Hat ein illustre Gymnasium und feine Bibliothec. Nicht weniger findet man dergleichen auch zu
Dordrecht, Doccum, Dunen
Und andern berühmten Holländischen Städten.
Dreßden.
Gleichwie die berühmte Stadt Dreßden fast das vollständigste Na- ritäten-Haus von der Welt hat, also mangelts ihr auch nicht an guten Bü- chern. Ausser dem Vorrath, so hier und da bey Privat-Personen anzutref- fen, ist die Schloß-Bibliothec besehens- würdig. Der wohl- gereiste Jo- hann Limberg hat in Besehung derselben darinnen unter andern eine Bibel in Folio auf Pergament gedruckt in Sammet eingebunden, und mit Sil- ber beschlagen gefunden, darinn der Gottselige Fürst Augustus, Chur- Fürst zu Sachsen, nachfolgende Worte mit eigener Hand geschrieben: Jch ha- be mich von Jugend auf zu der Bibel und AugspurgischenConfession bekennet, dabey gedencke ich auch mit GOttes Hülffe und Gnade zu sterben: Weil ich denn gesehen, daß in meiner Hof- Kirche eine Calvinische Bibel vorhanden, soM. Christ. Schützvor sich und ohne mein Vorwissen darein gebracht, so habe ich solche heraus genom- men, undD.LuthersVersionan die Stelle selbst geleget, deßglei- chen auch dieFormulam Concordiae,und habe das gnädige Vertrauen zu meinen Seelen-Sorgern und Predigern, sie werden sich als treuePastoresin Lieb und Einigkeit unter sich itzt und künfftig erzeigen, und die Lehre, nach ihrem höchsten Vermögen und besten Fleiß, dazu sie sich bisher bekennet, fortsetzen, und sich nichts davon abschrecken noch abhalten lassen, so lieb ihnen ihrer Seelen Heil und Seligkeit.ActumDreßden, den 12. Mart.A. 1581. Die gantze Bibliothec bestehet aus dreyen grossen Zimmern, das erste wird genannt das Theologische Zimmer, alldieweilen alle Theologische Bücher in köstlichem Band, darunter viele mit Silber beschlagen, darinnen stehen. Das vornehmste in dieser Theologischen Bibliothec ist eine alte Ebräische auf Pergament geschriebene Bibel, mit beygefügter Chaldäischer Uberse- tzung, wobey die Masora in allerley zierlichen Thieren, Blumen und andern
Figu-
III. Theil vonBibliothequen.
Deventer
Hat ein illuſtre Gymnaſium und feine Bibliothec. Nicht weniger findet man dergleichen auch zu
Dordrecht, Doccum, Dunen
Und andern beruͤhmten Hollaͤndiſchen Staͤdten.
Dreßden.
Gleichwie die beruͤhmte Stadt Dreßden faſt das vollſtaͤndigſte Na- ritaͤten-Haus von der Welt hat, alſo mangelts ihr auch nicht an guten Buͤ- chern. Auſſer dem Vorrath, ſo hier und da bey Privat-Perſonen anzutref- fen, iſt die Schloß-Bibliothec beſehens- wuͤrdig. Der wohl- gereiſte Jo- hann Limberg hat in Beſehung derſelben darinnen unter andern eine Bibel in Folio auf Pergament gedruckt in Sammet eingebunden, und mit Sil- ber beſchlagen gefunden, darinn der Gottſelige Fuͤrſt Auguſtus, Chur- Fuͤrſt zu Sachſen, nachfolgende Worte mit eigener Hand geſchrieben: Jch ha- be mich von Jugend auf zu der Bibel und AugſpurgiſchenConfeſſion bekennet, dabey gedencke ich auch mit GOttes Huͤlffe und Gnade zu ſterben: Weil ich denn geſehen, daß in meiner Hof- Kirche eine Calviniſche Bibel vorhanden, ſoM. Chriſt. Schützvor ſich und ohne mein Vorwiſſen darein gebracht, ſo habe ich ſolche heraus genom- men, undD.LuthersVerſionan die Stelle ſelbſt geleget, deßglei- chen auch dieFormulam Concordiæ,und habe das gnaͤdige Vertrauen zu meinen Seelen-Sorgern und Predigern, ſie werden ſich als treuePaſtoresin Lieb und Einigkeit unter ſich itzt und kuͤnfftig erzeigen, und die Lehre, nach ihrem hoͤchſten Vermoͤgen und beſten Fleiß, dazu ſie ſich bisher bekennet, fortſetzen, und ſich nichts davon abſchrecken noch abhalten laſſen, ſo lieb ihnen ihrer Seelen Heil und Seligkeit.ActumDreßden, den 12. Mart.A. 1581. Die gantze Bibliothec beſtehet aus dreyen groſſen Zimmern, das erſte wird genannt das Theologiſche Zimmer, alldieweilen alle Theologiſche Buͤcher in koͤſtlichem Band, darunter viele mit Silber beſchlagen, darinnen ſtehen. Das vornehmſte in dieſer Theologiſchen Bibliothec iſt eine alte Ebraͤiſche auf Pergament geſchriebene Bibel, mit beygefuͤgter Chaldaͤiſcher Uberſe- tzung, wobey die Maſora in allerley zierlichen Thieren, Blumen und andern
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III. Theil von Bibliothequen.
Deventer
Hat ein illuſtre Gymnaſium und feine Bibliothec. Nicht weniger
findet man dergleichen auch zu
Dordrecht,
Doccum,
Dunen
Und andern beruͤhmten Hollaͤndiſchen Staͤdten.
Dreßden.
Gleichwie die beruͤhmte Stadt Dreßden faſt das vollſtaͤndigſte Na-
ritaͤten-Haus von der Welt hat, alſo mangelts ihr auch nicht an guten Buͤ-
chern. Auſſer dem Vorrath, ſo hier und da bey Privat-Perſonen anzutref-
fen, iſt die Schloß-Bibliothec beſehens- wuͤrdig. Der wohl- gereiſte Jo-
hann Limberg hat in Beſehung derſelben darinnen unter andern eine Bibel
in Folio auf Pergament gedruckt in Sammet eingebunden, und mit Sil-
ber beſchlagen gefunden, darinn der Gottſelige Fuͤrſt Auguſtus, Chur- Fuͤrſt
zu Sachſen, nachfolgende Worte mit eigener Hand geſchrieben: Jch ha-
be mich von Jugend auf zu der Bibel und Augſpurgiſchen Confeſſion
bekennet, dabey gedencke ich auch mit GOttes Huͤlffe und Gnade
zu ſterben: Weil ich denn geſehen, daß in meiner Hof- Kirche eine
Calviniſche Bibel vorhanden, ſo M. Chriſt. Schütz vor ſich und ohne
mein Vorwiſſen darein gebracht, ſo habe ich ſolche heraus genom-
men, und D. Luthers Verſion an die Stelle ſelbſt geleget, deßglei-
chen auch die Formulam Concordiæ, und habe das gnaͤdige Vertrauen
zu meinen Seelen-Sorgern und Predigern, ſie werden ſich als
treue Paſtores in Lieb und Einigkeit unter ſich itzt und kuͤnfftig
erzeigen, und die Lehre, nach ihrem hoͤchſten Vermoͤgen und
beſten Fleiß, dazu ſie ſich bisher bekennet, fortſetzen, und ſich
nichts davon abſchrecken noch abhalten laſſen, ſo lieb ihnen ihrer
Seelen Heil und Seligkeit. Actum Dreßden, den 12. Mart. A. 1581.
Die gantze Bibliothec beſtehet aus dreyen groſſen Zimmern, das erſte wird
genannt das Theologiſche Zimmer, alldieweilen alle Theologiſche Buͤcher
in koͤſtlichem Band, darunter viele mit Silber beſchlagen, darinnen ſtehen.
Das vornehmſte in dieſer Theologiſchen Bibliothec iſt eine alte Ebraͤiſche
auf Pergament geſchriebene Bibel, mit beygefuͤgter Chaldaͤiſcher Uberſe-
tzung, wobey die Maſora in allerley zierlichen Thieren, Blumen und andern
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/292>, abgerufen am 16.02.2025.
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