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Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876.

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Beobachtungen bekannt. Hrn. Darwin's Arbeit über die Kaninchen
enthält bekanntlich nur in diesem Kapitel eigene Untersuchungen, so
weit es sich um Säugethiere handelt. Aus diesen war die grosse Varia-
bilität der Rassen und Formen der Kaninchen bekannt. Es geht daraus
hervor, dass es durchaus nothwendig war die Stammmutter der Plocho-
cziner Leporiden -- damals ein Unicum -- wissenschaftlicher Unter-
suchung zu unterwerfen, oder für solche zu konserviren.

Aber auch der Stammvater, der Hase, bedurfte, mit Bezug auf die
bekannten Studien des Hrn. von Baer (von Middendorf in Bulletin
phys. mathem. de l'Academie imp. d. sc. de St. Petersbourg IX. p. 235
Anm. 60) wenigstens einer Erwähnung, da der Versuchsort so nahe an
der Gränze der Verbreitungsbezirke der Hasenarten (des timidus Aut. =
europaeus Pall. und des variabilis Pall.) liegt und da über Bastard- oder
Mittelformen dieser bekanntlich die Untersuchungen noch nicht abge-
schlossen sind.

Bei weniger strengen Anforderungen an die Wissenschaftlichkeit des
Versuchs hätte man sich einstweilen damit beruhigen können, dass zu
jener Zeit in Frankreich ähnliche Versuche eingeleitet waren; man hätte
die Resultate dieser abwarten können. Die Versuche des Hrn. Conrad
erhielten aber eine andere Bedeutung durch folgenden Umstand:

Drei Leporiden zweiter Generation aus der Zucht des Hrn. Con-
rad
wurden nach Jena versetzt, dort von Hrn. Zürn beobachtet, ver-
mehrt und das Resultat publizirt. (Zoopathologische und zoophysio-
logische Untersuchungen u. s. w. Stuttgart 1872.)



Zürn 1871.

Mit diesen Untersuchungen werden wir uns hier eingehender be-
schäftigen.

Zunächst hebe ich nur das eine hervor: Hr. Zürn sagt (Seite 104)
wörtlich: "Hauptsächlich suche ich den Beweis, dass der Leporide
Bastard von Hasen und Kaninchen ist, darin, dass nicht nur das ganze
Skelet dieses Mischlings, sondern auch die einzelnen Theile desselben,
bezüglich der Grösse, mitten zwischen den Knochen der Hasen und
Kaninchen stehen."

Nach diesem Wortlaut ist also nicht ausgeschlossen, dass der Be-
weis
der Bastardqualität durch die Zucht selbst nicht unbedingt
geliefert wäre, dass es erst eines hauptsächlichen Beweises noch
bedurfte. Hr. Zürn spricht zwar einen Zweifel über die Möglichkeit
vorgekommener Irrthümer während des Versuches nicht aus, deshalb ist
vielleicht der oben wiedergegebene Ausdruck nicht wörtlich zu
nehmen.

2*

Beobachtungen bekannt. Hrn. Darwin’s Arbeit über die Kaninchen
enthält bekanntlich nur in diesem Kapitel eigene Untersuchungen, so
weit es sich um Säugethiere handelt. Aus diesen war die grosse Varia-
bilität der Rassen und Formen der Kaninchen bekannt. Es geht daraus
hervor, dass es durchaus nothwendig war die Stammmutter der Plocho-
cziner Leporiden — damals ein Unicum — wissenschaftlicher Unter-
suchung zu unterwerfen, oder für solche zu konserviren.

Aber auch der Stammvater, der Hase, bedurfte, mit Bezug auf die
bekannten Studien des Hrn. von Baer (von Middendorf in Bulletin
phys. mathém. de l’Academie imp. d. sc. de St. Pétersbourg IX. p. 235
Anm. 60) wenigstens einer Erwähnung, da der Versuchsort so nahe an
der Gränze der Verbreitungsbezirke der Hasenarten (des timidus Aut. =
europaeus Pall. und des variabilis Pall.) liegt und da über Bastard- oder
Mittelformen dieser bekanntlich die Untersuchungen noch nicht abge-
schlossen sind.

