Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Von Museis II. Theil. nes Antiquitäten-Cabinet gehabt, so bestanden in Urnen oder Grab-Töpf-fen, Waffen, Opffer-Messern, Abgöttern, Halsschmuck, Arm-Zierath, Haar-Spangen, Haar-Nadeln und dergleichen Geräthe unserer alten heid- nischen Vorfahren. Nach dem Tode des Besitzers ist dieses Cabinet nach Lübeck gekommen, woselbst solches eine gewisse Person für ungefähr 300. Rthlr. soll an sich gekaufft haben. Friedrichsburg und Fontainebleau Sind beyde zwey vortreffliche Königliche Schlösser, deren eines der Florentz Hat billig den Zunamen la Bella, die Schöne, weil es ihr an unzähli- sche
Von Muſeis II. Theil. nes Antiquitäten-Cabinet gehabt, ſo beſtanden in Urnen oder Grab-Toͤpf-fen, Waffen, Opffer-Meſſern, Abgoͤttern, Halsſchmuck, Arm-Zierath, Haar-Spangen, Haar-Nadeln und dergleichen Geraͤthe unſerer alten heid- niſchen Vorfahren. Nach dem Tode des Beſitzers iſt dieſes Cabinet nach Luͤbeck gekommen, woſelbſt ſolches eine gewiſſe Perſon fuͤr ungefaͤhr 300. Rthlr. ſoll an ſich gekaufft haben. Friedrichsburg und Fontainebleau Sind beyde zwey vortreffliche Koͤnigliche Schloͤſſer, deren eines der Florentz Hat billig den Zunamen la Bella, die Schoͤne, weil es ihr an unzaͤhli- ſche
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0224" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Muſeis II.</hi> Theil.</hi></fw><lb/> nes <hi rendition="#aq">Antiquität</hi>en-<hi rendition="#aq">Cabinet</hi> gehabt, ſo beſtanden in <hi rendition="#aq">Urn</hi>en oder Grab-Toͤpf-<lb/> fen, Waffen, Opffer-Meſſern, Abgoͤttern, Halsſchmuck, Arm-Zierath,<lb/> Haar-Spangen, Haar-Nadeln und dergleichen Geraͤthe unſerer alten heid-<lb/> niſchen Vorfahren. Nach dem Tode des Beſitzers iſt dieſes <hi rendition="#aq">Cabinet</hi> nach<lb/><hi rendition="#fr">Luͤbeck</hi> gekommen, woſelbſt ſolches eine gewiſſe Perſon fuͤr ungefaͤhr 300.<lb/> Rthlr. ſoll an ſich gekaufft haben.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Friedrichsburg und <hi rendition="#aq">Fontainebleau</hi></hi> </head><lb/> <p>Sind beyde zwey vortreffliche Koͤnigliche Schloͤſſer, deren eines der<lb/><hi rendition="#fr">Koͤnigl. Majeſtaͤt von Daͤnemarck,</hi> das andere aber Jhro <hi rendition="#fr">Koͤnigl.<lb/> Majeſtaͤt von Franckreich</hi> zuſtaͤndig, und ſollen auſſer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Verſailles</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eſcurial</hi></hi> wenig ihres gleichen haben. Von beyder ungemeiner Pracht und<lb/> Koſtbarkeit ſchreiben viele <hi rendition="#aq">Autores.</hi> Unter andern ſind in dem letzten<lb/> merckwuͤrdig viele ſchoͤne <hi rendition="#aq">Statu</hi>en, als eine <hi rendition="#aq">Diana,</hi> ſo einen Hirſchen bey ſei-<lb/> nem Geweihe haͤlt, unter welcher 4. Hunde mit noch 4. andern Hirſchen:<lb/><hi rendition="#aq">Item</hi> ein nackter Juͤngling von <hi rendition="#aq">Metall,</hi> ſo einen Dorn aus dem Fuß ziehet,<lb/> die Figur Laocoons. Ferner die <hi rendition="#aq">Gallerie</hi> der Koͤnigin, und noch eine an-<lb/> dere <hi rendition="#aq">Gallerie,</hi> darinnen 46. Hirſchgeweihe. Jn der Hertzogin <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gabrielle</hi></hi><lb/> ihrem <hi rendition="#aq">Cabinet</hi> iſt unter andern ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Adonis</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Venus</hi>,</hi> deßgleichen in der<lb/><hi rendition="#aq">Gallerie <hi rendition="#i">Franciſci</hi></hi> ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cupido, Venus</hi>,</hi> und <hi rendition="#aq">Bachus,</hi> merckwuͤrdig. Jm Koͤ-<lb/> niglichen Garten iſt die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cleopatra</hi></hi> von <hi rendition="#aq">Metall, <hi rendition="#i">Neptunus</hi></hi> von Meßing, und zu<lb/> deren Fuͤſſen eine Woͤlffin, an welcher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Romulus</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Remus</hi></hi> ſaugen. Jn der<lb/> Ritter-Stuben ſind ſchoͤne Mahlereyen. Das Vogelhaus iſt auch beſe-<lb/> hens-wuͤrdig, die Laͤnge deſſelben iſt 270. Schritte, und iſt die meiſte Zeit mit<lb/> 1000. Arten fremden und einheimiſchen raren Gefluͤgels angefuͤllt. Jm Eſ-<lb/> ſe-Saal und Rathhaus ſind auch viele <hi rendition="#aq">remarquabl</hi>e Dinge. Und in<lb/> Summa, die Herrlichkeit dieſer beyden vortrefflichen Schloͤſſer laſſen ſich<lb/> beſſer mit Augen beſehen, als mit einer Feder beſchreiben. <hi rendition="#fr">Limb. R. B.