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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

DEn 11. Augusti halb um Mittag bin ich mit gedachtem
Herrn Fabern von Sydon wieder abgereiset und sind
nach Tyro miteinander zugegangen/ welches von Sy-
don vier gute Teutsche Meilen abgelegen/ fünff und zwantzig
Meilen aber von Jerusalem.

Erst sind wir durch lauter lustige Gärten/ hernach aber
zur lincken Hand bey steinfelsigtem Gebürge/ so iedoch nicht all-
zu hoch war/ hin passiret/ worunter gar eine schöne Ebene war/
welche voller schön Getreyde und Baumwolle stund/ daß es
mit Lust zu sehen und hindurch zu reisen war.

Es war aber dißmal die Baumwolle noch nicht reiff/ denn
dasselbe geschicht erst im September hin und hat mit derselben
wie sie wächset und hernach/ wie sie zum Gebrauch handthie-
ret wird/ eine solche Beschaffenheit: Sie wächset an kleinen
subtilen Stengeln einer Elen bißweilen hoch/ biß weilen auch
höher und niedriger. Solche Stengel haben kleine Blätterlein
und runde Knöpffe einem grossen Kirsch-Kern gleich/ in wel-
chen die Baumwolle stecket. Und wenn sie recht reiff/ bersten die
Knöpff lein von sich selber auff und blicket alsdenn die weisse
Baumwolle herfür. Wunders und Nachrichts halben habe ich
etzliche solche Knöpfflein abgebrochen und aufgemacht/ da
fand ich die Baumwolle noch in einer nassen und süssen wässeri-
gen materi liegen/ weil sie/ wie vorgedacht/ dißmal noch nicht
reiff war und konte sie zermusen/ wann man sie riebe und druck-
te. Wenn sie aber gantz reiff ist/ so haben sie sonderliche instru-
menta
darzu/ damit sie dieselbe aus den Schalen gar behende
heraus treiben/ aufsammlen und hernach gebrauchen/ oder in
fremde Lande verführen und verhandeln.

Das Meer hatten wir stets zur rechten Hand/ und um
halb Abend kamen wir wie oben gedacht worden/ der Capelle
deß Canenischen Weibes vorbey und da hatte ich ein groß Un-

glück
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

DEn 11. Auguſti halb um Mittag bin ich mit gedachtem
Herrn Fabern von Sydon wieder abgereiſet und ſind
nach Tyro miteinander zugegangen/ welches von Sy-
don vier gute Teutſche Meilen abgelegen/ fuͤnff und zwantzig
Meilen aber von Jeruſalem.

Erſt ſind wir durch lauter luſtige Gaͤrten/ hernach aber
zur lincken Hand bey ſteinfelſigtem Gebuͤrge/ ſo iedoch nicht all-
zu hoch war/ hin pasſiret/ worunter gar eine ſchoͤne Ebene war/
welche voller ſchoͤn Getreyde und Baumwolle ſtund/ daß es
mit Luſt zu ſehen und hindurch zu reiſen war.

Es war aber dißmal die Baumwolle noch nicht reiff/ deñ
daſſelbe geſchicht erſt im September hin und hat mit derſelben
wie ſie waͤchſet und hernach/ wie ſie zum Gebrauch handthie-
ret wird/ eine ſolche Beſchaffenheit: Sie waͤchſet an kleinen
ſubtilen Stengeln einer Elen bißweilen hoch/ biß weilen auch
hoͤher und niedriger. Solche Stengel haben kleine Blaͤtterlein
und runde Knoͤpffe einem groſſen Kirſch-Kern gleich/ in wel-
chen die Baumwolle ſtecket. Und wenn ſie recht reiff/ berſten die
Knoͤpff lein von ſich ſelber auff und blicket alsdenn die weiſſe
Baumwolle herfuͤr. Wunders und Nachrichts halben habe ich
etzliche ſolche Knoͤpfflein abgebrochen und aufgemacht/ da
fand ich die Baumwolle noch in einer naſſen und ſuͤſſen waͤſſeri-
gen materi liegen/ weil ſie/ wie vorgedacht/ dißmal noch nicht
reiff war und konte ſie zermuſen/ wann man ſie riebe und druck-
te. Wenn ſie aber gantz reiff iſt/ ſo haben ſie ſonderliche inſtru-
menta
darzu/ damit ſie dieſelbe aus den Schalen gar behende
heraus treiben/ aufſammlen und hernach gebrauchen/ oder in
fremde Lande verfuͤhren und verhandeln.

Das Meer hatten wir ſtets zur rechten Hand/ und um
halb Abend kamen wir wie oben gedacht worden/ der Capelle
deß Caneniſchen Weibes vorbey und da hatte ich ein groß Un-

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[264/0270] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. DEn 11. Auguſti halb um Mittag bin ich mit gedachtem Herrn Fabern von Sydon wieder abgereiſet und ſind nach Tyro miteinander zugegangen/ welches von Sy- don vier gute Teutſche Meilen abgelegen/ fuͤnff und zwantzig Meilen aber von Jeruſalem. Erſt ſind wir durch lauter luſtige Gaͤrten/ hernach aber zur lincken Hand bey ſteinfelſigtem Gebuͤrge/ ſo iedoch nicht all- zu hoch war/ hin pasſiret/ worunter gar eine ſchoͤne Ebene war/ welche voller ſchoͤn Getreyde und Baumwolle ſtund/ daß es mit Luſt zu ſehen und hindurch zu reiſen war. Es war aber dißmal die Baumwolle noch nicht reiff/ deñ daſſelbe geſchicht erſt im September hin und hat mit derſelben wie ſie waͤchſet und hernach/ wie ſie zum Gebrauch handthie- ret wird/ eine ſolche Beſchaffenheit: Sie waͤchſet an kleinen ſubtilen Stengeln einer Elen bißweilen hoch/ biß weilen auch hoͤher und niedriger. Solche Stengel haben kleine Blaͤtterlein und runde Knoͤpffe einem groſſen Kirſch-Kern gleich/ in wel- chen die Baumwolle ſtecket. Und wenn ſie recht reiff/ berſten die Knoͤpff lein von ſich ſelber auff und blicket alsdenn die weiſſe Baumwolle herfuͤr. Wunders und Nachrichts halben habe ich etzliche ſolche Knoͤpfflein abgebrochen und aufgemacht/ da fand ich die Baumwolle noch in einer naſſen und ſuͤſſen waͤſſeri- gen materi liegen/ weil ſie/ wie vorgedacht/ dißmal noch nicht reiff war und konte ſie zermuſen/ wann man ſie riebe und druck- te. Wenn ſie aber gantz reiff iſt/ ſo haben ſie ſonderliche inſtru- menta darzu/ damit ſie dieſelbe aus den Schalen gar behende heraus treiben/ aufſammlen und hernach gebrauchen/ oder in fremde Lande verfuͤhren und verhandeln. Das Meer hatten wir ſtets zur rechten Hand/ und um halb Abend kamen wir wie oben gedacht worden/ der Capelle deß Caneniſchen Weibes vorbey und da hatte ich ein groß Un- gluͤck

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/270>, abgerufen am 22.11.2024.