine Kirche erbau-
et worden/ wie hiervon im folgenden 11. Capitul am Ende wei-
ter ſoll gedacht werden.

Es iſt gaꝛ wolfeil zehren zu Nazareth/ denn ich ein ziemlich
groß wild Schwein habe ſehen um ein Real bezahlen/ ein Rep-
hun fuͤr ein Mettin uñ fuͤr ein Mettin konte man wol dreyſſig
Eyer kauffen/ daß ich mich verwundern muͤſſen. So ſind auch
Huͤner und andere Victualien gar gutes Kauffs. Jch meines
theils aber habe mich im Kloſter allda aufgehalten und iſt mir
von dem Convent alle Guͤte und Wolthat erwieſen worden/ ſo
lange ich da geweſen bin.

Noch denſelben Abend/ als wir gen Nazareth kommen/
haben mich die Muͤnche auf den Berg und an den Ort auf dem-
ſelben gefuͤhret/ wo die Juͤden Chriſtum haben wollen herun-

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[275/0281] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. alſo/ biß nach Nazareth/ daß wir abermals bald Berg auf/ bald Berg unter reiſen muſten und kamen wir dahin den 15. Auguſtigegen Abend. Nazareth iſt gleichsfalls gar ein luſtiger Orth der Gele- genheit nach. Es liegt zwar theils Berg an/ theils Berg ab/ und mit lauter duͤrren Bergen umgeben/ wiewol dieſelben nicht hoch ſind allein es ie tzt nur ein Dorff und nicht groß/ ie- doch hats zur lincken Hand gar ein ſchoͤn luſtiges Thaal und fruchtbare Gegend. So hats auch ein fein Kloſter deß Ordens S. Franciſci allda und ein Hauß/ da der Tuͤrckiſche Caffar, oder Zoll eingenommen wird. Allhier hat die Jungfrau Maria die Potſchafft vom En- gel Gabriel bekommen/ daß ſie ſolte Gottes Sohn zum Hey- land der Welte gebaͤhren und wird die Stelle noch gezeiget/ wo das Hauß Mariæ ſolle geſtanden ſeyn/ darinnen dieſe Geſchicht geſchehen iſt/ zu deſſen Gedaͤchtnuͤß vordeſſen eine Kirche dahin erbauet worden. Allda iſt hernach Chriſtus auch erzogen worden/ an welchem Orthe vor Zeiten auch eine Kirche erbau- et worden/ wie hiervon im folgenden 11. Capitul am Ende wei- ter ſoll gedacht werden. Es iſt gaꝛ wolfeil zehren zu Nazareth/ denn ich ein ziemlich groß wild Schwein habe ſehen um ein Real bezahlen/ ein Rep- hun fuͤr ein Mettin uñ fuͤr ein Mettin konte man wol dreyſſig Eyer kauffen/ daß ich mich verwundern muͤſſen. So ſind auch Huͤner und andere Victualien gar gutes Kauffs. Jch meines theils aber habe mich im Kloſter allda aufgehalten und iſt mir von dem Convent alle Guͤte und Wolthat erwieſen worden/ ſo lange ich da geweſen bin. Noch denſelben Abend/ als wir gen Nazareth kommen/ haben mich die Muͤnche auf den Berg und an den Ort auf dem- ſelben gefuͤhret/ wo die Juͤden Chriſtum haben wollen herun- ter M m 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/281>, abgerufen am 22.11.2024.