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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil

Jn einem andern Gemach siehet man den Rach-Stuhl, der denjeni-
gen, so sich darauf setzet, fest hält, daß er von selbsten nicht los kommen kan.
Jn des Chigi Garten siehet man ein vortreffliche Cascada oder Wasser-Grot-
ten. Das bereits angeführte Curiösitaten-Cabinet zeiget einen kleinen
Adrian, von Oriental-Jaspis, ein Stück von grossem AEstim.

Die schönen und plaisanten Alleen in des Montalto Garten, seine Sta-
tu
en und Schildereyen, sind von solcher Vortrefflichkeit, daß derselbe keinem
darf weichen; man siehet hier noch des Sixti V. sogenannte graue Kammer.
Der Germanicus, Pescennius Niger, der Scipio, Adonis, die Göttin Naenia &c.
Der Fechter von Tupff-Stein, sind principale Sachen aus der Antiquität:
Nicht weniger ist das Gemählde, der todte Christus, von Raphael, S. Fran-
ciscus,
von Carache, die heil. Jungfrau und der Bacchus von Guide, und
S. Johannes von Pomarancio, sonderlich rar und wohl gemahlet. Das Ge-
mählde von David und Goliath, so sich herum drehet, und auf beyden Sei-
ten sehen läst; item einige curiöse Gräber, das wahre Busto Sixti V. der
Tabernackel von köstlichen Steinen etc. lassen sich über die Massen wohl be-
sehen. Der Garten des berühmten Fürstens Pamphili ist fast, was die Sym-
metrie
und schöne Ordnung in allen Sachen anlanget, der vornehmste mit
unter den andern. Der grosse Reichthum und Zierath, den man in dem Lust-
Haus oder, vielmehr grossen Pallast findet, ist unschätz- und unzählbar. Das
Creutz von Agat auf der Wurtzel von einem Saphir gesetzt: Ein ander
Crucifix von Silber auf Eben-Holtz, allein auf 12000. Cronen geschätzt.
Das rare Cabinet, mit dem Gemählde der Jungfr. Maria, auf 6000. Cro-
nen aestimiret: Der Degen, dessen Gefäß von dreyen grossen Turkoisen
und viele hundert andere Pretiosa mehr, sind in diesem Garten in Abon-
dance
zu finden. Was der Pamphilius, da er noch ein junger Printz gewe-
sen, auf Zurathen und Bewegung der keuschen Jesuiten, für eine seltsame
Metamorphosin unter seinen vortrefflichen Statuen eingerichtet, kan bey
Mr. Misson in Parte 2. de ses Voyages p. 58. gelesen werden.

Jn Signor Viteleschi Haus findet man 10. Gemächer voll schöner Ge-
mählde und Bilder, darunter sonderlich des Concinnati und Bruti zu obser-
vi
ren, welche auf Befehl des Römischen Raths mit Helleparten etc. ge-
schändet, wie man noch daran sehen kan.

Alle übrige noch rückständige Palläste, Häuser und Gärten will ich,
um diese Beschreibung nicht allzu weitläufftig zu machen, an seinen Ort ge-
stellet seyn lassen; darum wollen wir uns anitzo nach den andern Denckwür-
würdigkeiten der Stadt Rom wenden: Und so werden wir deren eine Men-
ge auf denen 12. berühmten Hügeln dieser Stadt zu besehen haben. Zwar

waren
Von Muſeis I. Theil

Jn einem andern Gemach ſiehet man den Rach-Stuhl, der denjeni-
gen, ſo ſich darauf ſetzet, feſt haͤlt, daß er von ſelbſten nicht los kommen kan.
Jn des Chigi Garten ſiehet man ein vortreffliche Caſcada oder Waſſer-Grot-
ten. Das bereits angefuͤhrte Curiöſitaten-Cabinet zeiget einen kleinen
Adrian, von Oriental-Jaſpis, ein Stuͤck von groſſem Æſtim.

Die ſchoͤnen und plaiſanten Alléen in des Montalto Garten, ſeine Sta-
tu
en und Schildereyen, ſind von ſolcher Vortrefflichkeit, daß derſelbe keinem
darf weichen; man ſiehet hier noch des Sixti V. ſogenannte graue Kammer.
Der Germanicus, Peſcennius Niger, der Scipio, Adonis, die Goͤttin Nænia &c.
Der Fechter von Tupff-Stein, ſind principale Sachen aus der Antiquität:
Nicht weniger iſt das Gemaͤhlde, der todte Chriſtus, von Raphaël, S. Fran-
ciſcus,
von Carache, die heil. Jungfrau und der Bacchus von Guide, und
S. Johannes von Pomarancio, ſonderlich rar und wohl gemahlet. Das Ge-
maͤhlde von David und Goliath, ſo ſich herum drehet, und auf beyden Sei-
ten ſehen laͤſt; item einige curiöſe Graͤber, das wahre Buſto Sixti V. der
Tabernackel von koͤſtlichen Steinen ꝛc. laſſen ſich uͤber die Maſſen wohl be-
ſehen. Der Garten des beruͤhmten Fuͤrſtens Pamphili iſt faſt, was die Sym-
metrie
und ſchoͤne Ordnung in allen Sachen anlanget, der vornehmſte mit
unter den andern. Der groſſe Reichthum und Zierath, den man in dem Luſt-
Haus oder, vielmehr groſſen Pallaſt findet, iſt unſchaͤtz- und unzaͤhlbar. Das
Creutz von Agat auf der Wurtzel von einem Saphir geſetzt: Ein ander
Crucifix von Silber auf Eben-Holtz, allein auf 12000. Cronen geſchaͤtzt.
Das rare Cabinet, mit dem Gemaͤhlde der Jungfr. Maria, auf 6000. Cro-
nen æſtimiret: Der Degen, deſſen Gefaͤß von dreyen groſſen Turkoiſen
und viele hundert andere Pretioſa mehr, ſind in dieſem Garten in Abon-
dance
zu finden. Was der Pamphilius, da er noch ein junger Printz gewe-
ſen, auf Zurathen und Bewegung der keuſchen Jeſuiten, fuͤr eine ſeltſame
Metamorphoſin unter ſeinen vortrefflichen Statuen eingerichtet, kan bey
Mr. Miſſon in Parte 2. de ſes Voyages p. 58. geleſen werden.

