Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.fahrung darin von ihrem verstorbenen Manne her, Und es ging wild her, wilder als da die Frauen fahrung darin von ihrem verſtorbenen Manne her, Und es ging wild her, wilder als da die Frauen <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0117" n="111"/> fahrung darin von ihrem verſtorbenen Manne her,<lb/> und ihr Gefühl war abgeſtumpft. Er dagegen war<lb/> erkenntlich auf jede Weiſe gegen ſie, und darum redete<lb/> ſie immer gegen die Tochter das Wort für ihn, ent¬<lb/> ſchuldigte ihn und beſchönigte ſein Laſter, wo ſie nur<lb/> konnte. Zur Faſtnacht beſtimmte Günther, trotzdem<lb/> Klärchen erſt wieder einige Tage aus dem Bett war,<lb/> eine Geſellſchaft, und zwar wollte er für diesmal nur<lb/> die Herren haben. Klärchen war es zufrieden, ſie<lb/> konnte mit der Mutter in der Schlafſtube bleiben, und<lb/> der Anblick von den betrunkenen Männern wurde ihr<lb/> erſpart. Daß es wild hergehen würde, war voraus¬<lb/> zuſehen.</p><lb/> <p>Und es ging wild her, wilder als da die Frauen<lb/> dabei geweſen. Klärchen ward angſt und bange, wenn<lb/> ſie das Toben und Brauſen im Nebenzimmer hörte,<lb/> und die Mutter hatte genug zu beruhigen. Aber ſelbſt<lb/> dieſe machte bald ein bedenkliches Geſicht, denn Teller<lb/> und Gläſer klirrten durch einander, und das Geſchrei<lb/> war nicht mehr das des Uebermuthes, ſondern das<lb/> des Zornes. Beide Frauen ſtürzten heraus, zwei<lb/> Männer gingen eben zur Thür hinaus, der Rendant<lb/> lag an der Erde, und Günther ſchlug mit beiden Fäu¬<lb/> ſten auf ihn los. Klärchen verſuchte es ſeine Arme<lb/> feſt zu halten, denn ſchon floß Blut über des Ren¬<lb/> danten Stirn, die Mutter war dem Blutenden behülf¬<lb/> lich ſich aufzurichten, und mit Hülfe beider Frauen<lb/> kam er zur Thür hinaus. Jetzt aber richtete ſich die<lb/> Wuth des Betrunkenen auf Frau und Schwiegermut¬<lb/> ter; blindlings ſchlug er zu, und beide konnten ſich<lb/> nicht ſchnell genug in die Schlafſtube flüchten. Dem<lb/></p> </body> </text> </TEI> [111/0117]
fahrung darin von ihrem verſtorbenen Manne her,
und ihr Gefühl war abgeſtumpft. Er dagegen war
erkenntlich auf jede Weiſe gegen ſie, und darum redete
ſie immer gegen die Tochter das Wort für ihn, ent¬
ſchuldigte ihn und beſchönigte ſein Laſter, wo ſie nur
konnte. Zur Faſtnacht beſtimmte Günther, trotzdem
Klärchen erſt wieder einige Tage aus dem Bett war,
eine Geſellſchaft, und zwar wollte er für diesmal nur
die Herren haben. Klärchen war es zufrieden, ſie
konnte mit der Mutter in der Schlafſtube bleiben, und
der Anblick von den betrunkenen Männern wurde ihr
erſpart. Daß es wild hergehen würde, war voraus¬
zuſehen.
Und es ging wild her, wilder als da die Frauen
dabei geweſen. Klärchen ward angſt und bange, wenn
ſie das Toben und Brauſen im Nebenzimmer hörte,
und die Mutter hatte genug zu beruhigen. Aber ſelbſt
dieſe machte bald ein bedenkliches Geſicht, denn Teller
und Gläſer klirrten durch einander, und das Geſchrei
war nicht mehr das des Uebermuthes, ſondern das
des Zornes. Beide Frauen ſtürzten heraus, zwei
Männer gingen eben zur Thür hinaus, der Rendant
lag an der Erde, und Günther ſchlug mit beiden Fäu¬
ſten auf ihn los. Klärchen verſuchte es ſeine Arme
feſt zu halten, denn ſchon floß Blut über des Ren¬
danten Stirn, die Mutter war dem Blutenden behülf¬
lich ſich aufzurichten, und mit Hülfe beider Frauen
kam er zur Thür hinaus. Jetzt aber richtete ſich die
Wuth des Betrunkenen auf Frau und Schwiegermut¬
ter; blindlings ſchlug er zu, und beide konnten ſich
nicht ſchnell genug in die Schlafſtube flüchten. Dem
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