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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
weil viele in der falschen Einbildung stehen, daß Raritäten zu stehlen
keine Sünde sey.
19) Die Zahl der Schräncke und Repositorien muß man wohl bemer-
cken nebst dem, was in einem ieden überhaupt enthalten.
20) So muß man auch von der Situation des gantzen Musei so lange im
Gehirn ein Concept formiren;
21) Bis wir nach der Besichtigung zu Hause, alsobald den rechten
Grund-Riß des Musei, samt der Austheilung der Repositorien und
was sonst dabey erforderlich, alsdenn mit mehrer Frist zu entwerffen
Gelegenheit haben.
22) Hat man Occasion, ein Museum mehr als einmal besehen zu kön-
nen, so soll man solche Gelegenheit nicht ausschlagen, weil wir zum
andern mal mehr als das erste, und das dritte mal noch mehr als das
andre, darinn bemercken, und uns folglich desto besser daraus perfe-
ctioni
ren können.
23) Bey der Besehung eines einigen Musei lasse es keiner bewenden,
sondern man besuche mehrere, weil eines immer noch etwas vor an-
dern hat.
24) Wenn einer mit mehrer Compagnie ein Museum besehen hat, der
stelle nachmals zum öfftern eine Unterredung davon an, weil einer bis-
weilen noch etwas observiret, werauf der andre eben nicht regardiret
hat, der beste Nutz davon aber ist, daß durch solche Repetition das be-
sehene desto fester und besser dem Gedächtniß imprimiret wird.
25) Endlich und zuletzt soll man nicht gantz unwissend und unerfahren
ein Museum besuchen, weil derjenige davon eben so viel Nutzen hat,
als wenn ein Esel dahinein gezogen würde; darum thut man wohl,
wenn man vorher schon einige dergleichen Bücher durchgeblättert,
welche in dem diesem Buche zu Ende des II. Theils angehängten
Catalogo angeführet sind. Jst diß geschehen, so kan sowol ein Ein-
heimischer als Fremder und Reisender sich nach des Besitzers Namen
und Humeur, dann auch um das Museum selbst befragen, ob solches
und worinn es berühmt: Jst ein Catalogus etwa davon vorhanden,
soll er das Geld dafür nicht sparen, damit er durch dessen offtmalige
Uberlesung schon einen Begriff von dem Jnnhalt desselben Raritäten
sich daraus bekandt machen kan. Wer diese Reguln in Observanz
nimmt, wird erfahren, was man von Besehung der Museorum für
Nutzen erlangt. Weil aber viele gantz unerfahren und aller Wis-
senschafften unkundig sind, so geschiehets auch, daß daher die meisten
eben
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von Muſeis insgemein.
weil viele in der falſchen Einbildung ſtehen, daß Raritaͤten zu ſtehlen
keine Suͤnde ſey.
19) Die Zahl der Schraͤncke und Repoſitorien muß man wohl bemer-
cken nebſt dem, was in einem ieden uͤberhaupt enthalten.
20) So muß man auch von der Situation des gantzen Muſei ſo lange im
Gehirn ein Concept formiren;
21) Bis wir nach der Beſichtigung zu Hauſe, alſobald den rechten
Grund-Riß des Muſei, ſamt der Austheilung der Repoſitorien und
was ſonſt dabey erforderlich, alsdenn mit mehrer Friſt zu entwerffen
Gelegenheit haben.
22) Hat man Occaſion, ein Muſeum mehr als einmal beſehen zu koͤn-
nen, ſo ſoll man ſolche Gelegenheit nicht ausſchlagen, weil wir zum
andern mal mehr als das erſte, und das dritte mal noch mehr als das
andre, darinn bemercken, und uns folglich deſto beſſer daraus perfe-
ctioni
ren koͤnnen.
23) Bey der Beſehung eines einigen Muſei laſſe es keiner bewenden,
ſondern man beſuche mehrere, weil eines immer noch etwas vor an-
dern hat.
24) Wenn einer mit mehrer Compagnie ein Muſeum beſehen hat, der
ſtelle nachmals zum oͤfftern eine Unterredung davon an, weil einer bis-
weilen noch etwas obſerviret, werauf der andre eben nicht regardiret
hat, der beſte Nutz davon aber iſt, daß durch ſolche Repetition das be-
ſehene deſto feſter und beſſer dem Gedaͤchtniß imprimiret wird.
