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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
hub/ sind wir im Namen Gottes alsbald aufgewesen/ und ha-
ben uns/ wiewol mit sehr grosser Gefahr/ auß dem engen Port
auf einer Barcken hinauß in die See gezogen/ sintemahl wir
uns nicht getrauen dörffen wegen der grossen Macht deß Win-
des mit aufgezogenen Segeln auß dem Hafen zu lauffen/ denn
uns der Wind gar leicht wider das Castell treiben und das
Schiff zuscheittern können/ massen uns gar nahe auch also ge-
schehen were/ daß der starcke Wind den Hintertheil deß Schiffs
aus Castell geschlagen hätte/ wenn wir nicht demselben mit so
fleissiger Arbeit vorkommen wären/ dergleichen nur vorm
Jahre einem Frantz-Schiffe geschehen war/ daß es am Castell
gescheittert/ als es einfahren wollen/ und alles was drauff ge-
wesen/ verlohren gangen/ so auf 10000. Real geschätzet worden/
worüber sich auch der Kauffmann dermassen bekümmert/ daß
er kurtz darauf deß Todes gewesen.

Als wir nun auß dem Port kommen/ haben wir zur rech-
ten Hand im Hinaußsegeln an einer Eck/ oder Spitze/ daß Ho-
spital/ so gar wol erbauet gewesen/ gelassen/ und da haben wir
auch das vorige grosse Schiff wieder angetroffen/ deme wir
mit Lösung eines Stücks Valet gegeben/ dergleichen dasselbe
auch gegen uns gethan und sind also im Namen Gottes der
Weite deß Meeres zugesegelt und gegen der Sonnen Unter-
gang zur lincken Handwerts die Jnsul Esthanthia, welche klein
ist und absonderlich hinaußwerts eine Scochlio dabey gesehen.
Ehe wir aber gar zur Jnsul kommen/ hat die Prora oder för-
der Theil am Schiff schon Wasser geschöpffet und haben wir
anders nicht vermeinet/ als daß das Schiff gantz versincken
würde/ haben deßwegen das grosse Hauptsegel müssen herun-
ter lassen und ein kleines auffziehen/ damit der überauß grosse
Wind nicht so grosse Macht haben können in die Segel einzu-
brechen.

Die

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
hub/ ſind wir im Namen Gottes alsbald aufgeweſen/ und ha-
ben uns/ wiewol mit ſehr groſſer Gefahr/ auß dem engen Port
auf einer Barcken hinauß in die See gezogen/ ſintemahl wir
uns nicht getrauen doͤrffen wegen der groſſen Macht deß Win-
des mit aufgezogenen Segeln auß dem Hafen zu lauffen/ denn
uns der Wind gar leicht wider das Caſtell treiben und das
Schiff zuſcheittern koͤnnen/ maſſen uns gar nahe auch alſo ge-
ſchehen were/ daß der ſtarcke Wind den Hintertheil deß Schiffs
aus Caſtell geſchlagen haͤtte/ wenn wir nicht demſelben mit ſo
fleiſſiger Arbeit vorkommen waͤren/ dergleichen nur vorm
Jahre einem Frantz-Schiffe geſchehen war/ daß es am Caſtell
geſcheittert/ als es einfahren wollen/ und alles was drauff ge-
weſen/ verlohren gangen/ ſo auf 10000. Real geſchaͤtzet worden/
woruͤber ſich auch der Kauffmann dermaſſen bekuͤmmert/ daß
er kurtz darauf deß Todes geweſen.

Als wir nun auß dem Port kommen/ haben wir zur rech-
ten Hand im Hinaußſegeln an einer Eck/ oder Spitze/ daß Ho-
ſpital/ ſo gar wol erbauet geweſen/ gelaſſen/ und da haben wir
auch das vorige groſſe Schiff wieder angetroffen/ deme wir
mit Loͤſung eines Stuͤcks Valet gegeben/ dergleichen daſſelbe
auch gegen uns gethan und ſind alſo im Namen Gottes der
Weite deß Meeres zugeſegelt und gegen der Sonnen Unter-
gang zur lincken Handwerts die Jnſul Eſthanthia, welche klein
iſt und abſonderlich hinaußwerts eine Scochlio dabey geſehen.
Ehe wir aber gar zur Jnſul kommen/ hat die Prora oder foͤr-
der Theil am Schiff ſchon Waſſer geſchoͤpffet und haben wir
anders nicht vermeinet/ als daß das Schiff gantz verſincken
wuͤrde/ haben deßwegen das groſſe Hauptſegel muͤſſen herun-
ter laſſen und ein kleines auffziehen/ damit der uͤberauß groſſe
Wind nicht ſo groſſe Macht haben koͤnnen in die Segel einzu-
brechen.

Die
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[136/0142] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. hub/ ſind wir im Namen Gottes alsbald aufgeweſen/ und ha- ben uns/ wiewol mit ſehr groſſer Gefahr/ auß dem engen Port auf einer Barcken hinauß in die See gezogen/ ſintemahl wir uns nicht getrauen doͤrffen wegen der groſſen Macht deß Win- des mit aufgezogenen Segeln auß dem Hafen zu lauffen/ denn uns der Wind gar leicht wider das Caſtell treiben und das Schiff zuſcheittern koͤnnen/ maſſen uns gar nahe auch alſo ge- ſchehen were/ daß der ſtarcke Wind den Hintertheil deß Schiffs aus Caſtell geſchlagen haͤtte/ wenn wir nicht demſelben mit ſo fleiſſiger Arbeit vorkommen waͤren/ dergleichen nur vorm Jahre einem Frantz-Schiffe geſchehen war/ daß es am Caſtell geſcheittert/ als es einfahren wollen/ und alles was drauff ge- weſen/ verlohren gangen/ ſo auf 10000. Real geſchaͤtzet worden/ woruͤber ſich auch der Kauffmann dermaſſen bekuͤmmert/ daß er kurtz darauf deß Todes geweſen. Als wir nun auß dem Port kommen/ haben wir zur rech- ten Hand im Hinaußſegeln an einer Eck/ oder Spitze/ daß Ho- ſpital/ ſo gar wol erbauet geweſen/ gelaſſen/ und da haben wir auch das vorige groſſe Schiff wieder angetroffen/ deme wir mit Loͤſung eines Stuͤcks Valet gegeben/ dergleichen daſſelbe auch gegen uns gethan und ſind alſo im Namen Gottes der Weite deß Meeres zugeſegelt und gegen der Sonnen Unter- gang zur lincken Handwerts die Jnſul Eſthanthia, welche klein iſt und abſonderlich hinaußwerts eine Scochlio dabey geſehen. Ehe wir aber gar zur Jnſul kommen/ hat die Prora oder foͤr- der Theil am Schiff ſchon Waſſer geſchoͤpffet und haben wir anders nicht vermeinet/ als daß das Schiff gantz verſincken wuͤrde/ haben deßwegen das groſſe Hauptſegel muͤſſen herun- ter laſſen und ein kleines auffziehen/ damit der uͤberauß groſſe Wind nicht ſo groſſe Macht haben koͤnnen in die Segel einzu- brechen. Die

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/142>, abgerufen am 24.11.2024.