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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
logos, sowol derer, die noch in gutem Stande, als auch derer, welche verau-
ctioni
rt werden, fleißig aufhebet, woraus nicht allein ein ieder sodann leicht
sehen kan, was ihm noch in der seinigen für Bücher fehlen, sondern dadurch
auch zugleich Gelegenheit bekommt, den Mangel also zu ersetzen; weßwegen
solche zur Vollkommenmachung einer Bibliothec kein geringes beytragen.
Jn Sammlung einer grossen Bibliothec kan ich auch nicht umhin, diesen
Haupt-Punct zu erinnern, daß einer wohl thut, wenn er vernimmt, daß die-
ser oder jener gesonnen, bey Lebens-Zeit, oder nach eines solchen Tode die
Erben, seine Bibliothec zu verkauffen, daß er alsdenn incognito darüber zu
tractiren, und solche um einen billigen Preis an sich zu handeln sucht: Auf
eine solche Art wird jenes Bibliothec in kurtzer Zeit, ja offt in einem Tag,
auf einmal um so viel mehr vergrössert, als er durch Stück-weis-kauffen
wol in 10. Jahren nicht zusammen gebracht hätte. Die Unkosten werden
auf solche Weise viel erspart, und durch solche Gelegenheit bekommt mancher
für 10. Thaler mehr, als er auf andere Art schwerlich unter 50. würde erlan-
get haben. G. L. Mich däucht, ich könne itzund nur zu Ende eilen, weil es
doch theils von dieser wichtigen Materie so deutlich und zugleich kürtzlich sich
nicht wohl reden läst; zum Theil weil ich vor mir sehe die Schrifften so vie-
ler berühmten Männer, deren einer dieses, der andere jenes, was zu dieser
Sache nothwendig und nützlich, deutlich genug darleget. Was derohalben
oben davon geredet worden, hat nur zu einigem Begriff und Vorstellung
derselben dienen sollen; weil ich dafür gehalten, daß es doch noch besser sey,
etwas davon zu reden, als solche Materie gar mit Stillschweigen zu überge-
hen. Also hat nur auch mein gantzes Werck, darinn ich unterschiedliche
Oerter angeführet, woselbst Bibliothequen anzutreffen wären, eine blosse
Idee oder Einleitung seyn sollen, wodurch ein (so zu reden) simplex und un-
gelehrter Mensch, indem er diese leichte Arbeit durchgelesen, nachmals ge-
schickter seyn möchte, durch den kurtzen Begriff, den er hierdurch erlanget,
hinfüro andere mit grösserm Fleiß ausgearbeitete Wercke schon mit mehre-
rem Nutzen lesen zu können, als wenn er gantz und gar der Sache unkundig
wäre. Zwar weiß ich wohl, daß sich dabey sehr schön solte geschickt haben,
bey allen ihren Ursprung, Ausnahme, Fortgang, wie viel und was für rare
Bücher darinn verhanden, wie groß und klein die Gemächer, darauf solche
stehn, auf welche Art solche eingerichtet, die Disposition der Bücher und Fa-
cultaet
en, ferner die Zierathen, und denn auch so gar die Inscriptiones
bey einer ieden Bibliothec zu beschreiben: Jch halte mich aber versichert,
daß auch der allereinfältigste solches bey diesem Buche, bey dem äusserlichen
Ansehen desselben, sich weder vorstellen, noch darinn suchen wird; zu dem

halte
A a a

III. Theil von Bibliothequen.
logos, ſowol derer, die noch in gutem Stande, als auch derer, welche verau-
ctioni
rt werden, fleißig aufhebet, woraus nicht allein ein ieder ſodann leicht
ſehen kan, was ihm noch in der ſeinigen fuͤr Buͤcher fehlen, ſondern dadurch
auch zugleich Gelegenheit bekommt, den Mangel alſo zu erſetzen; weßwegen
ſolche zur Vollkommenmachung einer Bibliothec kein geringes beytragen.
Jn Sammlung einer groſſen Bibliothec kan ich auch nicht umhin, dieſen
Haupt-Punct zu erinnern, daß einer wohl thut, wenn er vernimmt, daß die-
ſer oder jener geſonnen, bey Lebens-Zeit, oder nach eines ſolchen Tode die
Erben, ſeine Bibliothec zu verkauffen, daß er alsdenn incognito daruͤber zu
tractiren, und ſolche um einen billigen Preis an ſich zu handeln ſucht: Auf
eine ſolche Art wird jenes Bibliothec in kurtzer Zeit, ja offt in einem Tag,
auf einmal um ſo viel mehr vergroͤſſert, als er durch Stuͤck-weis-kauffen
wol in 10. Jahren nicht zuſammen gebracht haͤtte. Die Unkoſten werden
auf ſolche Weiſe viel erſpart, und durch ſolche Gelegenheit bekommt mancher
fuͤr 10. Thaler mehr, als er auf andere Art ſchwerlich unter 50. wuͤrde erlan-
get haben. G. L. Mich daͤucht, ich koͤnne itzund nur zu Ende eilen, weil es
doch theils von dieſer wichtigen Materie ſo deutlich und zugleich kuͤrtzlich ſich
nicht wohl reden laͤſt; zum Theil weil ich vor mir ſehe die Schrifften ſo vie-
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Sache nothwendig und nuͤtzlich, deutlich genug darleget. Was derohalben
oben davon geredet worden, hat nur zu einigem Begriff und Vorſtellung
derſelben dienen ſollen; weil ich dafuͤr gehalten, daß es doch noch beſſer ſey,
etwas davon zu reden, als ſolche Materie gar mit Stillſchweigen zu uͤberge-
hen. Alſo hat nur auch mein gantzes Werck, darinn ich unterſchiedliche
Oerter angefuͤhret, woſelbſt Bibliothequen anzutreffen waͤren, eine bloſſe
Idée oder Einleitung ſeyn ſollen, wodurch ein (ſo zu reden) ſimplex und un-
gelehrter Menſch, indem er dieſe leichte Arbeit durchgeleſen, nachmals ge-
ſchickter ſeyn moͤchte, durch den kurtzen Begriff, den er hierdurch erlanget,
hinfuͤro andere mit groͤſſerm Fleiß ausgearbeitete Wercke ſchon mit mehre-
rem Nutzen leſen zu koͤnnen, als wenn er gantz und gar der Sache unkundig
waͤre. Zwar weiß ich wohl, daß ſich dabey ſehr ſchoͤn ſolte geſchickt haben,
bey allen ihren Urſprung, Auſnahme, Fortgang, wie viel und was fuͤr rare
Buͤcher darinn verhanden, wie groß und klein die Gemaͤcher, darauf ſolche
ſtehn, auf welche Art ſolche eingerichtet, die Diſpoſition der Buͤcher und Fa-
cultæt
en, ferner die Zierathen, und denn auch ſo gar die Inſcriptiones
bey einer ieden Bibliothec zu beſchreiben: Jch halte mich aber verſichert,
daß auch der allereinfaͤltigſte ſolches bey dieſem Buche, bey dem aͤuſſerlichen
Anſehen deſſelben, ſich weder vorſtellen, noch darinn ſuchen wird; zu dem

