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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Nechst dabey stehet eine Capelle/ mit eissern Gattern um
und um beschrencket/ darinnen soll der Ertz-Vater Abraham
begraben liegen. Derowegen wissen sie nicht/ was sie vor gros-
ser Andacht thun sollen/ die dahin Walfahrten kommen. Sie
waschen sich/ wie vielmahl/ lauffen hin und her/ murmeln und
bremmeln/ scheren die Haar vom Häupte/ ziehen die Schuh
aus und stellen sich/ als wenn sie nicht wol bey Sinnen wären/
denn sie halten dafür/ daß auf solche Masse an dem Orthe ge-
wiß Vergebung ihrer Sünden zuerlangen.

Wenn das geschehen/ so nehmen sie ihren Weg weiter
fort nach Medina Thalnabi. Das ist eben eine solche Stadt/ wie
Mecha und wird eine der andern nicht viel nachgeben. Frucht-
barkeit darff man bey keiner viel suchen/ ob sie gleich im glückse-
ligen Arabien liegen und liegt diese von jener sechs/ oder sieben
Tagereisen. Der Tempel stehet auch mitten in der Stadt/ in
welche der Tag von oben hinein fället und darinnen ist das
Grab Mahomets/ welches mit einem eisern vergüldeten Güt-
ter umschräncket ist. Und weil keiner hinein darff/ so lauffen sie
dreymahl ausser solchem Gitter um das Grab herum mit eben
denen Ceremonien/ wie zu Mecha geschicht und ruffen mit lau-
ter Stimme La asah alla Muhamed rahul allah, das ist/ Gott ist
allein Gott und sein Göttlicher Prophet Mahomet.

Keinen einigen Christen ist vergunnt solche und andere
der Türcken Heilige Orthe zubetreten. Würde er ertappet/ so
wäre es um sein Leben geschehen und müste ohn alle Barmher-
tzigkeit verbrannt werden.

Man hat vor dessen geschrieben und vorgegeben/ als
wenn deß Mahomets Sarg von einem Magnet in dieser Kirche
oben am Gewölbe schwebend gehalten würde/ ist aber nichts.
Denn wäre dem also/ so könte ja ein Vernünfftiger selber er-
achten/ daß es mit Zauberey und durch die Macht eines Magne-

t en
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Nechſt dabey ſtehet eine Capelle/ mit eiſſern Gattern um
und um beſchrencket/ darinnen ſoll der Ertz-Vater Abraham
begraben liegen. Derowegen wiſſen ſie nicht/ was ſie vor groſ-
ſer Andacht thun ſollen/ die dahin Walfahrten kommen. Sie
waſchen ſich/ wie vielmahl/ lauffen hin und her/ murmeln und
bremmeln/ ſcheren die Haar vom Haͤupte/ ziehen die Schuh
aus und ſtellen ſich/ als wenn ſie nicht wol bey Sinnen waͤren/
denn ſie halten dafuͤr/ daß auf ſolche Maſſe an dem Orthe ge-
wiß Vergebung ihrer Suͤnden zuerlangen.

Wenn das geſchehen/ ſo nehmen ſie ihren Weg weiter
fort nach Medina Thalnabi. Das iſt eben eine ſolche Stadt/ wie
Mecha und wird eine der andern nicht viel nachgeben. Frucht-
barkeit darff man bey keiner viel ſuchen/ ob ſie gleich im gluͤckſe-
ligen Arabien liegen und liegt dieſe von jener ſechs/ oder ſieben
Tagereiſen. Der Tempel ſtehet auch mitten in der Stadt/ in
welche der Tag von oben hinein faͤllet und darinnen iſt das
Grab Mahomets/ welches mit einem eiſern verguͤldeten Guͤt-
ter umſchraͤncket iſt. Und weil keiner hinein darff/ ſo lauffen ſie
dreymahl auſſer ſolchem Gitter um das Grab herum mit eben
denen Ceremonien/ wie zu Mecha geſchicht und ruffen mit lau-
ter Stimme La aſah alla Muhamed rahul allah, das iſt/ Gott iſt
allein Gott und ſein Goͤttlicher Prophet Mahomet.

Keinen einigen Chriſten iſt vergunnt ſolche und andere
der Tuͤrcken Heilige Orthe zubetreten. Wuͤrde er ertappet/ ſo
waͤre es um ſein Leben geſchehen und muͤſte ohn alle Barmher-
tzigkeit verbrannt werden.

Man hat vor deſſen geſchrieben und vorgegeben/ als
wenn deß Mahomets Sarg von einem Magnet in dieſer Kirche
oben am Gewoͤlbe ſchwebend gehalten wuͤrde/ iſt aber nichts.
Denn waͤre dem alſo/ ſo koͤnte ja ein Vernuͤnfftiger ſelber er-
achten/ daß es mit Zauberey und durch die Macht eines Magne-

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[242/0248] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Nechſt dabey ſtehet eine Capelle/ mit eiſſern Gattern um und um beſchrencket/ darinnen ſoll der Ertz-Vater Abraham begraben liegen. Derowegen wiſſen ſie nicht/ was ſie vor groſ- ſer Andacht thun ſollen/ die dahin Walfahrten kommen. Sie waſchen ſich/ wie vielmahl/ lauffen hin und her/ murmeln und bremmeln/ ſcheren die Haar vom Haͤupte/ ziehen die Schuh aus und ſtellen ſich/ als wenn ſie nicht wol bey Sinnen waͤren/ denn ſie halten dafuͤr/ daß auf ſolche Maſſe an dem Orthe ge- wiß Vergebung ihrer Suͤnden zuerlangen. Wenn das geſchehen/ ſo nehmen ſie ihren Weg weiter fort nach Medina Thalnabi. Das iſt eben eine ſolche Stadt/ wie Mecha und wird eine der andern nicht viel nachgeben. Frucht- barkeit darff man bey keiner viel ſuchen/ ob ſie gleich im gluͤckſe- ligen Arabien liegen und liegt dieſe von jener ſechs/ oder ſieben Tagereiſen. Der Tempel ſtehet auch mitten in der Stadt/ in welche der Tag von oben hinein faͤllet und darinnen iſt das Grab Mahomets/ welches mit einem eiſern verguͤldeten Guͤt- ter umſchraͤncket iſt. Und weil keiner hinein darff/ ſo lauffen ſie dreymahl auſſer ſolchem Gitter um das Grab herum mit eben denen Ceremonien/ wie zu Mecha geſchicht und ruffen mit lau- ter Stimme La aſah alla Muhamed rahul allah, das iſt/ Gott iſt allein Gott und ſein Goͤttlicher Prophet Mahomet. Keinen einigen Chriſten iſt vergunnt ſolche und andere der Tuͤrcken Heilige Orthe zubetreten. Wuͤrde er ertappet/ ſo waͤre es um ſein Leben geſchehen und muͤſte ohn alle Barmher- tzigkeit verbrannt werden. Man hat vor deſſen geſchrieben und vorgegeben/ als wenn deß Mahomets Sarg von einem Magnet in dieſer Kirche oben am Gewoͤlbe ſchwebend gehalten wuͤrde/ iſt aber nichts. Denn waͤre dem alſo/ ſo koͤnte ja ein Vernuͤnfftiger ſelber er- achten/ daß es mit Zauberey und durch die Macht eines Magne- t en

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/248>, abgerufen am 23.11.2024.