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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
Theil glaubet. Jn dieser Casa, welche auswendig ungemein prächtig und
künstlich erbauet ist, stehet die berühmte Maria Lauretana, oder das über-
aus kostbare Marien-Bild, welches so viel Wunder gethan haben soll. Die
Wallfahrten der Papisten nach diesem Orte sind fast unzählig. Der in die-
sem Hause gesammlete Schatz übertrifft mit einem Worte alle Einbildung,
indem von 400. Jahren her so viele Könige und Fürsten, welche die Auto-
rität
des Pabstes erkennen, so viel unglaubliche Geschencke dahin gebracht,
daß man auch das Silber-Werck nicht mehr groß achtet, sondern nur pur
lauter Gold und Edelgesteine. Etwas weniges von dem unsäglichen Schatz
zu melden, so befindet sich allda: 1) Eine dreyfache Crone: 2) Der Kö-
nigin Christinä Crone: 3) Der Mantel der H. Jungfrau Maria, wor-
auf eine unendliche Menge von Edelgesteinen. Rings herum stehen Lampen,
Statuen, Brust-u. andere Bilder, ohne die Leuchter von silbernem Schmeltz-
Werck, deren 28. und von Massiv. Gold 12. unter welchen zwölfen zwey
seyn, deren ieder 37. Pfund schwer. 4) Königs Jacobi II. in Engeland
Gemahlin hat einen Engel von Golde nebst einem Hertze, grösser als ein
Ey, gantz mit Diamanten von sehr hohem Werthe besetzt, dahin verehret.
5) Eine Perle in Gestalt einer Gondole, sehr pretiös. 6) Der Meß-
Habit, über und über mit grossen Perlen besetzt, wird auf 10000. Spec. Du-
caten geschätzt. 7) Ein mit Diamanten reichlich versetzter Adler, von
Kaysers Leopoldi I. Gemahlin. 8.) Ein Smaragden Creutz sehr kost-
bar, von Philippo III. König in Hispanien. Jch breche von diesen Kost-
barkeiten ab, weil dieselbe von andern zur Genüge beschrieben worden Die
heilige Hütte oder Haus an sich ist 4. Klaffter lang, 2. breit und hoch. Nur
zum Beschluß will ich noch gedencken, daß der darinn befindliche Schatz über
55. Millionen Goldes geschätzet wird. Curiöse besehen auch allhier die
Kirche, darinnen man 345. Gefässe zeiget, so von dem berühmten Raphael ge-
mahlet, und hochgehalten werden. (l)

Lübeck.

Die Gelehrten finden in des Hrn. Superintendenten D. Götzii Hause
eine vortreffliche Bibliothec, und bey Hrn. M. Jacob von Mellen ein be-
sonders Müntz-Cabinet. Jn den Kirchen findet man viele notable Sa-
chen. (m)

Lüne-
(l) Ein mehrers hiervon findet man beym Misson Epist. 20. p. 290. seq. woselbst zugleich
verschiedene Kupffer beygefügt zu sehen.
(m) Der Hr. Paullini in offt angezogenen Lust-Stunden p. 420. allegirt von Lü-
beck
auch das Leopoldische Cabinet, von dem mir aber nicht wissend ist, ob es noch
bis dato allda im Stande anzutreffen oder distrahiret sey.

Von Muſeis I. Theil
Theil glaubet. Jn dieſer Caſa, welche auswendig ungemein praͤchtig und
kuͤnſtlich erbauet iſt, ſtehet die beruͤhmte Maria Lauretana, oder das uͤber-
aus koſtbare Marien-Bild, welches ſo viel Wunder gethan haben ſoll. Die
Wallfahrten der Papiſten nach dieſem Orte ſind faſt unzaͤhlig. Der in die-
ſem Hauſe geſammlete Schatz uͤbertrifft mit einem Worte alle Einbildung,
indem von 400. Jahren her ſo viele Koͤnige und Fuͤrſten, welche die Auto-
rität
des Pabſtes erkennen, ſo viel unglaubliche Geſchencke dahin gebracht,
daß man auch das Silber-Werck nicht mehr groß achtet, ſondern nur pur
lauter Gold und Edelgeſteine. Etwas weniges von dem unſaͤglichen Schatz
zu melden, ſo befindet ſich allda: 1) Eine dreyfache Crone: 2) Der Koͤ-
nigin Chriſtinaͤ Crone: 3) Der Mantel der H. Jungfrau Maria, wor-
auf eine unendliche Menge von Edelgeſteinen. Rings herum ſtehen Lampen,
Statuen, Bruſt-u. andere Bilder, ohne die Leuchter von ſilbernem Schmeltz-
Werck, deren 28. und von Maſſiv. Gold 12. unter welchen zwoͤlfen zwey
ſeyn, deren ieder 37. Pfund ſchwer. 4) Koͤnigs Jacobi II. in Engeland
Gemahlin hat einen Engel von Golde nebſt einem Hertze, groͤſſer als ein
Ey, gantz mit Diamanten von ſehr hohem Werthe beſetzt, dahin verehret.
5) Eine Perle in Geſtalt einer Gondole, ſehr pretiös. 6) Der Meß-
Habit, uͤber und uͤber mit groſſen Perlen beſetzt, wird auf 10000. Spec. Du-
caten geſchaͤtzt. 7) Ein mit Diamanten reichlich verſetzter Adler, von
Kayſers Leopoldi I. Gemahlin. 8.) Ein Smaragden Creutz ſehr koſt-
bar, von Philippo III. Koͤnig in Hiſpanien. Jch breche von dieſen Koſt-
barkeiten ab, weil dieſelbe von andern zur Genuͤge beſchrieben worden Die
heilige Huͤtte oder Haus an ſich iſt 4. Klaffter lang, 2. breit und hoch. Nur
zum Beſchluß will ich noch gedencken, daß der darinn befindliche Schatz uͤber
55. Millionen Goldes geſchaͤtzet wird. Curiöſe beſehen auch allhier die
Kirche, darinnen man 345. Gefaͤſſe zeiget, ſo von dem beruͤhmten Raphaël ge-
mahlet, und hochgehalten werden. (l)

