Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Buch. 8. Titel. 2. Cap.
Natur vorbehalten wäre, in welchem Falle dieser seinen
Antheil am Verluste zu tragen hat, vorausgesetzt, daß der
Pachter nicht im Verzuge sich befand, ihm seinen Antheil
an der Ernte abzuliefern.
Der Pachter kann gleichergestalt keinen Nachlaß fordern,
wenn die Ursache des Schadens zur Zeit der Abschließung
des Pachtcontractes schon vorhanden und bekannt war.

1772. Durch eine ausdrückliche Uebereinkunft kann der
Pachter die bloß zufälligen Ereignisse übernehmen.

1773. Eine solche Uebereinkunft begreift nur die ge-
wöhnlichen Zufälle, als Hagel, Blitz , Frost, und das Ab-
fallen der Weinbeeren.
Sie erstreckt sich aber, wenn nicht der Pachter vorher-
gesehene und unvorhergesehene Zufälle übernahm, nicht
auf außerordentliche Ereignisse, als Kriegesverheerungen
oder Ueberschwemmung, denen das Land gewöhnlicher Weise
nicht ausgesetzt ist.

1774. Bey der ohne schriftlichen Aufsatz geschehenen
Verpachtung eines Feldgutes wird angenommen, daß sie
auf so lange Zeit eingegangen sey, als erforderlich ist
damit dem Pachter alle Früchte des gepachteten Grund-
stückes zu Theil werden.
So z. B. nimmt man an, daß die Verpachtung einer
Wiese eines Weinberges, und jedes andern Grundstückes,
dessen Früchte binnen Jahreszeit ganz erhoben werden,
auf ein Jahr geschehen sey.
Bey der Verpachtung des Ackerlandes, wenn es nach
dem Wechsel der Fruchtarten eingetheilt ist, nimmt man an,
daß dieselbe auf so viele Jahre, als Abtheilungen sind,
geschehen sey.

1775. Die, wenn gleich ohne schriftlichen Aufsatz, ge-
schehene Verpachtung der Feldgüter, hört mit dem Ab-
laufe der Zeit, worauf sie, zufolge des vorhergehenden

III. Buch. 8. Titel. 2. Cap.
Natur vorbehalten waͤre, in welchem Falle dieſer ſeinen
Antheil am Verluſte zu tragen hat, vorausgeſetzt, daß der
Pachter nicht im Verzuge ſich befand, ihm ſeinen Antheil
an der Ernte abzuliefern.
Der Pachter kann gleichergeſtalt keinen Nachlaß fordern,
wenn die Urſache des Schadens zur Zeit der Abſchließung
des Pachtcontractes ſchon vorhanden und bekannt war.

1772. Durch eine ausdruͤckliche Uebereinkunft kann der
Pachter die bloß zufaͤlligen Ereigniſſe uͤbernehmen.

1773. Eine ſolche Uebereinkunft begreift nur die ge-
woͤhnlichen Zufaͤlle, als Hagel, Blitz , Froſt, und das Ab-
fallen der Weinbeeren.
Sie erſtreckt ſich aber, wenn nicht der Pachter vorher-
geſehene und unvorhergeſehene Zufaͤlle uͤbernahm, nicht
auf außerordentliche Ereigniſſe, als Kriegesverheerungen
oder Ueberſchwemmung, denen das Land gewoͤhnlicher Weiſe
nicht ausgeſetzt iſt.

1774. Bey der ohne ſchriftlichen Aufſatz geſchehenen
Verpachtung eines Feldgutes wird angenommen, daß ſie
auf ſo lange Zeit eingegangen ſey, als erforderlich iſt
damit dem Pachter alle Fruͤchte des gepachteten Grund-
ſtuͤckes zu Theil werden.
So z. B. nimmt man an, daß die Verpachtung einer
Wieſe eines Weinberges, und jedes andern Grundſtuͤckes,
deſſen Fruͤchte binnen Jahreszeit ganz erhoben werden,
auf ein Jahr geſchehen ſey.
Bey der Verpachtung des Ackerlandes, wenn es nach
dem Wechſel der Fruchtarten eingetheilt iſt, nimmt man an,
daß dieſelbe auf ſo viele Jahre, als Abtheilungen ſind,
geſchehen ſey.

