Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.mit der Nebenrolle, und hatte dabei immer als ver¬ Beide Mädchen verließen die Stadt und gingen Ei das war ja Fritze Buchstein, der ist seit vor¬ Daß es ein Geselle war, sah ich an seinen gro¬ Aber in die Stephans-Kirche zu dem Pietisten mit der Nebenrolle, und hatte dabei immer als ver¬ Beide Mädchen verließen die Stadt und gingen Ei das war ja Fritze Buchſtein, der iſt ſeit vor¬ Daß es ein Geſelle war, ſah ich an ſeinen gro¬ Aber in die Stephans-Kirche zu dem Pietiſten <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0020" n="14"/> mit der Nebenrolle, und hatte dabei immer als ver¬<lb/> zogenes Kind ihres Vaters die Börſe voll Geld.</p><lb/> <p>Beide Mädchen verließen die Stadt und gingen<lb/> auf der Chauſſee entlang dem Orte ihres Vergnügens<lb/> zu. Klärchen bemerkte, daß ſie ein Gegenſtand der<lb/> Aufmerkſamkeit für Vorübergehende war: aber die<lb/> Leute waren ihr noch nicht die rechten, es waren mei¬<lb/> ſtens Geſellen, oder Soldaten, oder höchſtens ein Hand¬<lb/> lungsdiener; ſie gedachte höher hinaus. Bald kam<lb/> ihnen eine Reihe Studenten entgegen, mitten darunter<lb/> eine orangegelbe Mütze. Das war der rechte; ſie nahm<lb/> ihr ganzes Weſen zuſammen und erwiederte den Gruß<lb/> mit vieler Holdſeligkeit. Auguſte machte bald die<lb/> Entdeckung, daß die Studenten umgekehrt waren und<lb/> ihnen auf dem Fuße folgten. Klärchen zweifelte nicht,<lb/> daß es um ihretwillen war, und Auguſte gönnte der<lb/> Freundin den Triumph; ſie war zufrieden, an der au¬<lb/> genblicklichen Luſt theilnehmen zu können; feine Pläne<lb/> für die Zukunft machte ſie nicht. Nach einigen Minu¬<lb/> ten kam ihnen wieder ein junger Mann entgegen, der ſie<lb/> grüßte, aber ſehr beſcheidentlich mit nur halb hinge¬<lb/> wandten Augen. Wer war das nur? fragte Klärchen.</p><lb/> <p>Ei das war ja Fritze Buchſtein, der iſt ſeit vor¬<lb/> geſtern aus der Fremde zurück, den mußt Du doch<lb/> kennen, er wohnt ja neben Tante Rieke.</p><lb/> <p>Daß es ein Geſelle war, ſah ich an ſeinen gro¬<lb/> ßen rothen Händen, lachte Klärchen, ſonſt iſt's aber<lb/> ein hübſcher Menſch.</p><lb/> <p>Aber in die Stephans-Kirche zu dem Pietiſten<lb/> geht er auch, ich habe ihn ſelbſt heute Morgen her¬<lb/> auskommen ſehen.<lb/></p> </body> </text> </TEI> [14/0020]
mit der Nebenrolle, und hatte dabei immer als ver¬
zogenes Kind ihres Vaters die Börſe voll Geld.
Beide Mädchen verließen die Stadt und gingen
auf der Chauſſee entlang dem Orte ihres Vergnügens
zu. Klärchen bemerkte, daß ſie ein Gegenſtand der
Aufmerkſamkeit für Vorübergehende war: aber die
Leute waren ihr noch nicht die rechten, es waren mei¬
ſtens Geſellen, oder Soldaten, oder höchſtens ein Hand¬
lungsdiener; ſie gedachte höher hinaus. Bald kam
ihnen eine Reihe Studenten entgegen, mitten darunter
eine orangegelbe Mütze. Das war der rechte; ſie nahm
ihr ganzes Weſen zuſammen und erwiederte den Gruß
mit vieler Holdſeligkeit. Auguſte machte bald die
Entdeckung, daß die Studenten umgekehrt waren und
ihnen auf dem Fuße folgten. Klärchen zweifelte nicht,
daß es um ihretwillen war, und Auguſte gönnte der
Freundin den Triumph; ſie war zufrieden, an der au¬
genblicklichen Luſt theilnehmen zu können; feine Pläne
für die Zukunft machte ſie nicht. Nach einigen Minu¬
ten kam ihnen wieder ein junger Mann entgegen, der ſie
grüßte, aber ſehr beſcheidentlich mit nur halb hinge¬
wandten Augen. Wer war das nur? fragte Klärchen.
Ei das war ja Fritze Buchſtein, der iſt ſeit vor¬
geſtern aus der Fremde zurück, den mußt Du doch
kennen, er wohnt ja neben Tante Rieke.
Daß es ein Geſelle war, ſah ich an ſeinen gro¬
ßen rothen Händen, lachte Klärchen, ſonſt iſt's aber
ein hübſcher Menſch.
Aber in die Stephans-Kirche zu dem Pietiſten
geht er auch, ich habe ihn ſelbſt heute Morgen her¬
auskommen ſehen.
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