Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Roßarzt.
oder biegen, ob auch die Verrenkung merklich
im Bug ist. Es möchte zwar wohl der Fuß
erst visitiret werden, damit die Lähmung nicht
etwa in den Fuß ist, es soll aber auch nicht ger-
ne von des Pferdes Fuß das Eisen abgebrochen,
vielweniger dünne ausgewürkt werden, weil zu-
weilen die Lähmung mehr von Verschlagung oder
Verfangung herrühren möchte: Wenn also des
Pferdes Fuß dünne ausgewürket würde, so
würde das Pferd dadurch in schlechten Stand
gesetzet: Sondern man soll dem Fußnagel wohl
visitiren durch Einschlag eines Hammers oder
Drückung mit denen Händen, ob die Lähmung
vom vernageln herrühren möchte, oder das Ei-
sen inwendig auf der Sohle oder sonst aufliegen
möchte, wodurch eine Lähmung entstehen kann;
so selbiges sich nicht befindet, und der Huf kei-
ne Hitze hat, so soll ein Gelenke nach dem an-
dern wohl visitiret werden mit biegen und drehen
der Gelenke, bis sich die Lähmung zeigen wird,
indem diese Lähmung an den Gang des Pferdes
nicht zu erkennen ist. Wenn nun die Lähmung
oben im Bug zu befinden, so wird des Pferdes
Bein, wenn es das linke ist, mit der linken
Achsel wohl hinter sich gestossen, und alsdenn
mit dieser Salbe geschmieret und wohl gerieben.

Man nehme
Oleum Petrae,
Spickoel,
Terpentinoel,
Zie-

Leipziger Roßarzt.
oder biegen, ob auch die Verrenkung merklich
im Bug iſt. Es moͤchte zwar wohl der Fuß
erſt viſitiret werden, damit die Laͤhmung nicht
etwa in den Fuß iſt, es ſoll aber auch nicht ger-
ne von des Pferdes Fuß das Eiſen abgebrochen,
vielweniger duͤnne ausgewuͤrkt werden, weil zu-
weilen die Laͤhmung mehr von Verſchlagung oder
Verfangung herruͤhren moͤchte: Wenn alſo des
Pferdes Fuß duͤnne ausgewuͤrket wuͤrde, ſo
wuͤrde das Pferd dadurch in ſchlechten Stand
geſetzet: Sondern man ſoll dem Fußnagel wohl
viſitiren durch Einſchlag eines Hammers oder
Druͤckung mit denen Haͤnden, ob die Laͤhmung
vom vernageln herruͤhren moͤchte, oder das Ei-
ſen inwendig auf der Sohle oder ſonſt aufliegen
moͤchte, wodurch eine Laͤhmung entſtehen kann;
ſo ſelbiges ſich nicht befindet, und der Huf kei-
ne Hitze hat, ſo ſoll ein Gelenke nach dem an-
dern wohl viſitiret werden mit biegen und drehen
der Gelenke, bis ſich die Laͤhmung zeigen wird,
indem dieſe Laͤhmung an den Gang des Pferdes
nicht zu erkennen iſt. Wenn nun die Laͤhmung
oben im Bug zu befinden, ſo wird des Pferdes
Bein, wenn es das linke iſt, mit der linken
Achſel wohl hinter ſich geſtoſſen, und alsdenn
mit dieſer Salbe geſchmieret und wohl gerieben.