Jn Signor Viteleſchi Haus findet man 10. Gemaͤcher voll ſchoͤner Ge-
maͤhlde und Bilder, darunter ſonderlich des Concinnati und Bruti zu obſer-
vi
ren, welche auf Befehl des Roͤmiſchen Raths mit Helleparten ꝛc. ge-
ſchaͤndet, wie man noch daran ſehen kan.

Alle uͤbrige noch ruͤckſtaͤndige Pallaͤſte, Haͤuſer und Gaͤrten will ich,
um dieſe Beſchreibung nicht allzu weitlaͤufftig zu machen, an ſeinen Ort ge-
ſtellet ſeyn laſſen; darum wollen wir uns anitzo nach den andern Denckwuͤr-
wuͤrdigkeiten der Stadt Rom wenden: Und ſo werden wir deren eine Men-
ge auf denen 12. beruͤhmten Huͤgeln dieſer Stadt zu beſehen haben. Zwar

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[100/0128] Von Muſeis I. Theil Jn einem andern Gemach ſiehet man den Rach-Stuhl, der denjeni- gen, ſo ſich darauf ſetzet, feſt haͤlt, daß er von ſelbſten nicht los kommen kan. Jn des Chigi Garten ſiehet man ein vortreffliche Caſcada oder Waſſer-Grot- ten. Das bereits angefuͤhrte Curiöſitaten-Cabinet zeiget einen kleinen Adrian, von Oriental-Jaſpis, ein Stuͤck von groſſem Æſtim. Die ſchoͤnen und plaiſanten Alléen in des Montalto Garten, ſeine Sta- tuen und Schildereyen, ſind von ſolcher Vortrefflichkeit, daß derſelbe keinem darf weichen; man ſiehet hier noch des Sixti V. ſogenannte graue Kammer. Der Germanicus, Peſcennius Niger, der Scipio, Adonis, die Goͤttin Nænia &c. Der Fechter von Tupff-Stein, ſind principale Sachen aus der Antiquität: Nicht weniger iſt das Gemaͤhlde, der todte Chriſtus, von Raphaël, S. Fran- ciſcus, von Carache, die heil. Jungfrau und der Bacchus von Guide, und S. Johannes von Pomarancio, ſonderlich rar und wohl gemahlet. Das Ge- maͤhlde von David und Goliath, ſo ſich herum drehet, und auf beyden Sei- ten ſehen laͤſt; item einige curiöſe Graͤber, das wahre Buſto Sixti V. der Tabernackel von koͤſtlichen Steinen ꝛc. laſſen ſich uͤber die Maſſen wohl be- ſehen. Der Garten des beruͤhmten Fuͤrſtens Pamphili iſt faſt, was die Sym- metrie und ſchoͤne Ordnung in allen Sachen anlanget, der vornehmſte mit unter den andern. Der groſſe Reichthum und Zierath, den man in dem Luſt- Haus oder, vielmehr groſſen Pallaſt findet, iſt unſchaͤtz- und unzaͤhlbar. Das Creutz von Agat auf der Wurtzel von einem Saphir geſetzt: Ein ander Crucifix von Silber auf Eben-Holtz, allein auf 12000. Cronen geſchaͤtzt. Das rare Cabinet, mit dem Gemaͤhlde der Jungfr. Maria, auf 6000. Cro- nen æſtimiret: Der Degen, deſſen Gefaͤß von dreyen groſſen Turkoiſen und viele hundert andere Pretioſa mehr, ſind in dieſem Garten in Abon- dance zu finden. Was der Pamphilius, da er noch ein junger Printz gewe- ſen, auf Zurathen und Bewegung der keuſchen Jeſuiten, fuͤr eine ſeltſame Metamorphoſin unter ſeinen vortrefflichen Statuen eingerichtet, kan bey Mr. Miſſon in Parte 2. de ſes Voyages p. 58. geleſen werden. Jn Signor Viteleſchi Haus findet man 10. Gemaͤcher voll ſchoͤner Ge- maͤhlde und Bilder, darunter ſonderlich des Concinnati und Bruti zu obſer- viren, welche auf Befehl des Roͤmiſchen Raths mit Helleparten ꝛc. ge- ſchaͤndet, wie man noch daran ſehen kan. Alle uͤbrige noch ruͤckſtaͤndige Pallaͤſte, Haͤuſer und Gaͤrten will ich, um dieſe Beſchreibung nicht allzu weitlaͤufftig zu machen, an ſeinen Ort ge- ſtellet ſeyn laſſen; darum wollen wir uns anitzo nach den andern Denckwuͤr- wuͤrdigkeiten der Stadt Rom wenden: Und ſo werden wir deren eine Men- ge auf denen 12. beruͤhmten Huͤgeln dieſer Stadt zu beſehen haben. Zwar waren

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/128>, abgerufen am 25.11.2024.