Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Buch. 5. Titel. 2. Cap.

1411. Die Schulden einer bloß aus beweglichen Sa-
chen bestehenden Erbschaft, welche den Ehegatten wäh-
rend der Ehe anfällt, hat die Gütergemeinschaft ganz zu
übernehmen.

1412. Die Schulden einer bloß aus unbeweglichen Sa-
chen bestehenden Erbschaft, welche einem der Ehegatten
während der Ehe anfällt, fallen der Gütergemeinschaft gar
nicht zur Last; doch behalten die Gläubiger das Recht,
wegen ihrer Befriedigung sich an die unbeweglichen Sachen
dieser Erbschaft zu halten.
Dessen ungeachtet können die Gläubiger der Erbschaft,
wenn dieselbe dem Manne anfiel, sich wegen ihrer Befrie-
digung sowohl an das diesem eigenthümliche Vermögen, als
an das Vermögen der Gütergemeinschaft halten; in diesem
zweyten Falle bleibt gleichwohl der Frau oder ihren Erben
eine Vergütung vorbehalten.
1413. Wenn die bloß aus unbeweglichen Sachen be-
stehende Erbschaft der Ehefrau anfiel, und diese sie mit
Bewilligung ihres Mannes annahm, so können sich die Erb-
schaftsgläubiger wegen ihrer Befriedigung an das sämmt-
liche der Ehefrau persönlich zustehende Vermögen halten;
ward hingegen die Erbschaft von der Ehefrau nur mit Ge-
nehmigung des Gerichtes, im Falle der Weigerung ihres
Mannes, angenommen: so können die Gläubiger, wenn
die zur Erbschaft gehörigen unbeweglichen Sachen nicht
zureichen, sich nur an das bloße Eigenthum des übrigen
der Frau persönlich zustehenden Vermögens halten.

1414. Wenn die einem der Ehegatten angefallene Erb-
schaft zum Theil aus beweglichen, zum Theil aus unbe-
weglichen Sachen besteht, so fallen die darauf haftenden
Schulden der Gütergemeinschaft nur nach dem Verhältnisse,
worin die beweglichen Sachen zu den Schulden bey-
tragen, und mit Rücksicht auf den Werth dieser beweglichen

III. Buch. 5. Titel. 2. Cap.

1411. Die Schulden einer bloß aus beweglichen Sa-
chen beſtehenden Erbſchaft, welche den Ehegatten waͤh-
rend der Ehe anfaͤllt, hat die Guͤtergemeinſchaft ganz zu
uͤbernehmen.

1412. Die Schulden einer bloß aus unbeweglichen Sa-
chen beſtehenden Erbſchaft, welche einem der Ehegatten
waͤhrend der Ehe anfaͤllt, fallen der Guͤtergemeinſchaft gar
nicht zur Laſt; doch behalten die Glaͤubiger das Recht,
wegen ihrer Befriedigung ſich an die unbeweglichen Sachen
dieſer Erbſchaft zu halten.
Deſſen ungeachtet koͤnnen die Glaͤubiger der Erbſchaft,
wenn dieſelbe dem Manne anfiel, ſich wegen ihrer Befrie-
digung ſowohl an das dieſem eigenthuͤmliche Vermoͤgen, als
an das Vermoͤgen der Guͤtergemeinſchaft halten; in dieſem
zweyten Falle bleibt gleichwohl der Frau oder ihren Erben
eine Verguͤtung vorbehalten.
1413. Wenn die bloß aus unbeweglichen Sachen be-
ſtehende Erbſchaft der Ehefrau anfiel, und dieſe ſie mit
Bewilligung ihres Mannes annahm, ſo koͤnnen ſich die Erb-
ſchaftsglaͤubiger wegen ihrer Befriedigung an das ſaͤmmt-
liche der Ehefrau perſoͤnlich zuſtehende Vermoͤgen halten;
ward hingegen die Erbſchaft von der Ehefrau nur mit Ge-
nehmigung des Gerichtes, im Falle der Weigerung ihres
Mannes, angenommen: ſo koͤnnen die Glaͤubiger, wenn
die zur Erbſchaft gehoͤrigen unbeweglichen Sachen nicht
zureichen, ſich nur an das bloße Eigenthum des uͤbrigen
der Frau perſoͤnlich zuſtehenden Vermoͤgens halten.

1414. Wenn die einem der Ehegatten angefallene Erb-
ſchaft zum Theil aus beweglichen, zum Theil aus unbe-
weglichen Sachen beſteht, ſo fallen die darauf haftenden
Schulden der Guͤtergemeinſchaft nur nach dem Verhaͤltniſſe,
worin die beweglichen Sachen zu den Schulden bey-
tragen, und mit Ruͤckſicht auf den Werth dieſer beweglichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0618" n="606"/>
                  <fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">III</hi>. Buch. 5. Titel. 2. Cap.</fw><lb/>
                  <p>1411. Die Schulden einer bloß aus beweglichen Sa-<lb/>
chen be&#x017F;tehenden Erb&#x017F;chaft, welche den Ehegatten wa&#x0364;h-<lb/>
rend der Ehe anfa&#x0364;llt, hat die Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft ganz zu<lb/>
u&#x0364;bernehmen.<lb/></p>
                  <p>1412. Die Schulden einer bloß aus unbeweglichen Sa-<lb/>
chen be&#x017F;tehenden Erb&#x017F;chaft, welche einem der Ehegatten<lb/>
wa&#x0364;hrend der Ehe anfa&#x0364;llt, fallen der Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft gar<lb/>
nicht zur La&#x017F;t; doch behalten die Gla&#x0364;ubiger das Recht,<lb/>
wegen ihrer Befriedigung &#x017F;ich an die unbeweglichen Sachen<lb/>
die&#x017F;er Erb&#x017F;chaft zu halten.<lb/>
De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet ko&#x0364;nnen die Gla&#x0364;ubiger der Erb&#x017F;chaft,<lb/>
wenn die&#x017F;elbe dem Manne anfiel, &#x017F;ich wegen ihrer Befrie-<lb/>
digung &#x017F;owohl an das die&#x017F;em eigenthu&#x0364;mliche Vermo&#x0364;gen, als<lb/>
an das Vermo&#x0364;gen der Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft halten; in die&#x017F;em<lb/>
zweyten Falle bleibt gleichwohl der Frau oder ihren Erben<lb/>
eine Vergu&#x0364;tung vorbehalten.<lb/>
1413. Wenn die bloß aus unbeweglichen Sachen be-<lb/>
&#x017F;tehende Erb&#x017F;chaft der Ehefrau anfiel, und die&#x017F;e &#x017F;ie mit<lb/>
Bewilligung ihres Mannes annahm, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ich die Erb-<lb/>
&#x017F;chaftsgla&#x0364;ubiger wegen ihrer Befriedigung an das &#x017F;a&#x0364;mmt-<lb/>
liche der Ehefrau per&#x017F;o&#x0364;nlich zu&#x017F;tehende Vermo&#x0364;gen halten;<lb/>
ward hingegen die Erb&#x017F;chaft von der Ehefrau nur mit Ge-<lb/>
nehmigung des Gerichtes, im Falle der Weigerung ihres<lb/>
Mannes, angenommen: &#x017F;o ko&#x0364;nnen die Gla&#x0364;ubiger, wenn<lb/>
die zur Erb&#x017F;chaft geho&#x0364;rigen unbeweglichen Sachen nicht<lb/>
zureichen, &#x017F;ich nur an das bloße Eigenthum des u&#x0364;brigen<lb/>
der Frau per&#x017F;o&#x0364;nlich zu&#x017F;tehenden Vermo&#x0364;gens halten.<lb/></p>
                  <p>1414. Wenn die einem der Ehegatten angefallene Erb-<lb/>
&#x017F;chaft zum Theil aus beweglichen, zum Theil aus unbe-<lb/>
weglichen Sachen be&#x017F;teht, &#x017F;o fallen die darauf haftenden<lb/>
Schulden der Gu&#x0364;tergemein&#x017F;chaft nur nach dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
worin die beweglichen Sachen zu den Schulden bey-<lb/>
tragen, und mit Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf den Werth die&#x017F;er beweglichen<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0618] III. Buch. 5. Titel. 2. Cap. 1411. Die Schulden einer bloß aus beweglichen Sa- chen beſtehenden Erbſchaft, welche den Ehegatten waͤh- rend der Ehe anfaͤllt, hat die Guͤtergemeinſchaft ganz zu uͤbernehmen. 1412. Die Schulden einer bloß aus unbeweglichen Sa- chen beſtehenden Erbſchaft, welche einem der Ehegatten waͤhrend der Ehe anfaͤllt, fallen der Guͤtergemeinſchaft gar nicht zur Laſt; doch behalten die Glaͤubiger das Recht, wegen ihrer Befriedigung ſich an die unbeweglichen Sachen dieſer Erbſchaft zu halten. Deſſen ungeachtet koͤnnen die Glaͤubiger der Erbſchaft, wenn dieſelbe dem Manne anfiel, ſich wegen ihrer Befrie- digung ſowohl an das dieſem eigenthuͤmliche Vermoͤgen, als an das Vermoͤgen der Guͤtergemeinſchaft halten; in dieſem zweyten Falle bleibt gleichwohl der Frau oder ihren Erben eine Verguͤtung vorbehalten. 1413. Wenn die bloß aus unbeweglichen Sachen be- ſtehende Erbſchaft der Ehefrau anfiel, und dieſe ſie mit Bewilligung ihres Mannes annahm, ſo koͤnnen ſich die Erb- ſchaftsglaͤubiger wegen ihrer Befriedigung an das ſaͤmmt- liche der Ehefrau perſoͤnlich zuſtehende Vermoͤgen halten; ward hingegen die Erbſchaft von der Ehefrau nur mit Ge- nehmigung des Gerichtes, im Falle der Weigerung ihres Mannes, angenommen: ſo koͤnnen die Glaͤubiger, wenn die zur Erbſchaft gehoͤrigen unbeweglichen Sachen nicht zureichen, ſich nur an das bloße Eigenthum des uͤbrigen der Frau perſoͤnlich zuſtehenden Vermoͤgens halten. 1414. Wenn die einem der Ehegatten angefallene Erb- ſchaft zum Theil aus beweglichen, zum Theil aus unbe- weglichen Sachen beſteht, ſo fallen die darauf haftenden Schulden der Guͤtergemeinſchaft nur nach dem Verhaͤltniſſe, worin die beweglichen Sachen zu den Schulden bey- tragen, und mit Ruͤckſicht auf den Werth dieſer beweglichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/618
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/618>, abgerufen am 01.07.2024.