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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Alexandria ist eine uhralte Stadt in Egypten noch von
Alexandro M. erbauet/ von dem sie auch den Namen bekommen/
alsdenn auch noch ietzo desselben Königliche Burg und Schloß
daselbst nicht weit von der Stadtmauer zu sehen ist/ iedoch der-
massen zerstört/ das nichts mehr davon übrig/ als sehr starck
weitläufftig zerfallenes Gemäuer.

Nach Alexandri M. Tode hat allda der andere König
Ptolemaeus Philadelphus, ein sehr gelehrter Herre/ regieret/ wel-
cher eine statliche Hohe Schul und derselben zum besten eine ge-
meine Biblioteck von siebenmal hundert tausent Büchern an-
gerichtet/ sonderlich hat er auch durch die 72. Tolmetscher das
Alte Testament lasen in die Griechische Sprache bringen Weil
denn damals alles noch geschrieben werden müssen/ ist zuachten
was vor Mühe und Unkosten hierzu erfordet worden/ und wie
hoch sich dieser löbliche König um die Studia verdienen können.
Solte heute zu Tage ein solcher Landes Vater gefunden werden/
so solte es grosse Mühe kosten. Mehr aber ist ietzt nicht davon zu
sehen/ als wo etwa das Hauß gestanden. Alles ist verwü-
stet.

Auch ist die Stadt an sich selbst wüst und meistentheils
zerstöret und voller Schütt- und Steinhauffen/ welche Steine
die Türcken außgraben und zu andern Gebäuen brauchen. Jst
doppelt/ alt und neue Stadt/ sehr groß und liegen beyde am
mittel Meer hinan fast wie ein halber Monden. Die alte Stadt
hat doppelte Mauren/ welche noch gantz und in vollem Stande
sind/ dahero die Stadt denn sehr fest/ sonderlich gegen das
Meer zu/ da man gar lustig unter Schwibbogen gehen kan/
und ist darneben mit viel hohen Thürmen gezieret/ dergleichen
die neue Stadt nicht hat/ iedoch ist diese lustiger/ als die
Alte.

Jn der Alten Stadt sind etzliche Erd-sonderlich aber ge-

gen
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Alexandria iſt eine uhralte Stadt in Egypten noch von
Alexandro M. erbauet/ von dem ſie auch den Namen bekom̃en/
alsdenn auch noch ietzo deſſelben Koͤnigliche Burg und Schloß
daſelbſt nicht weit von der Stadtmauer zu ſehen iſt/ iedoch der-
maſſen zerſtoͤrt/ das nichts mehr davon uͤbrig/ als ſehr ſtarck
weitlaͤufftig zerfallenes Gemaͤuer.

Nach Alexandri M. Tode hat allda der andere Koͤnig
Ptolemæus Philadelphus, ein ſehr gelehrter Herre/ regieret/ wel-
cher eine ſtatliche Hohe Schul und derſelben zum beſten eine ge-
meine Biblioteck von ſiebenmal hundert tauſent Buͤchern an-
gerichtet/ ſonderlich hat er auch durch die 72. Tolmetſcher das
Alte Teſtament laſen in die Griechiſche Sprache bringen Weil
denn damals alles noch geſchrieben werdẽ muͤſſen/ iſt zuachten
was vor Muͤhe und Unkoſten hierzu erfordet worden/ und wie
hoch ſich dieſer loͤbliche Koͤnig um die Studia verdienen koͤnnen.
Solte heute zu Tage ein ſolcher Landes Vater gefundẽ werden/
ſo ſolte es groſſe Muͤhe koſten. Mehr aber iſt ietzt nicht davon zu
ſehen/ als wo etwa das Hauß geſtanden. Alles iſt verwuͤ-
ſtet.

Auch iſt die Stadt an ſich ſelbſt wuͤſt und meiſtentheils
zerſtoͤret und voller Schuͤtt- und Steinhauffen/ welche Steine
die Tuͤrcken außgraben und zu andern Gebaͤuen brauchen. Jſt
doppelt/ alt und neue Stadt/ ſehr groß und liegen beyde am
mittel Meer hinan faſt wie ein halber Monden. Die alte Stadt
hat doppelte Mauren/ welche noch gantz uñ in vollem Stande
ſind/ dahero die Stadt denn ſehr feſt/ ſonderlich gegen das
Meer zu/ da man gar luſtig unter Schwibbogen gehen kan/
und iſt darneben mit viel hohen Thuͤrmen gezieret/ dergleichen
die neue Stadt nicht hat/ iedoch iſt dieſe luſtiger/ als die
Alte.

Jn der Alten Stadt ſind etzliche Erd-ſonderlich aber ge-

gen
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[141/0147] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Alexandria iſt eine uhralte Stadt in Egypten noch von Alexandro M. erbauet/ von dem ſie auch den Namen bekom̃en/ alsdenn auch noch ietzo deſſelben Koͤnigliche Burg und Schloß daſelbſt nicht weit von der Stadtmauer zu ſehen iſt/ iedoch der- maſſen zerſtoͤrt/ das nichts mehr davon uͤbrig/ als ſehr ſtarck weitlaͤufftig zerfallenes Gemaͤuer. Nach Alexandri M. Tode hat allda der andere Koͤnig Ptolemæus Philadelphus, ein ſehr gelehrter Herre/ regieret/ wel- cher eine ſtatliche Hohe Schul und derſelben zum beſten eine ge- meine Biblioteck von ſiebenmal hundert tauſent Buͤchern an- gerichtet/ ſonderlich hat er auch durch die 72. Tolmetſcher das Alte Teſtament laſen in die Griechiſche Sprache bringen Weil denn damals alles noch geſchrieben werdẽ muͤſſen/ iſt zuachten was vor Muͤhe und Unkoſten hierzu erfordet worden/ und wie hoch ſich dieſer loͤbliche Koͤnig um die Studia verdienen koͤnnen. Solte heute zu Tage ein ſolcher Landes Vater gefundẽ werden/ ſo ſolte es groſſe Muͤhe koſten. Mehr aber iſt ietzt nicht davon zu ſehen/ als wo etwa das Hauß geſtanden. Alles iſt verwuͤ- ſtet. Auch iſt die Stadt an ſich ſelbſt wuͤſt und meiſtentheils zerſtoͤret und voller Schuͤtt- und Steinhauffen/ welche Steine die Tuͤrcken außgraben und zu andern Gebaͤuen brauchen. Jſt doppelt/ alt und neue Stadt/ ſehr groß und liegen beyde am mittel Meer hinan faſt wie ein halber Monden. Die alte Stadt hat doppelte Mauren/ welche noch gantz uñ in vollem Stande ſind/ dahero die Stadt denn ſehr feſt/ ſonderlich gegen das Meer zu/ da man gar luſtig unter Schwibbogen gehen kan/ und iſt darneben mit viel hohen Thuͤrmen gezieret/ dergleichen die neue Stadt nicht hat/ iedoch iſt dieſe luſtiger/ als die Alte. Jn der Alten Stadt ſind etzliche Erd-ſonderlich aber ge- gen

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/147>, abgerufen am 24.11.2024.