Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899.die Kombination der Sinnes- und Muskelübung in dem allen Das alles ist nun zunächst freies Spiel der zur Bethäti- Gegen alle Gefahr eines einseitigen Ueberwucherns der *) Gute Bemerkungen darüber (obschon nicht ohne Einseitigkeit) bei
dem schon genannten F. Adler, The Moral Instruction of Children, New York 1895, p. 66. die Kombination der Sinnes- und Muskelübung in dem allen Das alles ist nun zunächst freies Spiel der zur Bethäti- Gegen alle Gefahr eines einseitigen Ueberwucherns der *) Gute Bemerkungen darüber (obschon nicht ohne Einseitigkeit) bei
dem schon genannten F. Adler, The Moral Instruction of Children, New York 1895, p. 66. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0263" n="247"/> die Kombination der Sinnes- und Muskelübung in dem allen<lb/> und besonders im Sprechenlernen liegt auf diesem Gebiet.<lb/> Ueberall geht hier mit der Bildung des Verständnisses die des<lb/> Willens Hand in Hand.</p><lb/> <p>Das alles ist nun zunächst freies <hi rendition="#g">Spiel</hi> der zur Bethäti-<lb/> gung drängenden Kräfte, ohne (wenigstens bewusste) Zweck-<lb/> bestimmung. Ja hier wurzelt überhaupt der Begriff des Spiels<lb/> und seine Bedeutung für die kindliche Entwicklung, die man<lb/> namentlich seit Fröbel ernstlicher, wenn auch immer noch nicht<lb/> ernst genug würdigt. Hier entfalten sich die unschätzbaren<lb/> erziehenden Kräfte des Bilderbuchs, der Puppe, des Baukastens,<lb/> der mannigfachen Bewegungsspiele, wobei, wie gleichzeitig in<lb/> der Märchenerzählung<note place="foot" n="*)">Gute Bemerkungen darüber (obschon nicht ohne Einseitigkeit) bei<lb/> dem schon genannten F. Adler, The Moral Instruction of Children,<lb/> New York 1895, p. 66.</note> und in den ersten Ahnungen des<lb/> Religiösen, bald eine überaus rege Thätigkeit der Phantasie<lb/> sich entwickelt, aber doch alles in der naiven Unbefangenheit<lb/> sinnlichster Beziehung zu den Dingen und namentlich zu den<lb/> Mitlebenden beschlossen bleibt, in dieser durchgehenden Eigen-<lb/> tümlichkeit aber sich zu einer eigenen kindlichen Welt ab-<lb/> rundet, die schon ein gutes Teil Idealisierung einschliesst.</p><lb/> <p>Gegen alle Gefahr eines einseitigen Ueberwucherns der<lb/> Phantasie bietet dann das heilsame Gegengewicht die allmäh-<lb/> liche Ueberführung des Spiels in zweckmässige, mehr und mehr<lb/> auch zweckbewusste <hi rendition="#g">Arbeit</hi>. Für das Kind selbst ist der<lb/> Uebergang ganz unmerklich. Nur deswegen kann das Spielen<lb/> des Kindes an erziehender Wirkung selbst der eigentlichen<lb/> Arbeit den Rang streitig machen, weil es ihm durchaus etwas<lb/> wie Arbeit ist. Es ist mit seiner ganzen Seele dabei, wie nur<lb/> der treuste Arbeiter bei seinem Werk, es ist ihm eine ernst-<lb/> hafte Aufgabe, es sind Wirklichkeiten, womit es zu thun hat.<lb/> Seine spielende Thätigkeit nimmt daher auch, wenn sie nur<lb/> einigermaassen dahin geleitet wird, wie von selbst den geregelten<lb/> Gang an, der der eigentlichen Arbeit vorzugsweise zukommt und<lb/> notwendig ist. Es fehlt nur das wirklich Zweckvolle des<lb/> Thuns; aber dieser Mangel kommt für das kindliche Bewusst-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0263]
die Kombination der Sinnes- und Muskelübung in dem allen
und besonders im Sprechenlernen liegt auf diesem Gebiet.
Ueberall geht hier mit der Bildung des Verständnisses die des
Willens Hand in Hand.
Das alles ist nun zunächst freies Spiel der zur Bethäti-
gung drängenden Kräfte, ohne (wenigstens bewusste) Zweck-
bestimmung. Ja hier wurzelt überhaupt der Begriff des Spiels
und seine Bedeutung für die kindliche Entwicklung, die man
namentlich seit Fröbel ernstlicher, wenn auch immer noch nicht
ernst genug würdigt. Hier entfalten sich die unschätzbaren
erziehenden Kräfte des Bilderbuchs, der Puppe, des Baukastens,
der mannigfachen Bewegungsspiele, wobei, wie gleichzeitig in
der Märchenerzählung *) und in den ersten Ahnungen des
Religiösen, bald eine überaus rege Thätigkeit der Phantasie
sich entwickelt, aber doch alles in der naiven Unbefangenheit
sinnlichster Beziehung zu den Dingen und namentlich zu den
Mitlebenden beschlossen bleibt, in dieser durchgehenden Eigen-
tümlichkeit aber sich zu einer eigenen kindlichen Welt ab-
rundet, die schon ein gutes Teil Idealisierung einschliesst.
Gegen alle Gefahr eines einseitigen Ueberwucherns der
Phantasie bietet dann das heilsame Gegengewicht die allmäh-
liche Ueberführung des Spiels in zweckmässige, mehr und mehr
auch zweckbewusste Arbeit. Für das Kind selbst ist der
Uebergang ganz unmerklich. Nur deswegen kann das Spielen
des Kindes an erziehender Wirkung selbst der eigentlichen
Arbeit den Rang streitig machen, weil es ihm durchaus etwas
wie Arbeit ist. Es ist mit seiner ganzen Seele dabei, wie nur
der treuste Arbeiter bei seinem Werk, es ist ihm eine ernst-
hafte Aufgabe, es sind Wirklichkeiten, womit es zu thun hat.
Seine spielende Thätigkeit nimmt daher auch, wenn sie nur
einigermaassen dahin geleitet wird, wie von selbst den geregelten
Gang an, der der eigentlichen Arbeit vorzugsweise zukommt und
notwendig ist. Es fehlt nur das wirklich Zweckvolle des
Thuns; aber dieser Mangel kommt für das kindliche Bewusst-
*) Gute Bemerkungen darüber (obschon nicht ohne Einseitigkeit) bei
dem schon genannten F. Adler, The Moral Instruction of Children,
New York 1895, p. 66.
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