Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
620 III. Buch. 5. Titel. 2. Cap.

1438. Wenn der Vater und die Mutter zusammen ein
gemeinschaftliches Kind ausgestattet haben, ohne den An-
theil, für welchen ein jeder derselben dazu beytragen wollte,
auszudrücken, so wird dafür gehalten, daß jeder von
ihnen die Hälfte des Brautschatzes gegeben habe, dieser
mag nun in Sachen, welche zur Gütergemeinschaft gehören,
oder aus dem, einem der beyden Ehegatten persönlich zu-
stehenden, Vermögen, gegeben oder versprochen worden seyn.

In dem zweyten Falle hat der Ehegatte, dessen ei-
genthümliche unbewegliche oder sonstige Sache zum Braut-
schatze gegeben wurde, einen Entschädigungsanspruch auf
das Vermögen des andern wegen der Hälfte des Braut-
schatzes, mit Rücksicht auf den Werth, welchen die ge-
gebene Sache zur Zeit der Schenkung gehabt hat.

1439. Hat der Mann allein einem gemeinschaftlichen
Kinde aus dem Vermögen der Gütergemeinschaft einen
Brautschatz gegeben, so fällt er dieser zur Last, und die
Frau muß, im Falle sie die Gütergemeinschaft angenommen hat,
die Hälfte des Brautschatzes übernehmen, wenn nicht der
Mann ausdrücklich erklärt hat, daß er das Ganze, oder
doch einen größern Theil, als die Hälfte, übernehmen wolle.

1440. Zur Gewährleistung für den Brautschatz ist ein
jeder, welcher denselben gab, verbunden; auch muß solcher,
in Ermangelung einer entgegenstehenden Uebereinkunft, von
dem Tage der Heirath an, wenn gleich für die Auszah-
lung eine andere Zeit festgesetzt wäre, verzinset werden.

Dritter Abschnitt.

Von der Auflösung der Gütergemeinschaft und einigen
ihrer Folgen.

1441. Die Gütergemeinschaft wird aufgelöst: 1) durch
den natürlichen und 2) durch den bürgerlichen Tod; 3)

620 III. Buch. 5. Titel. 2. Cap.

1438. Wenn der Vater und die Mutter zuſammen ein
gemeinſchaftliches Kind ausgeſtattet haben, ohne den An-
theil, fuͤr welchen ein jeder derſelben dazu beytragen wollte,
auszudruͤcken, ſo wird dafuͤr gehalten, daß jeder von
ihnen die Haͤlfte des Brautſchatzes gegeben habe, dieſer
mag nun in Sachen, welche zur Guͤtergemeinſchaft gehoͤren,
oder aus dem, einem der beyden Ehegatten perſoͤnlich zu-
ſtehenden, Vermoͤgen, gegeben oder verſprochen worden ſeyn.

In dem zweyten Falle hat der Ehegatte, deſſen ei-
genthuͤmliche unbewegliche oder ſonſtige Sache zum Braut-
ſchatze gegeben wurde, einen Entſchaͤdigungsanſpruch auf
das Vermoͤgen des andern wegen der Haͤlfte des Braut-
ſchatzes, mit Ruͤckſicht auf den Werth, welchen die ge-
gebene Sache zur Zeit der Schenkung gehabt hat.

1439. Hat der Mann allein einem gemeinſchaftlichen
Kinde aus dem Vermoͤgen der Guͤtergemeinſchaft einen
Brautſchatz gegeben, ſo faͤllt er dieſer zur Laſt, und die
Frau muß, im Falle ſie die Guͤtergemeinſchaft angenommen hat,
die Haͤlfte des Brautſchatzes uͤbernehmen, wenn nicht der
Mann ausdruͤcklich erklaͤrt hat, daß er das Ganze, oder
doch einen groͤßern Theil, als die Haͤlfte, uͤbernehmen wolle.

1440. Zur Gewaͤhrleiſtung fuͤr den Brautſchatz iſt ein
jeder, welcher denſelben gab, verbunden; auch muß ſolcher,
in Ermangelung einer entgegenſtehenden Uebereinkunft, von
dem Tage der Heirath an, wenn gleich fuͤr die Auszah-
lung eine andere Zeit feſtgeſetzt waͤre, verzinſet werden.

Dritter Abſchnitt.

Von der Aufloͤſung der Guͤtergemeinſchaft und einigen
ihrer Folgen.