Luͤbeck.

Die Gelehrten finden in des Hrn. Superintendenten D. Götzii Hauſe
eine vortreffliche Bibliothec, und bey Hrn. M. Jacob von Mellen ein be-
ſonders Muͤntz-Cabinet. Jn den Kirchen findet man viele notable Sa-
chen. (m)

Luͤne-
(l) Ein mehrers hiervon findet man beym Miſſon Epiſt. 20. p. 290. ſeq. woſelbſt zugleich
verſchiedene Kupffer beygefuͤgt zu ſehen.
(m) Der Hr. Paullini in offt angezogenen Luſt-Stunden p. 420. allegirt von Luͤ-
beck
auch das Leopoldiſche Cabinet, von dem mir aber nicht wiſſend iſt, ob es noch
bis dato allda im Stande anzutreffen oder diſtrahiret ſey.
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[68/0096] Von Muſeis I. Theil Theil glaubet. Jn dieſer Caſa, welche auswendig ungemein praͤchtig und kuͤnſtlich erbauet iſt, ſtehet die beruͤhmte Maria Lauretana, oder das uͤber- aus koſtbare Marien-Bild, welches ſo viel Wunder gethan haben ſoll. Die Wallfahrten der Papiſten nach dieſem Orte ſind faſt unzaͤhlig. Der in die- ſem Hauſe geſammlete Schatz uͤbertrifft mit einem Worte alle Einbildung, indem von 400. Jahren her ſo viele Koͤnige und Fuͤrſten, welche die Auto- rität des Pabſtes erkennen, ſo viel unglaubliche Geſchencke dahin gebracht, daß man auch das Silber-Werck nicht mehr groß achtet, ſondern nur pur lauter Gold und Edelgeſteine. Etwas weniges von dem unſaͤglichen Schatz zu melden, ſo befindet ſich allda: 1) Eine dreyfache Crone: 2) Der Koͤ- nigin Chriſtinaͤ Crone: 3) Der Mantel der H. Jungfrau Maria, wor- auf eine unendliche Menge von Edelgeſteinen. Rings herum ſtehen Lampen, Statuen, Bruſt-u. andere Bilder, ohne die Leuchter von ſilbernem Schmeltz- Werck, deren 28. und von Maſſiv. Gold 12. unter welchen zwoͤlfen zwey ſeyn, deren ieder 37. Pfund ſchwer. 4) Koͤnigs Jacobi II. in Engeland Gemahlin hat einen Engel von Golde nebſt einem Hertze, groͤſſer als ein Ey, gantz mit Diamanten von ſehr hohem Werthe beſetzt, dahin verehret. 5) Eine Perle in Geſtalt einer Gondole, ſehr pretiös. 6) Der Meß- Habit, uͤber und uͤber mit groſſen Perlen beſetzt, wird auf 10000. Spec. Du- caten geſchaͤtzt. 7) Ein mit Diamanten reichlich verſetzter Adler, von Kayſers Leopoldi I. Gemahlin. 8.) Ein Smaragden Creutz ſehr koſt- bar, von Philippo III. Koͤnig in Hiſpanien. Jch breche von dieſen Koſt- barkeiten ab, weil dieſelbe von andern zur Genuͤge beſchrieben worden Die heilige Huͤtte oder Haus an ſich iſt 4. Klaffter lang, 2. breit und hoch. Nur zum Beſchluß will ich noch gedencken, daß der darinn befindliche Schatz uͤber 55. Millionen Goldes geſchaͤtzet wird. Curiöſe beſehen auch allhier die Kirche, darinnen man 345. Gefaͤſſe zeiget, ſo von dem beruͤhmten Raphaël ge- mahlet, und hochgehalten werden. (l) Luͤbeck. Die Gelehrten finden in des Hrn. Superintendenten D. Götzii Hauſe eine vortreffliche Bibliothec, und bey Hrn. M. Jacob von Mellen ein be- ſonders Muͤntz-Cabinet. Jn den Kirchen findet man viele notable Sa- chen. (m) Luͤne- (l) Ein mehrers hiervon findet man beym Miſſon Epiſt. 20. p. 290. ſeq. woſelbſt zugleich verſchiedene Kupffer beygefuͤgt zu ſehen. (m) Der Hr. Paullini in offt angezogenen Luſt-Stunden p. 420. allegirt von Luͤ- beck auch das Leopoldiſche Cabinet, von dem mir aber nicht wiſſend iſt, ob es noch bis dato allda im Stande anzutreffen oder diſtrahiret ſey.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/96>, abgerufen am 25.11.2024.