Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Das III. Capitel. dessen aber werde ich so gut, als es sich wird thun lassen, darauf das nöthigsteantworten, und also den ersten Rang dem wunderseltsamen Cabinet unsers Alt-Vaters Noä geben. Die Beschreibung desselben finden wir im 1. B. Mosis c. 6. von v. 9. bis zu Ende. Diese Arche ist wol die aller com- pleteste Naturalien-Kammer unter allen in der Welt gewesen; denn keine Art von Thieren, Vögeln, Ungeziefer und Würmern hat in dieser Arche manquiret, sondern nach dem Zeugniß der heiligen Schrifft ging Noa in den Kasten mit seinen Söhnen, seinem Weibe, und seiner Söhne Wei- bern, von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Vögeln, und von allem Gewürme auf Erden gingen zu ihm in den Kasten bey Paren ie ein Männlein und Fräulein. 1. B. Mosis c. 7. v. 7. bis 9. Jch überlasse einem ieglichen selber zu beurtheilen und zu bedencken die Vortrefflichkeit die- ser Naturalien-Kammer. Jn denen heutigen principalesten findet man nur etliche Thiere, etliche Vögel, etliche Insecta oder Gewürme: Aber Noa war hier ein Besitzer nicht nur von hundert, sondern von vielen tausend unterschiedlichen lebendigen Creaturen. Jch meines Theils gebe gerne nach, daß dieses die lieblichste, rareste, zahlreicheste und completeste Natu- ralien-Kammer gewesen ist, und hinfüro nimmer ihres gleichen haben wird. Jener wurde gefragt, wo Noa denn die Fische währender Sündflut gelas- sen? Darauf er zur Antwort gegeben: Er habe sie auf dem Boden in ein Faß mit Wasser gesetzet, damit sie nicht ersauffen möchten. Diese Prae- caution aber hat Noa gewiß für unnöthig gehalten; vielmehr hat er sich rühmen können, in seiner Arche die herrlichste Naturalien-Kammer und bey derselben den grösten Fisch-Teich von der Welt zu haben. Denn eben wie jene ie ein Par von allen Beseelten über der Erden in sich hatte, also hatte er in seinem grossen Fisch-Teiche viel tausend Arten allerley Fische, so im Mee- re und Wassern leben. Es war zwar dieses eine sonderbare Beschaffenheit, die von des Höchsten Hand dirigiret wurde, indem solches keiner ohne über- natürliche Hülffe nachzuthun vermag: (Jch sage, übernatürliche: Denn GOtt lenckte die Natur und Sinne der Thiere, Vögel und Gewürmer da- zu, daß sie sich übernatürlicher Weise durch seine allmächtige Würckung alle zu der Arche einfinden musten, um ihr Geschlechte zu conserviren.) Dem ungeachtet muß ein ieder gestehen, daß der Alt-Vater Noa das Glücke ge- habt, die allerherrlichste und vollkommenste Naturalien-Kammer von der gantzen Welt zu besitzen. Nach dieser findet man eben keine sonderliche Anzeige in der heiligen wol B
Das III. Capitel. deſſen aber werde ich ſo gut, als es ſich wird thun laſſen, darauf das noͤthigſteantworten, und alſo den erſten Rang dem wunderſeltſamen Cabinet unſers Alt-Vaters Noaͤ geben. Die Beſchreibung deſſelben finden wir im 1. B. Moſis c. 6. von v. 9. bis zu Ende. Dieſe Arche iſt wol die aller com- pleteſte Naturalien-Kammer unter allen in der Welt geweſen; denn keine Art von Thieren, Voͤgeln, Ungeziefer und Wuͤrmern hat in dieſer Arche manquiret, ſondern nach dem Zeugniß der heiligen Schrifft ging Noa in den Kaſten mit ſeinen Soͤhnen, ſeinem Weibe, und ſeiner Soͤhne Wei- bern, von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Voͤgeln, und von allem Gewuͤrme auf Erden gingen zu ihm in den Kaſten bey Paren ie ein Maͤnnlein und Fraͤulein. 1. B. Moſis c. 7. v. 7. bis 9. Jch uͤberlaſſe einem ieglichen ſelber zu beurtheilen und zu bedencken die Vortrefflichkeit die- ſer Naturalien-Kammer. Jn denen heutigen principaleſten findet man nur etliche Thiere, etliche Voͤgel, etliche Inſecta oder Gewuͤrme: Aber Noa war hier ein Beſitzer nicht nur von hundert, ſondern von vielen tauſend unterſchiedlichen lebendigen Creaturen. Jch meines Theils gebe gerne nach, daß dieſes die lieblichſte, rareſte, zahlreicheſte und completeſte Natu- ralien-Kammer geweſen iſt, und hinfuͤro nimmer ihres gleichen haben wird. Jener wurde gefragt, wo Noa denn die Fiſche waͤhrender Suͤndflut gelaſ- ſen? Darauf er zur Antwort gegeben: Er habe ſie auf dem Boden in ein Faß mit Waſſer geſetzet, damit ſie nicht erſauffen moͤchten. Dieſe Præ- caution aber hat Noa gewiß fuͤr unnoͤthig gehalten; vielmehr hat er ſich ruͤhmen koͤnnen, in ſeiner Arche die herrlichſte Naturalien-Kammer und bey derſelben den groͤſten Fiſch-Teich von der Welt zu haben. Denn eben wie