Man nehme
Oleum Petrae,
Spickoel,
Terpentinoel,
Zie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leipziger Roßarzt.</hi></fw><lb/>
oder biegen, ob auch die Verrenkung merklich<lb/>
im Bug i&#x017F;t. Es mo&#x0364;chte zwar wohl der Fuß<lb/>
er&#x017F;t vi&#x017F;itiret werden, damit die La&#x0364;hmung nicht<lb/>
etwa in den Fuß i&#x017F;t, es &#x017F;oll aber auch nicht ger-<lb/>
ne von des Pferdes Fuß das Ei&#x017F;en abgebrochen,<lb/>
vielweniger du&#x0364;nne ausgewu&#x0364;rkt werden, weil zu-<lb/>
weilen die La&#x0364;hmung mehr von Ver&#x017F;chlagung oder<lb/>
Verfangung herru&#x0364;hren mo&#x0364;chte: Wenn al&#x017F;o des<lb/>
Pferdes Fuß du&#x0364;nne ausgewu&#x0364;rket wu&#x0364;rde, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde das Pferd dadurch in &#x017F;chlechten Stand<lb/>
ge&#x017F;etzet: Sondern man &#x017F;oll dem Fußnagel wohl<lb/>
vi&#x017F;itiren durch Ein&#x017F;chlag eines Hammers oder<lb/>
Dru&#x0364;ckung mit denen Ha&#x0364;nden, ob die La&#x0364;hmung<lb/>
vom vernageln herru&#x0364;hren mo&#x0364;chte, oder das Ei-<lb/>
&#x017F;en inwendig auf der Sohle oder &#x017F;on&#x017F;t aufliegen<lb/>
mo&#x0364;chte, wodurch eine La&#x0364;hmung ent&#x017F;tehen kann;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;elbiges &#x017F;ich nicht befindet, und der Huf kei-<lb/>
ne Hitze hat, &#x017F;o &#x017F;oll ein Gelenke nach dem an-<lb/>
dern wohl vi&#x017F;itiret werden mit biegen und drehen<lb/>
der Gelenke, bis &#x017F;ich die La&#x0364;hmung zeigen wird,<lb/>
indem die&#x017F;e La&#x0364;hmung an den Gang des Pferdes<lb/>
nicht zu erkennen i&#x017F;t. Wenn nun die La&#x0364;hmung<lb/>
oben im Bug zu befinden, &#x017F;o wird des Pferdes<lb/>
Bein, wenn es das linke i&#x017F;t, mit der linken<lb/>
Ach&#x017F;el wohl hinter &#x017F;ich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, und alsdenn<lb/>
mit die&#x017F;er Salbe ge&#x017F;chmieret und wohl gerieben.</p><lb/>
        <list>
          <item> <hi rendition="#c">Man nehme</hi> </item><lb/>
          <item> <hi rendition="#fr">Oleum Petrae,</hi> </item><lb/>
          <item> <hi rendition="#fr">Spickoel,</hi> </item><lb/>
          <item> <hi rendition="#fr">Terpentinoel,</hi> </item>
        </list><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Zie-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0047] Leipziger Roßarzt. oder biegen, ob auch die Verrenkung merklich im Bug iſt. Es moͤchte zwar wohl der Fuß erſt viſitiret werden, damit die Laͤhmung nicht etwa in den Fuß iſt, es ſoll aber auch nicht ger- ne von des Pferdes Fuß das Eiſen abgebrochen, vielweniger duͤnne ausgewuͤrkt werden, weil zu- weilen die Laͤhmung mehr von Verſchlagung oder Verfangung herruͤhren moͤchte: Wenn alſo des Pferdes Fuß duͤnne ausgewuͤrket wuͤrde, ſo wuͤrde das Pferd dadurch in ſchlechten Stand geſetzet: Sondern man ſoll dem Fußnagel wohl viſitiren durch Einſchlag eines Hammers oder Druͤckung mit denen Haͤnden, ob die Laͤhmung vom vernageln herruͤhren moͤchte, oder das Ei- ſen inwendig auf der Sohle oder ſonſt aufliegen moͤchte, wodurch eine Laͤhmung entſtehen kann; ſo ſelbiges ſich nicht befindet, und der Huf kei- ne Hitze hat, ſo ſoll ein Gelenke nach dem an- dern wohl viſitiret werden mit biegen und drehen der Gelenke, bis ſich die Laͤhmung zeigen wird, indem dieſe Laͤhmung an den Gang des Pferdes nicht zu erkennen iſt. Wenn nun die Laͤhmung oben im Bug zu befinden, ſo wird des Pferdes Bein, wenn es das linke iſt, mit der linken Achſel wohl hinter ſich geſtoſſen, und alsdenn mit dieſer Salbe geſchmieret und wohl gerieben. Man nehme Oleum Petrae, Spickoel, Terpentinoel, Zie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/47
Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/47>, abgerufen am 01.05.2024.