Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Von Museis I. Theil wie auch das Haupt St. Johannis sehr künstlich in Ambra und Gold ge-schnitten, praesentiren, welches er so gnädig angenommen, daß er länger als eine Stunde auf solcher Pfeiffe gepfiffen, dem Capitain aber alle Höfflich- keit erweisen lassen. Uberdiß vermehret er diesen seinen Schatz noch alle Tage, weil er ein allgemeiner Erbe aller derjenigen ist, welche von ihm Sold und Gage empfangen. Sein Gebuhrts-Tag trägt ihm auch einen ehrli- chen Schatz ein: Denn an solchem setzt er sich in eine Wag-Schale, und läßt sich gegen Juwelen und Früchte abwägen. Wenn er nun das vergan- gene Jahr über schwerer worden; so entstehet darüber bey seinen Untertha- nen eine grosse Freude. Wenn er abgewogen ist, setzet er sich auf einen kost- baren Thron, und alsdenn müssen alle Grandes kommen, ihm gratuliren und Geschencke bringen, welches zu Taverniers Zeiten über 30. Millionen Francken ausgemacht. Den Thron, welchen er auf selbigen Tag zu betre- ten pflegt, aestimiret man wegen der Menge Edelgesteine auf 160. Millio- nen. Man findet daran ungeheure Perlen von 50. Carat, und Rubinen von 100. Carat schwer hangen. Wer mehr von diesem grossen Schatze des Moguls zu wissen verlanget, der findet solches bey angeregtem Autore weit- läufftiger beschrieben. Auf genaues Untersuchen würden wir in diesen Asi- atischen Ländern, insonderheit bey den verschmitzten Chinesern * und Japa- nern viele remarquable Raritäten finden. Weil wir aber weiter geden- cken, so lassen wir dieses andern Scribenten über, und bleibet insonderheit da- zu recommandiret des Hrn. Francisci und des Hrn. P. Kircheri Chinesische Beschreibungen. Wir verlassen aber hiermit diesen Zweyten Theil der Welt, und rei- wir * Es kan mit gutem Fug hierher gerechnet werden die Machinen-Collection auf dem
Observatorio zu Peking, wovon des P. le Comte heutiges Sina Parte I. im 3. Send- Schreiben nachzulesen. Von Muſeis I. Theil wie auch das Haupt St. Johannis ſehr kuͤnſtlich in Ambra und Gold ge-ſchnitten, præſentiren, welches er ſo gnaͤdig angenommen, daß er laͤnger als eine Stunde auf ſolcher Pfeiffe gepfiffen, dem Capitain aber alle Hoͤfflich- keit erweiſen laſſen. Uberdiß vermehret er dieſen ſeinen Schatz noch alle Tage, weil er ein allgemeiner Erbe aller derjenigen iſt, welche von ihm Sold und Gage empfangen. Sein Gebuhrts-Tag traͤgt ihm auch einen ehrli- chen Schatz ein: Denn an ſolchem ſetzt er ſich in eine Wag-Schale, und laͤßt ſich gegen Juwelen und Fruͤchte abwaͤgen. Wenn er nun das vergan- gene Jahr uͤber ſchwerer worden; ſo entſtehet daruͤber bey ſeinen Untertha- nen eine groſſe Freude. Wenn er abgewogen iſt, ſetzet er ſich auf einen koſt- baren Thron, und alsdenn muͤſſen alle Grandes kommen, ihm gratuliren und Geſchencke bringen, welches zu Taverniers Zeiten uͤber 30. Millionen Francken ausgemacht. Den Thron, welchen er auf ſelbigen Tag zu betre- ten pflegt, æſtimiret man wegen der Menge Edelgeſteine auf 160. Millio- nen. Man findet daran ungeheure Perlen von 50. Carat, und Rubinen von 100. Carat ſchwer hangen. Wer mehr von dieſem groſſen Schatze des Moguls zu wiſſen verlanget, der findet ſolches bey angeregtem Autore