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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
und träge gewesen; zu dem sitzen die Araber und Türcken auf einem raren
Buch so fest, wie der Drache auf dem Golde: Derohalben so ein altes
und etwas rares Buch dann und wann zum Vorschein kommt, so findet
solches nicht allein bald einen Käuffer, sondern sie lassens sich auch trefflich
bezahlen. Jst ein Autor etwas groß, so bringen sie solchen Stück-weise
zum Verkauff. Und weil ihre Bücher vorn keinen Titel führen, wornach
ein Käuffer sich sonsten richten könte; so kommt es daher, daß man niemalen
einen weitläufftigen, oder einen Autorem von einigen Bänden complet
erlangen kan. Es kommen zu dieser Auction vielerley Art Völcker, ausge-
nommen Christen und Jüden, ja es ist so gar bey Lebens-Straffe verboten,
einen Alcoran in Christliche Macht kommen zu lassen.

Florentz.

Diese Haupt-und berühmte Stadt hat mehr als eine Bibliothec auf-
zuweisen, unter welchen die Mediceische berühmt. Nicht minderen Ruhm
verdienet auch die berühmte Bibliothec S. Laurentii, welche ihren Ursprung
dem Pabst Clementi VII. der aus der Mediceischen Familie entsprossen, zu-
zuschreiben hat: Diese ist mit herrlichen MScten und sehr zierlichen Bän-
den vor andern wohl versehen, daß auch ein Ungelehrter dieselbe mit Lust an-
schauet. S. Chrysostomi Brief ist allda auch vorhanden. Misson gedencket in
seiner Jtal. Reis. Beschr. Part. 2. pag. 157. daß der Groß-Hertzog dem
berühmten Magliabechio ausdrücklich verboten, solches MSct. keinem, wer er
auch sey, zu communiciren. Jn dem Prediger-Kloster zu S. Marci findet
man eine Griechische und Lateinische Bibliothec, jene bestehet aus 63. und
diese aus 14. Bücher-Reihen. Zu S. Benedict ist eine von 30. zum heiligen
Creutz eine von 50. in des Bischoffs Haus eine von 44. und zu Mariae Nou-
vellae
eine Bibliothec von 45. Pulpitis oder Bücher-Reihen. Ja zu Flo-
rentz
ist unter andern raren Sachen zu sehen des Homeri Ilias, welche Theo-
dorus Gaza
mit eigner Hand geschrieben, und seine Glossas oder Rand-
Schrifften dabey gefüget hat. Happel. R. C. Part. 2. pag. 399.

Franecker.

Hat nicht allein eine feine Academie, welche Anno 1535. gestifftet
worden, und die mit gelehrten Professoribus in allen Facultäten besetzet ist,
sondern auch eine wohlbestellte Bibliothec, die mit vielen raren Cod. verse-
hen ist. Deßgleichen hat

Franckfurt am Mayn

Auch eine feine publique Bibliothec, welche mit D. Waldschmids

Biblio-
L l 3

III. Theil von Bibliothequen.
und traͤge geweſen; zu dem ſitzen die Araber und Tuͤrcken auf einem raren
Buch ſo feſt, wie der Drache auf dem Golde: Derohalben ſo ein altes
und etwas rares Buch dann und wann zum Vorſchein kommt, ſo findet
ſolches nicht allein bald einen Kaͤuffer, ſondern ſie laſſens ſich auch trefflich
bezahlen. Jſt ein Autor etwas groß, ſo bringen ſie ſolchen Stuͤck-weiſe
zum Verkauff. Und weil ihre Buͤcher vorn keinen Titel fuͤhren, wornach
ein Kaͤuffer ſich ſonſten richten koͤnte; ſo kommt es daher, daß man niemalen
einen weitlaͤufftigen, oder einen Autorem von einigen Baͤnden complet
erlangen kan. Es kommen zu dieſer Auction vielerley Art Voͤlcker, ausge-
nommen Chriſten und Juͤden, ja es iſt ſo gar bey Lebens-Straffe verboten,
einen Alcoran in Chriſtliche Macht kommen zu laſſen.

Florentz.