Bei weniger strengen Anforderungen an die Wissenschaftlichkeit des
Versuchs hätte man sich einstweilen damit beruhigen können, dass zu
jener Zeit in Frankreich ähnliche Versuche eingeleitet waren; man hätte
die Resultate dieser abwarten können. Die Versuche des Hrn. Conrad
erhielten aber eine andere Bedeutung durch folgenden Umstand:

Drei Leporiden zweiter Generation aus der Zucht des Hrn. Con-
rad
wurden nach Jena versetzt, dort von Hrn. Zürn beobachtet, ver-
mehrt und das Resultat publizirt. (Zoopathologische und zoophysio-
logische Untersuchungen u. s. w. Stuttgart 1872.)



Zürn 1871.

Mit diesen Untersuchungen werden wir uns hier eingehender be-
schäftigen.

Zunächst hebe ich nur das eine hervor: Hr. Zürn sagt (Seite 104)
wörtlich: „Hauptsächlich suche ich den Beweis, dass der Leporide
Bastard von Hasen und Kaninchen ist, darin, dass nicht nur das ganze
Skelet dieses Mischlings, sondern auch die einzelnen Theile desselben,
bezüglich der Grösse, mitten zwischen den Knochen der Hasen und
Kaninchen stehen.“

Nach diesem Wortlaut ist also nicht ausgeschlossen, dass der Be-
weis
der Bastardqualität durch die Zucht selbst nicht unbedingt
geliefert wäre, dass es erst eines hauptsächlichen Beweises noch
bedurfte. Hr. Zürn spricht zwar einen Zweifel über die Möglichkeit
vorgekommener Irrthümer während des Versuches nicht aus, deshalb ist
vielleicht der oben wiedergegebene Ausdruck nicht wörtlich zu
nehmen.

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[19/0027] Beobachtungen bekannt. Hrn. Darwin’s Arbeit über die Kaninchen enthält bekanntlich nur in diesem Kapitel eigene Untersuchungen, so weit es sich um Säugethiere handelt. Aus diesen war die grosse Varia- bilität der Rassen und Formen der Kaninchen bekannt. Es geht daraus hervor, dass es durchaus nothwendig war die Stammmutter der Plocho- cziner Leporiden — damals ein Unicum — wissenschaftlicher Unter- suchung zu unterwerfen, oder für solche zu konserviren. Aber auch der Stammvater, der Hase, bedurfte, mit Bezug auf die bekannten Studien des Hrn. von Baer (von Middendorf in Bulletin phys. mathém. de l’Academie imp. d. sc. de St. Pétersbourg IX. p. 235 Anm. 60) wenigstens einer Erwähnung, da der Versuchsort so nahe an der Gränze der Verbreitungsbezirke der Hasenarten (des timidus Aut. = europaeus Pall. und des variabilis Pall.) liegt und da über Bastard- oder Mittelformen dieser bekanntlich die Untersuchungen noch nicht abge- schlossen sind. Bei weniger strengen Anforderungen an die Wissenschaftlichkeit des Versuchs hätte man sich einstweilen damit beruhigen können, dass zu jener Zeit in Frankreich ähnliche Versuche eingeleitet waren; man hätte die Resultate dieser abwarten können. Die Versuche des Hrn. Conrad erhielten aber eine andere Bedeutung durch folgenden Umstand: Drei Leporiden zweiter Generation aus der Zucht des Hrn. Con- rad wurden nach Jena versetzt, dort von Hrn. Zürn beobachtet, ver- mehrt und das Resultat publizirt. (Zoopathologische und zoophysio- logische Untersuchungen u. s. w. Stuttgart 1872.) Zürn 1871. Mit diesen Untersuchungen werden wir uns hier eingehender be- schäftigen. Zunächst hebe ich nur das eine hervor: Hr. Zürn sagt (Seite 104) wörtlich: „Hauptsächlich suche ich den Beweis, dass der Leporide Bastard von Hasen und Kaninchen ist, darin, dass nicht nur das ganze Skelet dieses Mischlings, sondern auch die einzelnen Theile desselben, bezüglich der Grösse, mitten zwischen den Knochen der Hasen und Kaninchen stehen.“ Nach diesem Wortlaut ist also nicht ausgeschlossen, dass der Be- weis der Bastardqualität durch die Zucht selbst nicht unbedingt geliefert wäre, dass es erst eines hauptsächlichen Beweises noch bedurfte. Hr. Zürn spricht zwar einen Zweifel über die Möglichkeit vorgekommener Irrthümer während des Versuches nicht aus, deshalb ist vielleicht der oben wiedergegebene Ausdruck nicht wörtlich zu nehmen. 2*

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Zitationshilfe: Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876/27>, abgerufen am 23.11.2024.