HAben N. Castellanus und Jubertus Raritäten-Kammern gehabt. Zu
Mantua
Aber waren ehedem des Fürsten Gonzagoe Raritäten berühmt. Jch will nur ein und anders daraus gedencken, was die Reisenden darinnen bemercket, als 1) ein unverweseter Leib, welcher sich also verblutet, daß er gantz ausge- dorret, 2) ein Meer-Kalb, 3) ein Einhorn drittehalb Spannen lang, 4) ein höltzerner Teller, so sich an der andern Seite in Stein verwandelt, 5) ein grüner und blauer Diamant, 6) ein crystallen Schiff, 7) Seulen und Geschirr mit allerhand Edelgesteinen besetzet, 8) viele kostbare und künstli- che Uhrwercke, 9) die zwölff Aposteln. Unzählig viel andere rare Dinge werden in den Gallerien dieses Schlosses gesehen, der köstlichen, mit den schönsten und kostbarsten Tapezereyen, raren Gemählden und andern Herr- lichkeiten ausgeziereten mehr als 550. Gemächer und Kammern nicht ein- mal zu gedencken. Auf der nicht allzu grossen Jnsul
Malta
War ehedem des Melitensischen Vice-Cantzlers Hrn. Joann. Francisci Habeloe Raritäten-Zimmer im Flor. Hr. BurchardNiederstedtlib. I. de Malta cap. 5. p. 17. und Hr. Thomas Bartholinus, die beyde in Malta gegenwärtig gewesen, und diß Museum besehen, gedencken solches in ihren Schrifften, jener an schon bemeldtem Ort, da er selbiges ein Antiquarium nennet, wegen der vielen Antiquitäten, und sonderlich eines darin befindli- chen Aschen-Topffs oder Urne, doch sind auch viele andere natürliche Curio- sitäten darinnen vorhanden gewesen, worunter Hr. Bartholinus folgende an- gemercket, nemlich eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helms, dem Ansehen nach, ein geflochtener Zopff Haare, als ein gekrümmtes Horn herab gehangen, ein Hüfften-Knochen und Zahn von einem Riesen. Jn Stein verwandeltes Holtz, und nicht nur der einige, sondern zwey Lei- chen-Töpffe; denn seine Wort lauten davon (in Cent. I. Epist. Med. 53.) also: Binas quoque urnas Phoenicum nobis monstravit, qui ejectis giganti- bus insulam postea incoluerunt, quarum altera foeminae habebat faciem, ornamentis & vittis dependentibus, magnitudine humana, in qua cine- res invenerat. Ausser dieser verdienen auch wol die unterirdische Malte-
sische
Von Muſeis II. Theil.
M.
Montpellier.
HAben N. Caſtellanus und Jubertus Raritaͤten-Kammern gehabt. Zu
Mantua
Aber waren ehedem des Fuͤrſten Gonzagœ Raritaͤten beruͤhmt. Jch will nur ein und anders daraus gedencken, was die Reiſenden darinnen bemercket, als 1) ein unverweſeter Leib, welcher ſich alſo verblutet, daß er gantz ausge- dorret, 2) ein Meer-Kalb, 3) ein Einhorn drittehalb Spannen lang, 4) ein hoͤltzerner Teller, ſo ſich an der andern Seite in Stein verwandelt, 5) ein gruͤner und blauer Diamant, 6) ein cryſtallen Schiff, 7) Seulen und Geſchirr mit allerhand Edelgeſteinen beſetzet, 8) viele koſtbare und kuͤnſtli- che Uhrwercke, 9) die zwoͤlff Apoſteln. Unzaͤhlig viel andere rare Dinge werden in den Gallerien dieſes Schloſſes geſehen, der koͤſtlichen, mit den ſchoͤnſten und koſtbarſten Tapezereyen, raren Gemaͤhlden und andern Herr- lichkeiten ausgeziereten mehr als 550. Gemaͤcher und Kammern nicht ein- mal zu gedencken. Auf der nicht allzu groſſen Jnſul
Malta
War ehedem des Melitenſiſchen Vice-Cantzlers Hrn. Joann. Franciſci Habelœ Raritaͤten-Zimmer im Flor. Hr. BurchardNiederſtedtlib. I. de Malta cap. 5. p. 17. und Hr. Thomas Bartholinus, die beyde in Malta gegenwaͤrtig geweſen, und diß Muſeum beſehen, gedencken ſolches in ihren Schrifften, jener an ſchon bemeldtem Ort, da er ſelbiges ein Antiquarium nennet, wegen der vielen Antiquitäten, und ſonderlich eines darin befindli- chen Aſchen-Topffs oder Urne, doch ſind auch viele andere natuͤrliche Curio- ſitäten darinnen vorhanden geweſen, worunter Hr. Bartholinus folgende an- gemercket, nemlich eine Statua Harpocratis, an deſſen rechten Seite des Helms, dem Anſehen nach, ein geflochtener Zopff Haare, als ein gekruͤm̃tes Horn herab gehangen, ein Huͤfften-Knochen und Zahn von einem Rieſen. Jn Stein verwandeltes Holtz, und nicht nur der einige, ſondern zwey Lei- chen-Toͤpffe; denn ſeine Wort lauten davon (in Cent. I. Epiſt. Med. 53.) alſo: Binas quoque urnas Phœnicum nobis monſtravit, qui ejectis giganti- bus inſulam poſtea incoluerunt, quarum altera fœminæ habebat faciem, ornamentis & vittis dependentibus, magnitudine humana, in qua cine- res invenerat. Auſſer dieſer verdienen auch wol die unterirdiſche Malte-
ſiſche
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Von Muſeis II. Theil.
