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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Leipziger Roßarzt.
muß einen Beygriff kriegen, und der Stollen
wird abgehackt, oder ganz niedergeschlagen,
alsdenn wird die Hornkluft mit dieser Hornsal-
be fleisig geschmieret, wie auch der ganze Huf,
so denn wird die Hornkluft sich nach und nach
verlieren und herunterwachsen.

Es ist noch eine Lähmung bey denen Pfer-
den absonderlich im Fuß bey den Gelenkgen,
welche in dem Fuße auf dem Füßgen stehet, und
meistens das Ausköten genennet wird, wiewohl
es nicht allezeit das Ausköten ist, sondern viel-
mal von der Seite vertreten ist, ist auch im
Anfang nicht sonderlich gefährlich, wenn es
gleich auf frischer That ordentlich wieder einge-
richtet wird, und ist sehr wohl zu merken, weil
diese Verrenkung oder Verstauchung, gleich zur
Verschwellung geneigt ist. Jst es aber in 3.
bis 4. Stunden nicht verschwollen, so hat das
Pferd sich nicht ausgekötet, oder den Fuß ver-
treten nach der gemeinen Sage. Allein es ist
eine andere Lähmung. Hat das Pferd aber
ausgekötet, so wird die Einrichtung also ge-
macht, und zwar je eher je besser, nehmlich:
man lege dem Pferd einem Knittel in die Fes-
sel, welcher glatt und rund seyn muß, daß wenn
dem Pferd der Fuß krumm gebogen wird, der
Knittel die Fessel fast ausfüllen muß, alsdenn
wird ein Strickgen um die Zehe des Fußes ge-
macht, und mit einem andern Stückgen Holz
in das Strickgen gefast daß man mit dem Orte
des Holzes den Knittel, welcher in der Fessel

liegt,
D 3

Leipziger Roßarzt.
muß einen Beygriff kriegen, und der Stollen
wird abgehackt, oder ganz niedergeſchlagen,
alsdenn wird die Hornkluft mit dieſer Hornſal-
be fleiſig geſchmieret, wie auch der ganze Huf,
ſo denn wird die Hornkluft ſich nach und nach
verlieren und herunterwachſen.

Es iſt noch eine Laͤhmung bey denen Pfer-
den abſonderlich im Fuß bey den Gelenkgen,
welche in dem Fuße auf dem Fuͤßgen ſtehet, und
meiſtens das Auskoͤten genennet wird, wiewohl
es nicht allezeit das Auskoͤten iſt, ſondern viel-
mal von der Seite vertreten iſt, iſt auch im
Anfang nicht ſonderlich gefaͤhrlich, wenn es
gleich auf friſcher That ordentlich wieder einge-
richtet wird, und iſt ſehr wohl zu merken, weil
dieſe Verrenkung oder Verſtauchung, gleich zur
Verſchwellung geneigt iſt. Jſt es aber in 3.
bis 4. Stunden nicht verſchwollen, ſo hat das
Pferd ſich nicht ausgekoͤtet, oder den Fuß ver-
treten nach der gemeinen Sage. Allein es iſt
eine andere Laͤhmung. Hat das Pferd aber
ausgekoͤtet, ſo wird die Einrichtung alſo ge-
macht, und zwar je eher je beſſer, nehmlich:
man lege dem Pferd einem Knittel in die Feſ-
ſel, welcher glatt und rund ſeyn muß, daß wenn
dem Pferd der Fuß krumm gebogen wird, der
Knittel die Feſſel faſt ausfuͤllen muß, alsdenn
wird ein Strickgen um die Zehe des Fußes ge-
macht, und mit einem andern Stuͤckgen Holz
in das Strickgen gefaſt daß man mit dem Orte
des Holzes den Knittel, welcher in der Feſſel

liegt,
D 3
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[53/0055] Leipziger Roßarzt. muß einen Beygriff kriegen, und der Stollen wird abgehackt, oder ganz niedergeſchlagen, alsdenn wird die Hornkluft mit dieſer Hornſal- be fleiſig geſchmieret, wie auch der ganze Huf, ſo denn wird die Hornkluft ſich nach und nach verlieren und herunterwachſen. Es iſt noch eine Laͤhmung bey denen Pfer- den abſonderlich im Fuß bey den Gelenkgen, welche in dem Fuße auf dem Fuͤßgen ſtehet, und meiſtens das Auskoͤten genennet wird, wiewohl es nicht allezeit das Auskoͤten iſt, ſondern viel- mal von der Seite vertreten iſt, iſt auch im Anfang nicht ſonderlich gefaͤhrlich, wenn es gleich auf friſcher That ordentlich wieder einge- richtet wird, und iſt ſehr wohl zu merken, weil dieſe Verrenkung oder Verſtauchung, gleich zur Verſchwellung geneigt iſt. Jſt es aber in 3. bis 4. Stunden nicht verſchwollen, ſo hat das Pferd ſich nicht ausgekoͤtet, oder den Fuß ver- treten nach der gemeinen Sage. Allein es iſt eine andere Laͤhmung. Hat das Pferd aber ausgekoͤtet, ſo wird die Einrichtung alſo ge- macht, und zwar je eher je beſſer, nehmlich: man lege dem Pferd einem Knittel in die Feſ- ſel, welcher glatt und rund ſeyn muß, daß wenn dem Pferd der Fuß krumm gebogen wird, der Knittel die Feſſel faſt ausfuͤllen muß, alsdenn wird ein Strickgen um die Zehe des Fußes ge- macht, und mit einem andern Stuͤckgen Holz in das Strickgen gefaſt daß man mit dem Orte des Holzes den Knittel, welcher in der Feſſel liegt, D 3

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/55>, abgerufen am 15.05.2024.