Dieſe Haupt-und beruͤhmte Stadt hat mehr als eine Bibliothec auf-
zuweiſen, unter welchen die Mediceiſche beruͤhmt. Nicht minderen Ruhm
verdienet auch die beruͤhmte Bibliothec S. Laurentii, welche ihren Urſprung
dem Pabſt Clementi VII. der aus der Mediceiſchen Familie entſproſſen, zu-
zuſchreiben hat: Dieſe iſt mit herrlichen MScten und ſehr zierlichen Baͤn-
den vor andern wohl verſehen, daß auch ein Ungelehrter dieſelbe mit Luſt an-
ſchauet. S. Chryſoſtomi Brief iſt allda auch vorhanden. Miſſon gedencket in
ſeiner Jtal. Reiſ. Beſchr. Part. 2. pag. 157. daß der Groß-Hertzog dem
beruͤhmten Magliabechio ausdruͤcklich verboten, ſolches MSct. keinem, wer er
auch ſey, zu communiciren. Jn dem Prediger-Kloſter zu S. Marci findet
man eine Griechiſche und Lateiniſche Bibliothec, jene beſtehet aus 63. und
dieſe aus 14. Buͤcher-Reihen. Zu S. Benedict iſt eine von 30. zum heiligen
Creutz eine von 50. in des Biſchoffs Haus eine von 44. und zu Mariæ Nou-
vellæ
eine Bibliothec von 45. Pulpitis oder Buͤcher-Reihen. Ja zu Flo-
rentz
iſt unter andern raren Sachen zu ſehen des Homeri Ilias, welche Theo-
dorus Gaza
mit eigner Hand geſchrieben, und ſeine Gloſſas oder Rand-
Schrifften dabey gefuͤget hat. Happel. R. C. Part. 2. pag. 399.

Franecker.

Hat nicht allein eine feine Academie, welche Anno 1535. geſtifftet
worden, und die mit gelehrten Profeſſoribus in allen Facultäten beſetzet iſt,
ſondern auch eine wohlbeſtellte Bibliothec, die mit vielen raren Cod. verſe-
hen iſt. Deßgleichen hat

Franckfurt am Mayn

Auch eine feine publique Bibliothec, welche mit D. Waldſchmids

Biblio-
L l 3
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[269/0297] III. Theil von Bibliothequen. und traͤge geweſen; zu dem ſitzen die Araber und Tuͤrcken auf einem raren Buch ſo feſt, wie der Drache auf dem Golde: Derohalben ſo ein altes und etwas rares Buch dann und wann zum Vorſchein kommt, ſo findet ſolches nicht allein bald einen Kaͤuffer, ſondern ſie laſſens ſich auch trefflich bezahlen. Jſt ein Autor etwas groß, ſo bringen ſie ſolchen Stuͤck-weiſe zum Verkauff. Und weil ihre Buͤcher vorn keinen Titel fuͤhren, wornach ein Kaͤuffer ſich ſonſten richten koͤnte; ſo kommt es daher, daß man niemalen einen weitlaͤufftigen, oder einen Autorem von einigen Baͤnden complet erlangen kan. Es kommen zu dieſer Auction vielerley Art Voͤlcker, ausge- nommen Chriſten und Juͤden, ja es iſt ſo gar bey Lebens-Straffe verboten, einen Alcoran in Chriſtliche Macht kommen zu laſſen. Florentz. Dieſe Haupt-und beruͤhmte Stadt hat mehr als eine Bibliothec auf- zuweiſen, unter welchen die Mediceiſche beruͤhmt. Nicht minderen Ruhm verdienet auch die beruͤhmte Bibliothec S. Laurentii, welche ihren Urſprung dem Pabſt Clementi VII. der aus der Mediceiſchen Familie entſproſſen, zu- zuſchreiben hat: Dieſe iſt mit herrlichen MScten und ſehr zierlichen Baͤn- den vor andern wohl verſehen, daß auch ein Ungelehrter dieſelbe mit Luſt an- ſchauet. S. Chryſoſtomi Brief iſt allda auch vorhanden. Miſſon gedencket in ſeiner Jtal. Reiſ. Beſchr. Part. 2. pag. 157. daß der Groß-Hertzog dem beruͤhmten Magliabechio ausdruͤcklich verboten, ſolches MSct. keinem, wer er auch ſey, zu communiciren. Jn dem Prediger-Kloſter zu S. Marci findet man eine Griechiſche und Lateiniſche Bibliothec, jene beſtehet aus 63. und dieſe aus 14. Buͤcher-Reihen. Zu S. Benedict iſt eine von 30. zum heiligen Creutz eine von 50. in des Biſchoffs Haus eine von 44. und zu Mariæ Nou- vellæ eine Bibliothec von 45. Pulpitis oder Buͤcher-Reihen. Ja zu Flo- rentz iſt unter andern raren Sachen zu ſehen des Homeri Ilias, welche Theo- dorus Gaza mit eigner Hand geſchrieben, und ſeine Gloſſas oder Rand- Schrifften dabey gefuͤget hat. Happel. R. C. Part. 2. pag. 399. Franecker. Hat nicht allein eine feine Academie, welche Anno 1535. geſtifftet worden, und die mit gelehrten Profeſſoribus in allen Facultäten beſetzet iſt, ſondern auch eine wohlbeſtellte Bibliothec, die mit vielen raren Cod. verſe- hen iſt. Deßgleichen hat Franckfurt am Mayn Auch eine feine publique Bibliothec, welche mit D. Waldſchmids Biblio- L l 3

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/297>, abgerufen am 22.11.2024.