weit- laͤufftiger beſchrieben. Auf genaues Unterſuchen wuͤrden wir in dieſen Aſi- atiſchen Laͤndern, inſonderheit bey den verſchmitzten Chineſern * und Japa- nern viele remarquable Raritaͤten finden. Weil wir aber weiter geden- cken, ſo laſſen wir dieſes andern Scribenten uͤber, und bleibet inſonderheit da- zu recommandiret des Hrn. Franciſci und des Hrn. P. Kircheri Chineſiſche Beſchreibungen. Wir verlaſſen aber hiermit dieſen Zweyten Theil der Welt, und rei- wir * Es kan mit gutem Fug hierher gerechnet werden die Machinen-Collection auf dem
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Von Muſeis I. Theil
wie auch das Haupt St. Johannis ſehr kuͤnſtlich in Ambra und Gold ge-
ſchnitten, præſentiren, welches er ſo gnaͤdig angenommen, daß er laͤnger als
eine Stunde auf ſolcher Pfeiffe gepfiffen, dem Capitain aber alle Hoͤfflich-
keit erweiſen laſſen. Uberdiß vermehret er dieſen ſeinen Schatz noch alle
Tage, weil er ein allgemeiner Erbe aller derjenigen iſt, welche von ihm Sold
und Gage empfangen. Sein Gebuhrts-Tag traͤgt ihm auch einen ehrli-
chen Schatz ein: Denn an ſolchem ſetzt er ſich in eine Wag-Schale, und
laͤßt ſich gegen Juwelen und Fruͤchte abwaͤgen. Wenn er nun das vergan-
gene Jahr uͤber ſchwerer worden; ſo entſtehet daruͤber bey ſeinen Untertha-
nen eine groſſe Freude. Wenn er abgewogen iſt, ſetzet er ſich auf einen koſt-
baren Thron, und alsdenn muͤſſen alle Grandes kommen, ihm gratuliren
und Geſchencke bringen, welches zu Taverniers Zeiten uͤber 30. Millionen
Francken ausgemacht. Den Thron, welchen er auf ſelbigen Tag zu betre-
ten pflegt, æſtimiret man wegen der Menge Edelgeſteine auf 160. Millio-
nen. Man findet daran ungeheure Perlen von 50. Carat, und Rubinen
von 100. Carat ſchwer hangen. Wer mehr von dieſem groſſen Schatze des
Moguls zu wiſſen verlanget, der findet ſolches bey angeregtem Autore weit-
laͤufftiger beſchrieben. Auf genaues Unterſuchen wuͤrden wir in dieſen Aſi-
atiſchen Laͤndern, inſonderheit bey den verſchmitzten Chineſern * und Japa-
nern viele remarquable Raritaͤten finden. Weil wir aber weiter geden-
cken, ſo laſſen wir dieſes andern Scribenten uͤber, und bleibet inſonderheit da-
zu recommandiret des Hrn. Franciſci und des Hrn. P. Kircheri Chineſiſche
Beſchreibungen.
Wir verlaſſen aber hiermit dieſen Zweyten Theil der Welt, und rei-
ſen von Aſia nach Aſricam, des Vorhabens, auch in dieſem Theile der Welt
einige Raritaͤten-Kammern zu ſuchen. Es iſt aber bekandt, daß man auch
in dieſen Laͤndern keine ſonderliche civile oder ſittliche Art Voͤlcker findet,
wohl aber dergleichen, die an barbariſcher Grobheit denen bereits angefuͤhr-
ten nicht viel nachgeben. Dem ungeachtet aber finden wir gleichwol allhier
unter andern zu beſehen des Kayſers von Marocco koͤſtlichen Pallaſt, wel-
cher an ſich faſt ſo groß iſt als eine kleine Stadt: Auf der Spitze des Thurms
erblickt man 4. guͤldene Aepffel, die an ihrem Werthe uͤber 200000. Cronen
geſchaͤtzet werden. Aus dieſem iſt leichtlich abzunehmen, daß die Schaͤtze,
ſo darinnen vorhanden, von keinem geringen Werthe ſeyn muͤſſen. Weil
wir
* Es kan mit gutem Fug hierher gerechnet werden die Machinen-Collection auf dem
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