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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
ben, daß unsere Vorfahren und sonderlich, wie aus diesen Codicibus zu
sehen, sich mehr beflissen haben auf eine accurate Abzeichnung der Gebäue,
auf angenehme Vorstellung der Wälder, Bäume und Gebürge, Land-
schafften, der Lufft und Wolcken, in lieblichem Prospect, der Kriege und
Feld- Schlachten in confuser Verwirrung; in Summa die alten Mah-
lereyen haben sofort beym ersten Anblick einem ieden gefallen müssen: Und
ein Muster davon findet man, wie gedacht, in diesen Büchern des Froissardi.
Wenn dieser Künstler in der Welt mehr nicht, denn diese Codices verfertigt
hätte, so wäre er gleichwol eines unvergeßlichen Andenckens würdig. Ein an-
derer Biblischer Codex, im grossen Format auf Pergament, in demselben sie-
het man unter andern die Mutter GOttes gemahlet, welche mit ihrer lincken
Hand den neugebohrnen, mit der rechten aber den gecreutzigten JEsum vor-
zeiget. Ein Volumen, darinn allerley Arten Blumen nach dem Leben künstlich
und angenehm gemahlet sind. 104. Volumina, worinnen mehr als 20000.
Kupffer-Stiche, sowol von alten als neuen berühmten Meistern zu sehen:
Schwerlich wird ein Kupffer oder Bildniß seyn, welches der berühmte Al-
brecht Dürer
geschnitzt, das in diesen mangeln solte. Nicht weniger sind
darinn die besten Wercke von andern belobten Meistern zu sehen, als Martini
Schoenii, Johann. Scheiffelini, Lucae Leydensis, Alberti Aldegrafii, Bartholomaei
& Joannis Sebaldi Böhmiorum, Alberti Altörfferi, Georg. Pensii, Jacob. Binckii,
& Virgilii Solis, Jacobi Broshameri, Lucae Cranachii;
ferner Raphaelis Urbina-
tis, Antonii Corregiensis, Mich. Angeli Bonarotae, Titiani Ucelli, Jacobi Tinctore-
ti, Friederici Barottii:
Welche für die berühmtesten Jtalienische Meister ge-
halten werden, item Pauli Caliarii von Urbina, Jacobi Palmae, eines Vero-
nens
ers, Jacobi de Ponte Bassano, Josephi Apinensis, Pauli Farinacii, Annibal. Ca-
raccii
und anderer Venetianer, Petri Testa, Petr. Beretini, Guido Reni, Fran-
cisci Albani, Bononiens
er und anderer dergleichen berühmten Meister, vortreff-
liche Arbeit in Kupfferstichen. Man muß aber nicht gedencken, daß diese
die Meister alle seyn, deren Wercker unter diesen Kupfferstichen zu finden,
sondern eine noch weit höhere Zahl würde heraus kommen, wann alle derselben
Namen hie solten angeführet werden, zumalen keines berühmten Meisters
Wercke, weß Nation er auch seyn mag, allhie mangeln. Zum Erempel von de-
nen Frantzosen, worunter Theodori Bernardi, Caroli Brunii, Nicolai Pussini, Israe-
lis Sylvestris, Nicolai Perellii, Cornelii Galli, Joh. Marini, Gerb. Lairessii, Georgii Hure-
ti, Jacobi Calot, Abrahami Bossii, Francisci & Nicolai Poilliorum & c.
gesammte Wer-
cke berühmt. Unter denen Niederländern, als Petri Paulii Rubenii, dessen
Stich-Wercke einige Volumina allein ausmachen, Antonii vaen Dyck, Mar-
tini de Vos, Jacobi Jordani, Erasmi Quellini, AEgydii Coninxloo, Pauli Brilli

und

III. Theil von Bibliothequen.
ben, daß unſere Vorfahren und ſonderlich, wie aus dieſen Codicibus zu
ſehen, ſich mehr befliſſen haben auf eine accurate Abzeichnung der Gebaͤue,
auf angenehme Vorſtellung der Waͤlder, Baͤume und Gebuͤrge, Land-
ſchafften, der Lufft und Wolcken, in lieblichem Proſpect, der Kriege und
Feld- Schlachten in confuſer Verwirrung; in Summa die alten Mah-
lereyen haben ſofort beym erſten Anblick einem ieden gefallen muͤſſen: Und
ein Muſter davon findet man, wie gedacht, in dieſen Buͤchern des Froiſſardi.
Wenn dieſer Kuͤnſtler in der Welt mehr nicht, denn dieſe Codices verfertigt
haͤtte, ſo waͤre er gleichwol eines unvergeßlichen Andenckens wuͤrdig. Ein an-
derer Bibliſcher Codex, im groſſen Format auf Pergament, in demſelben ſie-
het man unter andern die Mutter GOttes gemahlet, welche mit ihrer lincken
Hand den neugebohrnen, mit der rechten aber den gecreutzigten JEſum vor-
zeiget. Ein Volumen, darinn allerley Arten Blumen nach dem Leben kuͤnſtlich
und angenehm gemahlet ſind. 104. Volumina, worinnen mehr als 20000.
Kupffer-Stiche, ſowol von alten als neuen beruͤhmten Meiſtern zu ſehen:
Schwerlich wird ein Kupffer oder Bildniß ſeyn, welches der beruͤhmte Al-
brecht Duͤrer
geſchnitzt, das in dieſen mangeln ſolte. Nicht weniger ſind
darinn die beſten Wercke von andern belobten Meiſtern zu ſehen, als Martini
Schœnii, Johann. Scheiffelini, Lucæ Leydenſis, Alberti Aldegrafii, Bartholomæi
& Joannis Sebaldi Böhmiorum, Alberti Altörfferi, Georg. Penſii, Jacob. Binckii,
& Virgilii Solis, Jacobi Broshameri, Lucæ Cranachii;
ferner Raphaëlis Urbina-
tis, Antonii Corregienſis, Mich. Angeli Bonarotæ, Titiani Ucelli, Jacobi Tinctore-
ti, Friederici Barottii:
Welche fuͤr die beruͤhmteſten Jtalieniſche Meiſter ge-
halten werden, item Pauli Caliarii von Urbina, Jacobi Palmæ, eines Vero-
nenſ
ers, Jacobi de Ponte Baſſano, Joſephi Apinenſis, Pauli Farinacii, Annibal. Ca-
raccii
und anderer Venetianer, Petri Teſta, Petr. Beretini, Guido Reni, Fran-
ciſci Albani, Bononienſ
er und anderer dergleichen beruͤhmten Meiſter, vortreff-
liche Arbeit in Kupfferſtichen. Man muß aber nicht gedencken, daß dieſe
die Meiſter alle ſeyn, deren Wercker unter dieſen Kupfferſtichen zu finden,
ſondern eine noch weit hoͤhere Zahl wuͤrde heraus kom̃en, wann alle derſelben
Namen hie ſolten angefuͤhret werden, zumalen keines beruͤhmten Meiſters
Wercke, weß Nation er auch ſeyn mag, allhie mangeln. Zum Erempel von de-
nen Frantzoſen, worunter Theodori Bernardi, Caroli Brunii, Nicolai Puſſini, Iſraë-
lis Sylveſtris, Nicolai Perellii, Cornelii Galli, Joh. Marini, Gerb. Laireſſii, Georgii Hure-
ti, Jacobi Calot, Abrahami Boſſii, Franciſci & Nicolai Poilliorum & c.