</hi><lb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 745.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Florentz</hi> </head><lb/> <p>Hat billig den Zunamen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">la Bella</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">die Schoͤne,</hi> weil es ihr an unzaͤhli-<lb/> gen Schoͤnheiten nicht mangelt. Die Florentiniſche Schatz-Kammer iſt<lb/> in der Welt ſo beruffen, daß wenig andre ihr gleich kommen; weil aber ſchon<lb/> in vorigem Theil davon geredet worden, ſo laſſe ichs hierbey bewenden. Zwar<lb/> machen die unausſprechliche Koſtbarkeiten, die darinn gefunden werden, den<lb/> Appetit ſo ſatt, daß man ſich nicht um mehrere Raritaͤten zu <hi rendition="#fr">Florentz</hi> be-<lb/> kuͤmmert; doch ſind auſſer ſolchen auch noch beſehens-wuͤrdig die Florentini-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſche</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0224]
Von Muſeis II. Theil.
nes Antiquitäten-Cabinet gehabt, ſo beſtanden in Urnen oder Grab-Toͤpf-
fen, Waffen, Opffer-Meſſern, Abgoͤttern, Halsſchmuck, Arm-Zierath,
Haar-Spangen, Haar-Nadeln und dergleichen Geraͤthe unſerer alten heid-
niſchen Vorfahren. Nach dem Tode des Beſitzers iſt dieſes Cabinet nach
Luͤbeck gekommen, woſelbſt ſolches eine gewiſſe Perſon fuͤr ungefaͤhr 300.
Rthlr. ſoll an ſich gekaufft haben.
Friedrichsburg und Fontainebleau
Sind beyde zwey vortreffliche Koͤnigliche Schloͤſſer, deren eines der
Koͤnigl. Majeſtaͤt von Daͤnemarck, das andere aber Jhro Koͤnigl.
Majeſtaͤt von Franckreich zuſtaͤndig, und ſollen auſſer Verſailles und
Eſcurial wenig ihres gleichen haben. Von beyder ungemeiner Pracht und
Koſtbarkeit ſchreiben viele Autores. Unter andern ſind in dem letzten
merckwuͤrdig viele ſchoͤne Statuen, als eine Diana, ſo einen Hirſchen bey ſei-
nem Geweihe haͤlt, unter welcher 4. Hunde mit noch 4. andern Hirſchen:
Item ein nackter Juͤngling von Metall, ſo einen Dorn aus dem Fuß ziehet,
die Figur Laocoons. Ferner die Gallerie der Koͤnigin, und noch eine an-
dere Gallerie, darinnen 46. Hirſchgeweihe. Jn der Hertzogin Gabrielle
ihrem Cabinet iſt unter andern ein Adonis und Venus, deßgleichen in der
Gallerie Franciſci ein Cupido, Venus, und Bachus, merckwuͤrdig. Jm Koͤ-
niglichen Garten iſt die Cleopatra von Metall, Neptunus von Meßing, und zu
deren Fuͤſſen eine Woͤlffin, an welcher Romulus und Remus ſaugen. Jn der
Ritter-Stuben ſind ſchoͤne Mahlereyen. Das Vogelhaus iſt auch beſe-
hens-wuͤrdig, die Laͤnge deſſelben iſt 270. Schritte, und iſt die meiſte Zeit mit
1000. Arten fremden und einheimiſchen raren Gefluͤgels angefuͤllt. Jm Eſ-
ſe-Saal und Rathhaus ſind auch viele remarquable Dinge. Und in
Summa, die Herrlichkeit dieſer beyden vortrefflichen Schloͤſſer laſſen ſich
beſſer mit Augen beſehen, als mit einer Feder beſchreiben. Limb. R. B.
pag. 745.
Florentz
Hat billig den Zunamen la Bella, die Schoͤne, weil es ihr an unzaͤhli-
gen Schoͤnheiten nicht mangelt. Die Florentiniſche Schatz-Kammer iſt
in der Welt ſo beruffen, daß wenig andre ihr gleich kommen; weil aber ſchon
in vorigem Theil davon geredet worden, ſo laſſe ichs hierbey bewenden. Zwar
machen die unausſprechliche Koſtbarkeiten, die darinn gefunden werden, den
Appetit ſo ſatt, daß man ſich nicht um mehrere Raritaͤten zu Florentz be-
kuͤmmert; doch ſind auſſer ſolchen auch noch beſehens-wuͤrdig die Florentini-
ſche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |