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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
Berathschlagungen ein Senator, in der Stadt aber und in seinem Hause ein
Gefangener. Der Thurm dieser Kirche, welcher Ao. 1146 erbauet ist,
dessen Fundament aber mehr, als das Ober-Gebäue gekostet, ist auch dar-
innen remarquable, dieweil er ohne Stiegen oder Treppen, sondern ein ebe-
ner Gang, welcher sich allgemach in der Runde wie eine Schnecke in die Hö-
he erhebt, führet einen meist bis in die Spitze: Auf dieser commoden Treppe
ist Henricus König in Franckreich, wie er aus Polen kam, zu Pferde
bis an die Glocken dieses Thurms geritten. Die 2. Vulcani, die mit ihren
Hammern, durch Schlagung auf den Glocken, die Uhr oder Stunden an-
zeigen, sind nicht weniger curiös. Wer mehrere Nachricht von den Jta-
lienischen Schönheiten, als da sind die berühmte Brücke, Ponte Rialto.
die aus einem eintzigen Schwiebogen von Marmor Pietra bianca genannt,
auf 6328. Pfälen erbauet: Nicht weniger die berühmten Palläste, als Pisa-
ni, Morosini, Loredano, Rosini, Vandramino, Grimani
,
und die übrigen, deren
noch bey die 300. gezählet werden: Item die vornehmsten Plätze, unter
welchen der Marcus-Platz, und Broglio, auf welchem die Nobili sich ge-
wöhnlich versammlen und spatzieren gehen etc. Nebst der gegen der Stadt ü-
ber liegenden Jnsel Murani, in deren berühmten Glas-Hütten die admirablen
Sachen, als crystallene Cronen, Leuchter, Gefässe etc. gemacht und durch gantz
Europa geführt werden: Jch sage, wer von allen diesen Merckwürdigkeiten
und überhaupt von gantz Jtalien mehrere Nachricht verlanget, der lese Andreae
Morosini, Paolo Barutoe, Sabellico, Bernardino Tomasiano, Corido, Nani
und an-
derer berühmten Männer Venetianische Historie; bey denenselben wird er
auch mehrere Nachricht von denen mir nicht mehr als dem Namen nach
bekandten Museis Foscarini, Grimani, Rosini, Gartzoni, Vendramenus, Fran-
cisci de Rota, Baron de Tassis, Doctor Bonn
,
und des Procuratoris Justiniani & c.
finden. (q) Und hiermit scheiden wir aus Venedig, wiewol noch nicht gantz
und gar aus ihren Grentzen, sondern verfügen uns in die kleine, doch wohl
bebauete Stadt

Veletri.

Hier besehen wir noch des Marckgrafen Ganetti Haus, in welchem wir
curiöse Antiquitäten antreffen werden, und auf dem Marckt bleibt die schö-
ne metallene Statue des Pabsts Urbani VIII. unvergessen.

Ve-
(q) Von dem itzigen Zustande der Cabinetter in Venedig ist des Hrn. Nemeitz Sup-
plem.
zu Missons Reisen p. 95. it. vom Bilder-Saal p. 98. und von denen Ra-
ritäten im Arsenal nachzulesen.
Q 2

Das V. Capitel.
Berathſchlagungen ein Senator, in der Stadt aber und in ſeinem Hauſe ein
Gefangener. Der Thurm dieſer Kirche, welcher Ao. 1146 erbauet iſt,
deſſen Fundament aber mehr, als das Ober-Gebaͤue gekoſtet, iſt auch dar-
innen remarquable, dieweil er ohne Stiegen oder Treppen, ſondern ein ebe-
ner Gang, welcher ſich allgemach in der Runde wie eine Schnecke in die Hoͤ-
he erhebt, fuͤhret einen meiſt bis in die Spitze: Auf dieſer commoden Treppe
iſt Henricus Koͤnig in Franckreich, wie er aus Polen kam, zu Pferde
bis an die Glocken dieſes Thurms geritten. Die 2. Vulcani, die mit ihren
Hammern, durch Schlagung auf den Glocken, die Uhr oder Stunden an-
zeigen, ſind nicht weniger curiös. Wer mehrere Nachricht von den Jta-
lieniſchen Schoͤnheiten, als da ſind die beruͤhmte Bruͤcke, Ponte Rialto.
die aus einem eintzigen Schwiebogen von Marmor Pietra bianca genannt,
auf 6328. Pfaͤlen erbauet: Nicht weniger die beruͤhmten Pallaͤſte, als Piſa-
ni, Moroſini, Loredano, Roſini, Vandramino, Grimani
,
und die uͤbrigen, deren
noch bey die 300. gezaͤhlet werden: Item die vornehmſten Plaͤtze, unter
welchen der Marcus-Platz, und Broglio, auf welchem die Nobili ſich ge-
woͤhnlich verſammlen und ſpatzieren gehen ꝛc. Nebſt der gegen der Stadt uͤ-
ber liegenden Jnſel Murani, in deren beruͤhmten Glas-Huͤtten die admirablen
Sachen, als cryſtallene Cronen, Leuchter, Gefaͤſſe ꝛc. gemacht und durch gantz
Europa gefuͤhrt werden: Jch ſage, wer von allen dieſen Merckwuͤrdigkeiten
und uͤberhaupt von gantz Jtalien mehrere Nachricht verlanget, der leſe Andreæ
Moroſini, Paolo Barutœ, Sabellico, Bernardino Tomaſiano, Corido, Nani
und an-
derer beruͤhmten Maͤnner Venetianiſche Hiſtorie; bey denenſelben wird er
auch mehrere Nachricht von denen mir nicht mehr als dem Namen nach
bekandten Muſeis Foſcarini, Grimani, Roſini, Gartzoni, Vendramenus, Fran-
ciſci de Rota, Baron de Taſſis, Doctor Bonn
,
und des Procuratoris Juſtiniani & c.
finden. (q) Und hiermit ſcheiden wir aus Venedig, wiewol noch nicht gantz
und gar aus ihren Grentzen, ſondern verfuͤgen uns in die kleine, doch wohl
bebauete Stadt

Veletri.

Hier beſehen wir noch des Marckgrafen Ganetti Haus, in welchem wir
curiöſe Antiquitäten antreffen werden, und auf dem Marckt bleibt die ſchoͤ-
ne metallene Statue des Pabſts Urbani VIII. unvergeſſen.

Ve-
(q) Von dem itzigen Zuſtande der Cabinetter in Venedig iſt des Hrn. Nemeitz Sup-
plem.
zu Miſſons Reiſen p. 95. it. vom Bilder-Saal p. 98. und von denen Ra-
ritaͤten im Arſenal nachzuleſen.
Q 2
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[123/0151] Das V. Capitel. Berathſchlagungen ein Senator, in der Stadt aber und in ſeinem Hauſe ein Gefangener. Der Thurm dieſer Kirche, welcher Ao. 1146 erbauet iſt, deſſen Fundament aber mehr, als das Ober-Gebaͤue gekoſtet, iſt auch dar- innen remarquable, dieweil er ohne Stiegen oder Treppen, ſondern ein ebe- ner Gang, welcher ſich allgemach in der Runde wie eine Schnecke in die Hoͤ- he erhebt, fuͤhret einen meiſt bis in die Spitze: Auf dieſer commoden Treppe iſt Henricus Koͤnig in Franckreich, wie er aus Polen kam, zu Pferde bis an die Glocken dieſes Thurms geritten. Die 2. Vulcani, die mit ihren Hammern, durch Schlagung auf den Glocken, die Uhr oder Stunden an- zeigen, ſind nicht weniger curiös. Wer mehrere Nachricht von den Jta- lieniſchen Schoͤnheiten, als da ſind die beruͤhmte Bruͤcke, Ponte Rialto. die aus einem eintzigen Schwiebogen von Marmor Pietra bianca genannt, auf 6328. Pfaͤlen erbauet: Nicht weniger die beruͤhmten Pallaͤſte, als Piſa- ni, Moroſini, Loredano, Roſini, Vandramino, Grimani, und die uͤbrigen, deren noch bey die 300. gezaͤhlet werden: Item die vornehmſten Plaͤtze, unter welchen der Marcus-Platz, und Broglio, auf welchem die Nobili ſich ge- woͤhnlich verſammlen und ſpatzieren gehen ꝛc. Nebſt der gegen der Stadt uͤ- ber liegenden Jnſel Murani, in deren beruͤhmten Glas-Huͤtten die admirablen Sachen, als cryſtallene Cronen, Leuchter, Gefaͤſſe ꝛc. gemacht und durch gantz Europa gefuͤhrt werden: Jch ſage, wer von allen dieſen Merckwuͤrdigkeiten und uͤberhaupt von gantz Jtalien mehrere Nachricht verlanget, der leſe Andreæ Moroſini, Paolo Barutœ, Sabellico, Bernardino Tomaſiano, Corido, Nani und an- derer beruͤhmten Maͤnner Venetianiſche Hiſtorie; bey denenſelben wird er auch mehrere Nachricht von denen mir nicht mehr als dem Namen nach bekandten Muſeis Foſcarini, Grimani, Roſini, Gartzoni, Vendramenus, Fran- ciſci de Rota, Baron de Taſſis, Doctor Bonn, und des Procuratoris Juſtiniani & c. finden. (q) Und hiermit ſcheiden wir aus Venedig, wiewol noch nicht gantz und gar aus ihren Grentzen, ſondern verfuͤgen uns in die kleine, doch wohl bebauete Stadt Veletri. Hier beſehen wir noch des Marckgrafen Ganetti Haus, in welchem wir curiöſe Antiquitäten antreffen werden, und auf dem Marckt bleibt die ſchoͤ- ne metallene Statue des Pabſts Urbani VIII. unvergeſſen. Ve- (q) Von dem itzigen Zuſtande der Cabinetter in Venedig iſt des Hrn. Nemeitz Sup- plem. zu Miſſons Reiſen p. 95. it. vom Bilder-Saal p. 98. und von denen Ra- ritaͤten im Arſenal nachzuleſen. Q 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/151>, abgerufen am 24.11.2024.