geſam̃te Wer-
cke beruͤhmt. Unter denen Niederlaͤndern, als Petri Paulii Rubenii, deſſen
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tini de Vos, Jacobi Jordani, Eraſmi Quellini, Ægydii Coninxloo, Pauli Brilli

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[254/0282] III. Theil von Bibliothequen. ben, daß unſere Vorfahren und ſonderlich, wie aus dieſen Codicibus zu ſehen, ſich mehr befliſſen haben auf eine accurate Abzeichnung der Gebaͤue, auf angenehme Vorſtellung der Waͤlder, Baͤume und Gebuͤrge, Land- ſchafften, der Lufft und Wolcken, in lieblichem Proſpect, der Kriege und Feld- Schlachten in confuſer Verwirrung; in Summa die alten Mah- lereyen haben ſofort beym erſten Anblick einem ieden gefallen muͤſſen: Und ein Muſter davon findet man, wie gedacht, in dieſen Buͤchern des Froiſſardi. Wenn dieſer Kuͤnſtler in der Welt mehr nicht, denn dieſe Codices verfertigt haͤtte, ſo waͤre er gleichwol eines unvergeßlichen Andenckens wuͤrdig. Ein an- derer Bibliſcher Codex, im groſſen Format auf Pergament, in demſelben ſie- het man unter andern die Mutter GOttes gemahlet, welche mit ihrer lincken Hand den neugebohrnen, mit der rechten aber den gecreutzigten JEſum vor- zeiget. Ein Volumen, darinn allerley Arten Blumen nach dem Leben kuͤnſtlich und angenehm gemahlet ſind. 104. Volumina, worinnen mehr als 20000. Kupffer-Stiche, ſowol von alten als neuen beruͤhmten Meiſtern zu ſehen: Schwerlich wird ein Kupffer oder Bildniß ſeyn, welches der beruͤhmte Al- brecht Duͤrer geſchnitzt, das in dieſen mangeln ſolte. Nicht weniger ſind darinn die beſten Wercke von andern belobten Meiſtern zu ſehen, als Martini Schœnii, Johann. Scheiffelini, Lucæ Leydenſis, Alberti Aldegrafii, Bartholomæi & Joannis Sebaldi Böhmiorum, Alberti Altörfferi, Georg. Penſii, Jacob. Binckii, & Virgilii Solis, Jacobi Broshameri, Lucæ Cranachii; ferner Raphaëlis Urbina- tis, Antonii Corregienſis, Mich. Angeli Bonarotæ, Titiani Ucelli, Jacobi Tinctore- ti, Friederici Barottii: Welche fuͤr die beruͤhmteſten Jtalieniſche Meiſter ge- halten werden, item Pauli Caliarii von Urbina, Jacobi Palmæ, eines Vero- nenſers, Jacobi de Ponte Baſſano, Joſephi Apinenſis, Pauli Farinacii, Annibal. Ca- raccii und anderer Venetianer, Petri Teſta, Petr. Beretini, Guido Reni, Fran- ciſci Albani, Bononienſer und anderer dergleichen beruͤhmten Meiſter, vortreff- liche Arbeit in Kupfferſtichen. Man muß aber nicht gedencken, daß dieſe die Meiſter alle ſeyn, deren Wercker unter dieſen Kupfferſtichen zu finden, ſondern eine noch weit hoͤhere Zahl wuͤrde heraus kom̃en, wann alle derſelben Namen hie ſolten angefuͤhret werden, zumalen keines beruͤhmten Meiſters Wercke, weß Nation er auch ſeyn mag, allhie mangeln. Zum Erempel von de- nen Frantzoſen, worunter Theodori Bernardi, Caroli Brunii, Nicolai Puſſini, Iſraë- lis Sylveſtris, Nicolai Perellii, Cornelii Galli, Joh. Marini, Gerb. Laireſſii, Georgii Hure- ti, Jacobi Calot, Abrahami Boſſii, Franciſci & Nicolai Poilliorum & c. geſam̃te Wer- cke beruͤhmt. Unter denen Niederlaͤndern, als Petri Paulii Rubenii, deſſen Stich-Wercke einige Volumina allein ausmachen, Antonii væn Dyck, Mar- tini de Vos, Jacobi Jordani, Eraſmi Quellini, Ægydii Coninxloo, Pauli Brilli und

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/282>, abgerufen am 23.11.2024.