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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
an die andere gebauet mit kleinen engen und niedrigen Thür-
lein.

Jnwendig im Kloster ist eine grosse eisserne Thür flugs
beym Garten. Solcher Garten ist sehr lang/ so im Thaal
längst hinab zwischen dem hohen Gebürge und zur lincken
Hand den Berg Sinai/ zur Rechten aber den Berg Catharinae
zu gehet.

Jn demselben stehen die Oelbäume/ wie ein Wald dicke/
davon sich die Griechischen Münche der Oliven zum Einma-
chen und deß Baumöls zu ihrer Nothdurfft erholen müssen/
wie denn auch sonst an andern kostbaren Bäumen/ als Man-
del-Granat- und andern fruchtbarn Bäumen kein Mangel.
Allda muß stets ein Münch wohnen nebenst einem Mohren/
welcher denen in der Wüsten im Sand und Höhlen wohnen-
den Mohren täglich Speise reichen muß/ damit das Kloster
Friede vor ihnen haben möge.

Nachmittage/ ohngefähr um ein Uhr/ bin ich mit dem
Münche und meinem Türcken auß dem Kloster den hohen
schiefferigen und steinigten schwartzen und braungleissenden
S. Catharinen-Berg hinauf gestiegen und haben unter wegs
etzliche kühle Brünnlein gefunden/ um welche herum es voll
wolriechende fremde und mir unbekante Kräuter gestan-
den.

Von diesem Kloster der viertzig Märtyrer biß auf die
Höhe dieses S. Catharinen Bergs hin und her sind zwölff J-
talienische Meilen/ wiewol vom Kloster biß an den Berg gar
nicht weit ist und solcher Weg gegen die Höhe deß Bergs nicht
zu rechnen ist.

Jch habe mich offt verwundert/ wie alle Felsen in der gan-
tzen Wüsten so gar harte/ daß sie auch klingen als ein Ertz/ o-
der Eisen/ und einerley Farbe/ nemlich schwartz und rothbraun

seyn

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
an die andere gebauet mit kleinen engen und niedrigen Thuͤr-
lein.

Jnwendig im Kloſter iſt eine groſſe eiſſerne Thuͤr flugs
beym Garten. Solcher Garten iſt ſehr lang/ ſo im Thaal
laͤngſt hinab zwiſchen dem hohen Gebuͤrge und zur lincken
Hand den Berg Sinai/ zur Rechten aber den Berg Catharinæ
zu gehet.

Jn demſelben ſtehen die Oelbaͤume/ wie ein Wald dicke/
davon ſich die Griechiſchen Muͤnche der Oliven zum Einma-
chen und deß Baumoͤls zu ihrer Nothdurfft erholen muͤſſen/
wie denn auch ſonſt an andern koſtbaren Baͤumen/ als Man-
del-Granat- und andern fruchtbarn Baͤumen kein Mangel.
Allda muß ſtets ein Muͤnch wohnen nebenſt einem Mohren/
welcher denen in der Wuͤſten im Sand und Hoͤhlen wohnen-
den Mohren taͤglich Speiſe reichen muß/ damit das Kloſter
Friede vor ihnen haben moͤge.

Nachmittage/ ohngefaͤhr um ein Uhr/ bin ich mit dem
Muͤnche und meinem Tuͤrcken auß dem Kloſter den hohen
ſchiefferigen und ſteinigten ſchwartzen und braungleiſſenden
S. Catharinen-Berg hinauf geſtiegen und haben unter wegs
etzliche kuͤhle Bruͤnnlein gefunden/ um welche herum es voll
wolriechende fremde und mir unbekante Kraͤuter geſtan-
den.

Von dieſem Kloſter der viertzig Maͤrtyrer biß auf die
Hoͤhe dieſes S. Catharinen Bergs hin und her ſind zwoͤlff J-
talieniſche Meilen/ wiewol vom Kloſter biß an den Berg gar
nicht weit iſt und ſolcher Weg gegen die Hoͤhe deß Bergs nicht
zu rechnen iſt.

Jch habe mich offt verwundert/ wie alle Felſen in der gan-
tzen Wuͤſten ſo gar harte/ daß ſie auch klingen als ein Ertz/ o-
der Eiſen/ und einerley Farbe/ nemlich ſchwartz und rothbraun

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[214/0220] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. an die andere gebauet mit kleinen engen und niedrigen Thuͤr- lein. Jnwendig im Kloſter iſt eine groſſe eiſſerne Thuͤr flugs beym Garten. Solcher Garten iſt ſehr lang/ ſo im Thaal laͤngſt hinab zwiſchen dem hohen Gebuͤrge und zur lincken Hand den Berg Sinai/ zur Rechten aber den Berg Catharinæ zu gehet. Jn demſelben ſtehen die Oelbaͤume/ wie ein Wald dicke/ davon ſich die Griechiſchen Muͤnche der Oliven zum Einma- chen und deß Baumoͤls zu ihrer Nothdurfft erholen muͤſſen/ wie denn auch ſonſt an andern koſtbaren Baͤumen/ als Man- del-Granat- und andern fruchtbarn Baͤumen kein Mangel. Allda muß ſtets ein Muͤnch wohnen nebenſt einem Mohren/ welcher denen in der Wuͤſten im Sand und Hoͤhlen wohnen- den Mohren taͤglich Speiſe reichen muß/ damit das Kloſter Friede vor ihnen haben moͤge. Nachmittage/ ohngefaͤhr um ein Uhr/ bin ich mit dem Muͤnche und meinem Tuͤrcken auß dem Kloſter den hohen ſchiefferigen und ſteinigten ſchwartzen und braungleiſſenden S. Catharinen-Berg hinauf geſtiegen und haben unter wegs etzliche kuͤhle Bruͤnnlein gefunden/ um welche herum es voll wolriechende fremde und mir unbekante Kraͤuter geſtan- den. Von dieſem Kloſter der viertzig Maͤrtyrer biß auf die Hoͤhe dieſes S. Catharinen Bergs hin und her ſind zwoͤlff J- talieniſche Meilen/ wiewol vom Kloſter biß an den Berg gar nicht weit iſt und ſolcher Weg gegen die Hoͤhe deß Bergs nicht zu rechnen iſt. Jch habe mich offt verwundert/ wie alle Felſen in der gan- tzen Wuͤſten ſo gar harte/ daß ſie auch klingen als ein Ertz/ o- der Eiſen/ und einerley Farbe/ nemlich ſchwartz und rothbraun ſeyn

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/220>, abgerufen am 24.11.2024.