25) Endlich und zuletzt ſoll man nicht gantz unwiſſend und unerfahren
ein Muſeum beſuchen, weil derjenige davon eben ſo viel Nutzen hat,
als wenn ein Eſel dahinein gezogen wuͤrde; darum thut man wohl,
wenn man vorher ſchon einige dergleichen Buͤcher durchgeblaͤttert,
welche in dem dieſem Buche zu Ende des II. Theils angehaͤngten
Catalogo angefuͤhret ſind. Jſt diß geſchehen, ſo kan ſowol ein Ein-
heimiſcher als Fremder und Reiſender ſich nach des Beſitzers Namen
und Humeur, dann auch um das Muſeum ſelbſt befragen, ob ſolches
und worinn es beruͤhmt: Jſt ein Catalogus etwa davon vorhanden,
ſoll er das Geld dafuͤr nicht ſparen, damit er durch deſſen offtmalige
Uberleſung ſchon einen Begriff von dem Jnnhalt deſſelben Raritaͤten
ſich daraus bekandt machen kan. Wer dieſe Reguln in Obſervanz
nimmt, wird erfahren, was man von Beſehung der Muſeorum fuͤr
Nutzen erlangt. Weil aber viele gantz unerfahren und aller Wiſ-
ſenſchafften unkundig ſind, ſo geſchiehets auch, daß daher die meiſten
eben
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[457/0485] von Muſeis insgemein. weil viele in der falſchen Einbildung ſtehen, daß Raritaͤten zu ſtehlen keine Suͤnde ſey. 19) Die Zahl der Schraͤncke und Repoſitorien muß man wohl bemer- cken nebſt dem, was in einem ieden uͤberhaupt enthalten. 20) So muß man auch von der Situation des gantzen Muſei ſo lange im Gehirn ein Concept formiren; 21) Bis wir nach der Beſichtigung zu Hauſe, alſobald den rechten Grund-Riß des Muſei, ſamt der Austheilung der Repoſitorien und was ſonſt dabey erforderlich, alsdenn mit mehrer Friſt zu entwerffen Gelegenheit haben. 22) Hat man Occaſion, ein Muſeum mehr als einmal beſehen zu koͤn- nen, ſo ſoll man ſolche Gelegenheit nicht ausſchlagen, weil wir zum andern mal mehr als das erſte, und das dritte mal noch mehr als das andre, darinn bemercken, und uns folglich deſto beſſer daraus perfe- ctioniren koͤnnen. 23) Bey der Beſehung eines einigen Muſei laſſe es keiner bewenden, ſondern man beſuche mehrere, weil eines immer noch etwas vor an- dern hat. 24) Wenn einer mit mehrer Compagnie ein Muſeum beſehen hat, der ſtelle nachmals zum oͤfftern eine Unterredung davon an, weil einer bis- weilen noch etwas obſerviret, werauf der andre eben nicht regardiret hat, der beſte Nutz davon aber iſt, daß durch ſolche Repetition das be- ſehene deſto feſter und beſſer dem Gedaͤchtniß imprimiret wird. 25) Endlich und zuletzt ſoll man nicht gantz unwiſſend und unerfahren ein Muſeum beſuchen, weil derjenige davon eben ſo viel Nutzen hat, als wenn ein Eſel dahinein gezogen wuͤrde; darum thut man wohl, wenn man vorher ſchon einige dergleichen Buͤcher durchgeblaͤttert, welche in dem dieſem Buche zu Ende des II. Theils angehaͤngten Catalogo angefuͤhret ſind. Jſt diß geſchehen, ſo kan ſowol ein Ein- heimiſcher als Fremder und Reiſender ſich nach des Beſitzers Namen und Humeur, dann auch um das Muſeum ſelbſt befragen, ob ſolches und worinn es beruͤhmt: Jſt ein Catalogus etwa davon vorhanden, ſoll er das Geld dafuͤr nicht ſparen, damit er durch deſſen offtmalige Uberleſung ſchon einen Begriff von dem Jnnhalt deſſelben Raritaͤten ſich daraus bekandt machen kan. Wer dieſe Reguln in Obſervanz nimmt, wird erfahren, was man von Beſehung der Muſeorum fuͤr Nutzen erlangt. Weil aber viele gantz unerfahren und aller Wiſ- ſenſchafften unkundig ſind, ſo geſchiehets auch, daß daher die meiſten eben M m m

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/485>, abgerufen am 22.11.2024.