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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Leipziger Roßarzt.
sen operiret seyn, da die Operation also vorge-
nommen wird:

Erst wird dem Pferde, welches schwindet,
an den Bügen eine Spanne über der Pfanne
oder Kugel ein Loch gemacht zwischen Fell und
Fleisch, und mit einem Finger das Fell von
dem Fleische abgesondert und mit einem Feder-
kiel losgeblasen, alsdenn nimmt man ein Haar-
seil, so halb aus Mähnhaaren und halb aus dem
Schweif eines Pferdes gemacht, wozu 2 Bind-
faden, ohngefehr eine viertel Elle länger als die
Haare seyn, genommen werden. Der Bind fa-
den wird mit den Haaren zusammengeflochten,
etwa eines Fingers stark und drey viertel Ellen
lang, oben aber kommt ein Knebel davor, cils-
denn wird eine Nadel von zachen glatten Holz
gemacht, mit einem Loche, worein man das Heiar-
seil ziehen kan, dieses Holz muß eines mäßigen
Fingers stark und einer Ellen lang seyn. Wann
nun das Haarseil zuvor mit Terpentinöl begos-
sen worden, so ziehet man solches durch das Loch
des Holzes und an der Pfanne herunter bis zu
dem andern Gelenke, wo der Bug ausgehet.
Wenn nun die Nadel bis dahin geschoben wor-
den, wird mit der Fliete ein Loch ins Fell ge-
rissen, wo die Nadel mit dem Seil alsdenn kan
durchgezogen werden, an dem andern Ende des
Haarseils aber wird wieder ein Knebel gemacht,
damit es das Pferd nicht ausziehen kan. Das
Pferd aber wird Tag und Nacht in die Höhe an
die Rauffe gebunden. Drey Tage bleibt das

Haar-
B 3

Leipziger Roßarzt.
ſen operiret ſeyn, da die Operation alſo vorge-
nommen wird:

Erſt wird dem Pferde, welches ſchwindet,
an den Buͤgen eine Spanne uͤber der Pfanne
oder Kugel ein Loch gemacht zwiſchen Fell und
Fleiſch, und mit einem Finger das Fell von
dem Fleiſche abgeſondert und mit einem Feder-
kiel losgeblaſen, alsdenn nimmt man ein Haar-
ſeil, ſo halb aus Maͤhnhaaren und halb aus dem
Schweif eines Pferdes gemacht, wozu 2 Bind-
faden, ohngefehr eine viertel Elle laͤnger als die
Haare ſeyn, genommen werden. Der Bind fa-
den wird mit den Haaren zuſammengeflochten,
etwa eines Fingers ſtark und drey viertel Ellen
lang, oben aber kommt ein Knebel davor, cils-
denn wird eine Nadel von zachen glatten Holz
gemacht, mit einem Loche, worein man das Heiar-
ſeil ziehen kan, dieſes Holz muß eines maͤßigen
Fingers ſtark und einer Ellen lang ſeyn. Wann
nun das Haarſeil zuvor mit Terpentinoͤl begoſ-
ſen worden, ſo ziehet man ſolches durch das Loch
des Holzes und an der Pfanne herunter bis zu
dem andern Gelenke, wo der Bug ausgehet.
Wenn nun die Nadel bis dahin geſchoben wor-
den, wird mit der Fliete ein Loch ins Fell ge-
riſſen, wo die Nadel mit dem Seil alsdenn kan
durchgezogen werden, an dem andern Ende des
Haarſeils aber wird wieder ein Knebel gemacht,
damit es das Pferd nicht ausziehen kan. Das
Pferd aber wird Tag und Nacht in die Hoͤhe an
die Rauffe gebunden. Drey Tage bleibt das

Haar-
B 3
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[21/0023] Leipziger Roßarzt. ſen operiret ſeyn, da die Operation alſo vorge- nommen wird: Erſt wird dem Pferde, welches ſchwindet, an den Buͤgen eine Spanne uͤber der Pfanne oder Kugel ein Loch gemacht zwiſchen Fell und Fleiſch, und mit einem Finger das Fell von dem Fleiſche abgeſondert und mit einem Feder- kiel losgeblaſen, alsdenn nimmt man ein Haar- ſeil, ſo halb aus Maͤhnhaaren und halb aus dem Schweif eines Pferdes gemacht, wozu 2 Bind- faden, ohngefehr eine viertel Elle laͤnger als die Haare ſeyn, genommen werden. Der Bind fa- den wird mit den Haaren zuſammengeflochten, etwa eines Fingers ſtark und drey viertel Ellen lang, oben aber kommt ein Knebel davor, cils- denn wird eine Nadel von zachen glatten Holz gemacht, mit einem Loche, worein man das Heiar- ſeil ziehen kan, dieſes Holz muß eines maͤßigen Fingers ſtark und einer Ellen lang ſeyn. Wann nun das Haarſeil zuvor mit Terpentinoͤl begoſ- ſen worden, ſo ziehet man ſolches durch das Loch des Holzes und an der Pfanne herunter bis zu dem andern Gelenke, wo der Bug ausgehet. Wenn nun die Nadel bis dahin geſchoben wor- den, wird mit der Fliete ein Loch ins Fell ge- riſſen, wo die Nadel mit dem Seil alsdenn kan durchgezogen werden, an dem andern Ende des Haarſeils aber wird wieder ein Knebel gemacht, damit es das Pferd nicht ausziehen kan. Das Pferd aber wird Tag und Nacht in die Hoͤhe an die Rauffe gebunden. Drey Tage bleibt das Haar- B 3

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/23>, abgerufen am 24.11.2024.