1775. Die, wenn gleich ohne ſchriftlichen Aufſatz, ge-
ſchehene Verpachtung der Feldguͤter, hoͤrt mit dem Ab-
laufe der Zeit, worauf ſie, zufolge des vorhergehenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f0774" n="762"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">III</hi>. Buch. 8. Titel. 2. Cap.</fw><lb/>
Natur vorbehalten wa&#x0364;re, in welchem Falle die&#x017F;er &#x017F;einen<lb/>
Antheil am Verlu&#x017F;te zu tragen hat, vorausge&#x017F;etzt, daß der<lb/>
Pachter nicht im Verzuge &#x017F;ich befand, ihm &#x017F;einen Antheil<lb/>
an der Ernte abzuliefern.<lb/>
Der Pachter kann gleicherge&#x017F;talt keinen Nachlaß fordern,<lb/>
wenn die Ur&#x017F;ache des Schadens zur Zeit der Ab&#x017F;chließung<lb/>
des Pachtcontractes &#x017F;chon vorhanden und bekannt war.<lb/></p>
            <p>1772. Durch eine ausdru&#x0364;ckliche Uebereinkunft kann der<lb/>
Pachter die bloß zufa&#x0364;lligen Ereigni&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;bernehmen.<lb/></p>
            <p>1773. Eine &#x017F;olche Uebereinkunft begreift nur die ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Zufa&#x0364;lle, als Hagel, Blitz , Fro&#x017F;t, und das Ab-<lb/>
fallen der Weinbeeren.<lb/>
Sie er&#x017F;treckt &#x017F;ich aber, wenn nicht der Pachter vorher-<lb/>
ge&#x017F;ehene und unvorherge&#x017F;ehene Zufa&#x0364;lle u&#x0364;bernahm, nicht<lb/>
auf außerordentliche Ereigni&#x017F;&#x017F;e, als Kriegesverheerungen<lb/>
oder Ueber&#x017F;chwemmung, denen das Land gewo&#x0364;hnlicher Wei&#x017F;e<lb/>
nicht ausge&#x017F;etzt i&#x017F;t.<lb/></p>
            <p>1774. Bey der ohne &#x017F;chriftlichen Auf&#x017F;atz ge&#x017F;chehenen<lb/>
Verpachtung eines Feldgutes wird angenommen, daß &#x017F;ie<lb/>
auf &#x017F;o lange Zeit eingegangen &#x017F;ey, als erforderlich i&#x017F;t<lb/>
damit dem Pachter alle Fru&#x0364;chte des gepachteten Grund-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ckes zu Theil werden.<lb/>
So z. B. nimmt man an, daß die Verpachtung einer<lb/>
Wie&#x017F;e eines Weinberges, und jedes andern Grund&#x017F;tu&#x0364;ckes,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Fru&#x0364;chte binnen Jahreszeit ganz erhoben werden,<lb/>
auf ein Jahr ge&#x017F;chehen &#x017F;ey.<lb/>
Bey der Verpachtung des Ackerlandes, wenn es nach<lb/>
dem Wech&#x017F;el der Fruchtarten eingetheilt i&#x017F;t, nimmt man an,<lb/>
daß die&#x017F;elbe auf &#x017F;o viele Jahre, als Abtheilungen &#x017F;ind,<lb/>
ge&#x017F;chehen &#x017F;ey.<lb/></p>
            <p>1775. Die, wenn gleich ohne &#x017F;chriftlichen Auf&#x017F;atz, ge-<lb/>
&#x017F;chehene Verpachtung der Feldgu&#x0364;ter, ho&#x0364;rt mit dem Ab-<lb/>
laufe der Zeit, worauf &#x017F;ie, zufolge des vorhergehenden<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[762/0774] III. Buch. 8. Titel. 2. Cap. Natur vorbehalten waͤre, in welchem Falle dieſer ſeinen Antheil am Verluſte zu tragen hat, vorausgeſetzt, daß der Pachter nicht im Verzuge ſich befand, ihm ſeinen Antheil an der Ernte abzuliefern. Der Pachter kann gleichergeſtalt keinen Nachlaß fordern, wenn die Urſache des Schadens zur Zeit der Abſchließung des Pachtcontractes ſchon vorhanden und bekannt war. 1772. Durch eine ausdruͤckliche Uebereinkunft kann der Pachter die bloß zufaͤlligen Ereigniſſe uͤbernehmen. 1773. Eine ſolche Uebereinkunft begreift nur die ge- woͤhnlichen Zufaͤlle, als Hagel, Blitz , Froſt, und das Ab- fallen der Weinbeeren. Sie erſtreckt ſich aber, wenn nicht der Pachter vorher- geſehene und unvorhergeſehene Zufaͤlle uͤbernahm, nicht auf außerordentliche Ereigniſſe, als Kriegesverheerungen oder Ueberſchwemmung, denen das Land gewoͤhnlicher Weiſe nicht ausgeſetzt iſt. 1774. Bey der ohne ſchriftlichen Aufſatz geſchehenen Verpachtung eines Feldgutes wird angenommen, daß ſie auf ſo lange Zeit eingegangen ſey, als erforderlich iſt damit dem Pachter alle Fruͤchte des gepachteten Grund- ſtuͤckes zu Theil werden. So z. B. nimmt man an, daß die Verpachtung einer Wieſe eines Weinberges, und jedes andern Grundſtuͤckes, deſſen Fruͤchte binnen Jahreszeit ganz erhoben werden, auf ein Jahr geſchehen ſey. Bey der Verpachtung des Ackerlandes, wenn es nach dem Wechſel der Fruchtarten eingetheilt iſt, nimmt man an, daß dieſelbe auf ſo viele Jahre, als Abtheilungen ſind, geſchehen ſey. 1775. Die, wenn gleich ohne ſchriftlichen Aufſatz, ge- ſchehene Verpachtung der Feldguͤter, hoͤrt mit dem Ab- laufe der Zeit, worauf ſie, zufolge des vorhergehenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/774
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/774>, abgerufen am 23.11.2024.