halte
A a a
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[369/0397] III. Theil von Bibliothequen. logos, ſowol derer, die noch in gutem Stande, als auch derer, welche verau- ctionirt werden, fleißig aufhebet, woraus nicht allein ein ieder ſodann leicht ſehen kan, was ihm noch in der ſeinigen fuͤr Buͤcher fehlen, ſondern dadurch auch zugleich Gelegenheit bekommt, den Mangel alſo zu erſetzen; weßwegen ſolche zur Vollkommenmachung einer Bibliothec kein geringes beytragen. Jn Sammlung einer groſſen Bibliothec kan ich auch nicht umhin, dieſen Haupt-Punct zu erinnern, daß einer wohl thut, wenn er vernimmt, daß die- ſer oder jener geſonnen, bey Lebens-Zeit, oder nach eines ſolchen Tode die Erben, ſeine Bibliothec zu verkauffen, daß er alsdenn incognito daruͤber zu tractiren, und ſolche um einen billigen Preis an ſich zu handeln ſucht: Auf eine ſolche Art wird jenes Bibliothec in kurtzer Zeit, ja offt in einem Tag, auf einmal um ſo viel mehr vergroͤſſert, als er durch Stuͤck-weis-kauffen wol in 10. Jahren nicht zuſammen gebracht haͤtte. Die Unkoſten werden auf ſolche Weiſe viel erſpart, und durch ſolche Gelegenheit bekommt mancher fuͤr 10. Thaler mehr, als er auf andere Art ſchwerlich unter 50. wuͤrde erlan- get haben. G. L. Mich daͤucht, ich koͤnne itzund nur zu Ende eilen, weil es doch theils von dieſer wichtigen Materie ſo deutlich und zugleich kuͤrtzlich ſich nicht wohl reden laͤſt; zum Theil weil ich vor mir ſehe die Schrifften ſo vie- ler beruͤhmten Maͤnner, deren einer dieſes, der andere jenes, was zu dieſer Sache nothwendig und nuͤtzlich, deutlich genug darleget. Was derohalben oben davon geredet worden, hat nur zu einigem Begriff und Vorſtellung derſelben dienen ſollen; weil ich dafuͤr gehalten, daß es doch noch beſſer ſey, etwas davon zu reden, als ſolche Materie gar mit Stillſchweigen zu uͤberge- hen. Alſo hat nur auch mein gantzes Werck, darinn ich unterſchiedliche Oerter angefuͤhret, woſelbſt Bibliothequen anzutreffen waͤren, eine bloſſe Idée oder Einleitung ſeyn ſollen, wodurch ein (ſo zu reden) ſimplex und un- gelehrter Menſch, indem er dieſe leichte Arbeit durchgeleſen, nachmals ge- ſchickter ſeyn moͤchte, durch den kurtzen Begriff, den er hierdurch erlanget, hinfuͤro andere mit groͤſſerm Fleiß ausgearbeitete Wercke ſchon mit mehre- rem Nutzen leſen zu koͤnnen, als wenn er gantz und gar der Sache unkundig waͤre. Zwar weiß ich wohl, daß ſich dabey ſehr ſchoͤn ſolte geſchickt haben, bey allen ihren Urſprung, Auſnahme, Fortgang, wie viel und was fuͤr rare Buͤcher darinn verhanden, wie groß und klein die Gemaͤcher, darauf ſolche ſtehn, auf welche Art ſolche eingerichtet, die Diſpoſition der Buͤcher und Fa- cultæten, ferner die Zierathen, und denn auch ſo gar die Inſcriptiones bey einer ieden Bibliothec zu beſchreiben: Jch halte mich aber verſichert, daß auch der allereinfaͤltigſte ſolches bey dieſem Buche, bey dem aͤuſſerlichen Anſehen deſſelben, ſich weder vorſtellen, noch darinn ſuchen wird; zu dem halte A a a

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/397>, abgerufen am 22.11.2024.