jene ie ein Par von allen Beſeelten uͤber der Erden in ſich hatte, alſo hatte er in ſeinem groſſen Fiſch-Teiche viel tauſend Arten allerley Fiſche, ſo im Mee- re und Waſſern leben. Es war zwar dieſes eine ſonderbare Beſchaffenheit, die von des Hoͤchſten Hand dirigiret wurde, indem ſolches keiner ohne uͤber- natuͤrliche Huͤlffe nachzuthun vermag: (Jch ſage, uͤbernatuͤrliche: Denn GOtt lenckte die Natur und Sinne der Thiere, Voͤgel und Gewuͤrmer da- zu, daß ſie ſich uͤbernatuͤrlicher Weiſe durch ſeine allmaͤchtige Wuͤrckung alle zu der Arche einfinden muſten, um ihr Geſchlechte zu conſerviren.) Dem ungeachtet muß ein ieder geſtehen, daß der Alt-Vater Noa das Gluͤcke ge- habt, die allerherrlichſte und vollkommenſte Naturalien-Kammer von der gantzen Welt zu beſitzen. Nach dieſer findet man eben keine ſonderliche Anzeige in der heiligen wol B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="9"/><fw place="top" type="header">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel.</fw><lb/> deſſen aber werde ich ſo gut, als es ſich wird thun laſſen, darauf das noͤthigſte<lb/> antworten, und alſo den erſten Rang dem wunderſeltſamen <hi rendition="#aq">Cabinet</hi> unſers<lb/> Alt-Vaters <hi rendition="#fr">Noaͤ</hi> geben. Die Beſchreibung deſſelben finden wir im 1.<lb/><hi rendition="#fr">B. Moſis</hi> c. 6. von v. 9. bis zu Ende. Dieſe Arche iſt wol die aller <hi rendition="#aq">com-<lb/> plet</hi>eſte Naturalien-Kammer unter allen in der Welt geweſen; denn keine<lb/> Art von Thieren, Voͤgeln, Ungeziefer und Wuͤrmern hat in dieſer Arche<lb/><hi rendition="#aq">manqui</hi>ret, ſondern nach dem Zeugniß der heiligen Schrifft ging <hi rendition="#fr">Noa</hi> in<lb/> den Kaſten mit ſeinen Soͤhnen, ſeinem Weibe, und ſeiner Soͤhne Wei-<lb/> bern, von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Voͤgeln, und<lb/> von allem Gewuͤrme auf Erden gingen zu ihm in den Kaſten bey Paren ie<lb/> ein Maͤnnlein und Fraͤulein. 1. <hi rendition="#fr">B. Moſis</hi> c. 7. v. 7. bis 9. Jch uͤberlaſſe<lb/> einem ieglichen ſelber zu beurtheilen und zu bedencken die Vortrefflichkeit die-<lb/> ſer Naturalien-Kammer. Jn denen heutigen <hi rendition="#aq">principal</hi>eſten findet man<lb/> nur etliche Thiere, etliche Voͤgel, etliche <hi rendition="#aq">Inſecta</hi> oder Gewuͤrme: Aber<lb/> Noa war hier ein Beſitzer nicht nur von hundert, ſondern von vielen tauſend<lb/> unterſchiedlichen lebendigen Creaturen. Jch meines Theils gebe gerne<lb/> nach, daß dieſes die lieblichſte, rareſte, zahlreicheſte und <hi rendition="#aq">complet</hi>eſte Natu-<lb/> ralien-Kammer geweſen iſt, und hinfuͤro nimmer ihres gleichen haben wird.<lb/> Jener wurde gefragt, wo Noa denn die Fiſche waͤhrender Suͤndflut gelaſ-<lb/> ſen? Darauf er zur Antwort gegeben: Er habe ſie auf dem Boden in ein<lb/> Faß mit Waſſer geſetzet, damit ſie nicht erſauffen moͤchten. Dieſe <hi rendition="#aq">Præ-<lb/> caution</hi> aber hat Noa gewiß fuͤr unnoͤthig gehalten; vielmehr hat er ſich<lb/> ruͤhmen koͤnnen, in ſeiner Arche die herrlichſte Naturalien-Kammer und bey<lb/> derſelben den groͤſten Fiſch-Teich von der Welt zu haben. Denn eben wie<lb/> jene ie ein Par von allen Beſeelten uͤber der Erden in ſich hatte, alſo hatte er<lb/> in ſeinem groſſen Fiſch-Teiche viel tauſend Arten allerley Fiſche, ſo im Mee-<lb/> re und Waſſern leben. Es war zwar dieſes eine ſonderbare Beſchaffenheit,<lb/> die von des Hoͤchſten Hand <hi rendition="#aq">dirigi</hi>ret wurde, indem ſolches keiner ohne uͤber-<lb/> natuͤrliche Huͤlffe nachzuthun vermag: (Jch ſage, uͤbernatuͤrliche: Denn<lb/> GOtt lenckte die Natur und Sinne der Thiere, Voͤgel und Gewuͤrmer da-<lb/> zu, daß ſie ſich uͤbernatuͤrlicher Weiſe durch ſeine allmaͤchtige Wuͤrckung alle<lb/> zu der Arche einfinden muſten, um ihr Geſchlechte zu <hi rendition="#aq">conſervi</hi>ren.) Dem<lb/> ungeachtet muß ein ieder geſtehen, daß der Alt-Vater Noa das Gluͤcke ge-<lb/> habt, die allerherrlichſte und vollkommenſte Naturalien-Kammer von der<lb/> gantzen Welt zu beſitzen.</p><lb/> <p>Nach dieſer findet man eben keine ſonderliche Anzeige in der heiligen<lb/> Schrifft von Schatz- Kunſt- und Naturalien-Kammern; es waͤre denn,<lb/> daß man den koͤſtlichen Tabernakel der Huͤtten des Stiffts, mit ſeinen ſo-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">wol</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0037]
Das III. Capitel.