1441. Die Guͤtergemeinſchaft wird aufgeloͤst: 1) durch
den natuͤrlichen und 2) durch den buͤrgerlichen Tod; 3)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0632" n="620"/>
                <fw place="top" type="header">620 III. Buch. 5. Titel. 2. Cap.</fw><lb/>
                <p>1438. Wenn der Vater und die Mutter zu&#x017F;ammen ein<lb/>
gemein&#x017F;chaftliches Kind ausge&#x017F;tattet haben, ohne den An-<lb/>
theil, fu&#x0364;r welchen ein jeder der&#x017F;elben dazu beytragen wollte,<lb/>
auszudru&#x0364;cken, &#x017F;o wird dafu&#x0364;r gehalten, daß jeder von<lb/>
ihnen die Ha&#x0364;lfte des Braut&#x017F;chatzes gegeben habe, die&#x017F;er<lb/>
mag nun in Sachen, welche zur Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft geho&#x0364;ren,<lb/>
oder aus dem, einem der beyden Ehegatten per&#x017F;o&#x0364;nlich zu-<lb/>
&#x017F;tehenden, Vermo&#x0364;gen, gegeben oder ver&#x017F;prochen worden &#x017F;eyn.</p><lb/>
                <p>In dem zweyten Falle hat der Ehegatte, de&#x017F;&#x017F;en ei-<lb/>
genthu&#x0364;mliche unbewegliche oder &#x017F;on&#x017F;tige Sache zum Braut-<lb/>
&#x017F;chatze gegeben wurde, einen Ent&#x017F;cha&#x0364;digungsan&#x017F;pruch auf<lb/>
das Vermo&#x0364;gen des andern wegen der Ha&#x0364;lfte des Braut-<lb/>
&#x017F;chatzes, mit Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf den Werth, welchen die ge-<lb/>
gebene Sache zur Zeit der Schenkung gehabt hat.<lb/></p>
                <p>1439. Hat der Mann allein einem gemein&#x017F;chaftlichen<lb/>
Kinde aus dem Vermo&#x0364;gen der Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft einen<lb/>
Braut&#x017F;chatz gegeben, &#x017F;o fa&#x0364;llt er die&#x017F;er zur La&#x017F;t, und die<lb/>
Frau muß, im Falle &#x017F;ie die Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft angenommen hat,<lb/>
die Ha&#x0364;lfte des Braut&#x017F;chatzes u&#x0364;bernehmen, wenn nicht der<lb/>
Mann ausdru&#x0364;cklich erkla&#x0364;rt hat, daß er das Ganze, oder<lb/>
doch einen gro&#x0364;ßern Theil, als die Ha&#x0364;lfte, u&#x0364;bernehmen wolle.<lb/></p>
                <p>1440. Zur Gewa&#x0364;hrlei&#x017F;tung fu&#x0364;r den Braut&#x017F;chatz i&#x017F;t ein<lb/>
jeder, welcher den&#x017F;elben gab, verbunden; auch muß &#x017F;olcher,<lb/>
in Ermangelung einer entgegen&#x017F;tehenden Uebereinkunft, von<lb/>
dem Tage der Heirath an, wenn gleich fu&#x0364;r die Auszah-<lb/>
lung eine andere Zeit fe&#x017F;tge&#x017F;etzt wa&#x0364;re, verzin&#x017F;et werden.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#g">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </head><lb/>
                <argument>
                  <p>Von der Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft und einigen<lb/>
ihrer Folgen.</p>
                </argument><lb/>
                <p>1441. Die Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft wird aufgelo&#x0364;st: 1) durch<lb/>
den natu&#x0364;rlichen und 2) durch den bu&#x0364;rgerlichen Tod; 3)<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[620/0632] 620 III. Buch. 5. Titel. 2. Cap. 1438. Wenn der Vater und die Mutter zuſammen ein gemeinſchaftliches Kind ausgeſtattet haben, ohne den An- theil, fuͤr welchen ein jeder derſelben dazu beytragen wollte, auszudruͤcken, ſo wird dafuͤr gehalten, daß jeder von ihnen die Haͤlfte des Brautſchatzes gegeben habe, dieſer mag nun in Sachen, welche zur Guͤtergemeinſchaft gehoͤren, oder aus dem, einem der beyden Ehegatten perſoͤnlich zu- ſtehenden, Vermoͤgen, gegeben oder verſprochen worden ſeyn. In dem zweyten Falle hat der Ehegatte, deſſen ei- genthuͤmliche unbewegliche oder ſonſtige Sache zum Braut- ſchatze gegeben wurde, einen Entſchaͤdigungsanſpruch auf das Vermoͤgen des andern wegen der Haͤlfte des Braut- ſchatzes, mit Ruͤckſicht auf den Werth, welchen die ge- gebene Sache zur Zeit der Schenkung gehabt hat. 1439. Hat der Mann allein einem gemeinſchaftlichen Kinde aus dem Vermoͤgen der Guͤtergemeinſchaft einen Brautſchatz gegeben, ſo faͤllt er dieſer zur Laſt, und die Frau muß, im Falle ſie die Guͤtergemeinſchaft angenommen hat, die Haͤlfte des Brautſchatzes uͤbernehmen, wenn nicht der Mann ausdruͤcklich erklaͤrt hat, daß er das Ganze, oder doch einen groͤßern Theil, als die Haͤlfte, uͤbernehmen wolle. 1440. Zur Gewaͤhrleiſtung fuͤr den Brautſchatz iſt ein jeder, welcher denſelben gab, verbunden; auch muß ſolcher, in Ermangelung einer entgegenſtehenden Uebereinkunft, von dem Tage der Heirath an, wenn gleich fuͤr die Auszah- lung eine andere Zeit feſtgeſetzt waͤre, verzinſet werden. Dritter Abſchnitt. Von der Aufloͤſung der Guͤtergemeinſchaft und einigen ihrer Folgen. 1441. Die Guͤtergemeinſchaft wird aufgeloͤst: 1) durch den natuͤrlichen und 2) durch den buͤrgerlichen Tod; 3)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/632
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/632>, abgerufen am 23.11.2024.