M.
Montpellier.
HAben N. Caſtellanus und Jubertus Raritaͤten-Kammern gehabt.
Zu
Mantua
Aber waren ehedem des Fuͤrſten Gonzagœ Raritaͤten beruͤhmt. Jch will
nur ein und anders daraus gedencken, was die Reiſenden darinnen bemercket,
als 1) ein unverweſeter Leib, welcher ſich alſo verblutet, daß er gantz ausge-
dorret, 2) ein Meer-Kalb, 3) ein Einhorn drittehalb Spannen lang, 4)
ein hoͤltzerner Teller, ſo ſich an der andern Seite in Stein verwandelt, 5)
ein gruͤner und blauer Diamant, 6) ein cryſtallen Schiff, 7) Seulen und
Geſchirr mit allerhand Edelgeſteinen beſetzet, 8) viele koſtbare und kuͤnſtli-
che Uhrwercke, 9) die zwoͤlff Apoſteln. Unzaͤhlig viel andere rare Dinge
werden in den Gallerien dieſes Schloſſes geſehen, der koͤſtlichen, mit den
ſchoͤnſten und koſtbarſten Tapezereyen, raren Gemaͤhlden und andern Herr-
lichkeiten ausgeziereten mehr als 550. Gemaͤcher und Kammern nicht ein-
mal zu gedencken. Auf der nicht allzu groſſen Jnſul
Malta
War ehedem des Melitenſiſchen Vice-Cantzlers Hrn. Joann. Franciſci
Habelœ Raritaͤten-Zimmer im Flor. Hr. Burchard Niederſtedt lib. I.
de Malta cap. 5. p. 17. und Hr. Thomas Bartholinus, die beyde in Malta
gegenwaͤrtig geweſen, und diß Muſeum beſehen, gedencken ſolches in ihren
Schrifften, jener an ſchon bemeldtem Ort, da er ſelbiges ein Antiquarium
nennet, wegen der vielen Antiquitäten, und ſonderlich eines darin befindli-
chen Aſchen-Topffs oder Urne, doch ſind auch viele andere natuͤrliche Curio-
ſitäten darinnen vorhanden geweſen, worunter Hr. Bartholinus folgende an-
gemercket, nemlich eine Statua Harpocratis, an deſſen rechten Seite des
Helms, dem Anſehen nach, ein geflochtener Zopff Haare, als ein gekruͤm̃tes
Horn herab gehangen, ein Huͤfften-Knochen und Zahn von einem Rieſen.
Jn Stein verwandeltes Holtz, und nicht nur der einige, ſondern zwey Lei-
chen-Toͤpffe; denn ſeine Wort lauten davon (in Cent. I. Epiſt. Med. 53.) alſo:
Binas quoque urnas Phœnicum nobis monſtravit, qui ejectis giganti-
bus inſulam poſtea incoluerunt, quarum altera fœminæ habebat faciem,
ornamentis & vittis dependentibus, magnitudine humana, in qua cine-
res invenerat. Auſſer dieſer verdienen auch wol die unterirdiſche Malte-
ſiſche
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/230>, abgerufen am 29.07.2024.
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