deſſen aber werde ich ſo gut, als es ſich wird thun laſſen, darauf das noͤthigſte
antworten, und alſo den erſten Rang dem wunderſeltſamen Cabinet unſers
Alt-Vaters Noaͤ geben. Die Beſchreibung deſſelben finden wir im 1.
B. Moſis c. 6. von v. 9. bis zu Ende. Dieſe Arche iſt wol die aller com-
pleteſte Naturalien-Kammer unter allen in der Welt geweſen; denn keine
Art von Thieren, Voͤgeln, Ungeziefer und Wuͤrmern hat in dieſer Arche
manquiret, ſondern nach dem Zeugniß der heiligen Schrifft ging Noa in
den Kaſten mit ſeinen Soͤhnen, ſeinem Weibe, und ſeiner Soͤhne Wei-
bern, von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Voͤgeln, und
von allem Gewuͤrme auf Erden gingen zu ihm in den Kaſten bey Paren ie
ein Maͤnnlein und Fraͤulein. 1. B. Moſis c. 7. v. 7. bis 9. Jch uͤberlaſſe
einem ieglichen ſelber zu beurtheilen und zu bedencken die Vortrefflichkeit die-
ſer Naturalien-Kammer. Jn denen heutigen principaleſten findet man
nur etliche Thiere, etliche Voͤgel, etliche Inſecta oder Gewuͤrme: Aber
Noa war hier ein Beſitzer nicht nur von hundert, ſondern von vielen tauſend
unterſchiedlichen lebendigen Creaturen. Jch meines Theils gebe gerne
nach, daß dieſes die lieblichſte, rareſte, zahlreicheſte und completeſte Natu-
ralien-Kammer geweſen iſt, und hinfuͤro nimmer ihres gleichen haben wird.
Jener wurde gefragt, wo Noa denn die Fiſche waͤhrender Suͤndflut gelaſ-
ſen? Darauf er zur Antwort gegeben: Er habe ſie auf dem Boden in ein
Faß mit Waſſer geſetzet, damit ſie nicht erſauffen moͤchten. Dieſe Præ-
caution aber hat Noa gewiß fuͤr unnoͤthig gehalten; vielmehr hat er ſich
ruͤhmen koͤnnen, in ſeiner Arche die herrlichſte Naturalien-Kammer und bey
derſelben den groͤſten Fiſch-Teich von der Welt zu haben. Denn eben wie
jene ie ein Par von allen Beſeelten uͤber der Erden in ſich hatte, alſo hatte er
in ſeinem groſſen Fiſch-Teiche viel tauſend Arten allerley Fiſche, ſo im Mee-
re und Waſſern leben. Es war zwar dieſes eine ſonderbare Beſchaffenheit,
die von des Hoͤchſten Hand dirigiret wurde, indem ſolches keiner ohne uͤber-
natuͤrliche Huͤlffe nachzuthun vermag: (Jch ſage, uͤbernatuͤrliche: Denn
GOtt lenckte die Natur und Sinne der Thiere, Voͤgel und Gewuͤrmer da-
zu, daß ſie ſich uͤbernatuͤrlicher Weiſe durch ſeine allmaͤchtige Wuͤrckung alle
zu der Arche einfinden muſten, um ihr Geſchlechte zu conſerviren.) Dem
ungeachtet muß ein ieder geſtehen, daß der Alt-Vater Noa das Gluͤcke ge-
habt, die allerherrlichſte und vollkommenſte Naturalien-Kammer von der
gantzen Welt zu beſitzen.
Nach dieſer findet man eben keine ſonderliche Anzeige in der heiligen
Schrifft von Schatz- Kunſt- und Naturalien-Kammern; es waͤre denn,
daß man den koͤſtlichen Tabernakel der Huͤtten des Stiffts, mit ſeinen ſo-
wol
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |