Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Testamenten.
re entzwackt und veräusseret worden/ oder daß sie sich son-
sten in die Besitz-und Nutzung deß verlassenen Guts über
die bestimbte Zeit eingemischt hätten/ sollen alsdann die-
selben für deß Verstorbenen Erben gehalten/ und dem-
nach billich verhafft/ schuldig und pflichtig seyn/ deß Ver-
storbenen Gläubigeren mit Bescheid/ und vermöglicher Be-
zahlung zubegegnen.

Ob gleich nun diesere Ordnung auf den Fahl ge-
richtet/ wie die Weib und Kinder ihres Ehe-Manns und
Vatters Erbschafft antretten oder außschlagen sollend/ so
ist doch nicht zu zweifflen/ daß anderen Erben/ die nicht
in so naher Relation gegen dem Verstorbenen stehen/ bey
mißlich scheinender Erbschafft/ eine gleiche Gunst oder Be-
denck-Zeit/ und die Verlassenschafft zu Inventorisieren/
von dem Richter auf beschehendes Nachwerben verstattet
werde/ weilen solche nicht nothwendige Erben deß Ver-
storbenen Erben sind wie Weib und Kinder/ dargegen aber
werden sie auch schuldig/ nachdeme ihnen der Erb-Anfahl
bekant worden/ innert gewüsser Zeit durch Erklärung
vor dem Richter die Erbschafft außzuschlagen/ denn son-
sten da sie lange Zeit den Abschlag nicht thun/ oder in die
Erbschafft eigengwältig sich einmischen wurden/ diesel-
ben für Erben zuachten/ und die daran hangende Beschwär-
den zu leisten schuldig.

Demnach tragt es sich offt zu/ daß nach eröffnetem
Testament, und da der oder die darinnen vernambsete
Erben sich zur Annahm erklärt/ von deß Abgestorbenen
nächsten Verwandten/ welche ab intestato seine Erben
wären/ das Testament zu entkräfftigen understanden
wird: Nun mag.

Die
J 2

Von Teſtamenten.
re entzwackt und veraͤuſſeret worden/ oder daß ſie ſich ſon-
ſten in die Beſitz-und Nutzung deß verlaſſenen Guts uͤber
die beſtimbte Zeit eingemiſcht haͤtten/ ſollen alsdann die-
ſelben fuͤr deß Verſtorbenen Erben gehalten/ und dem-
nach billich verhafft/ ſchuldig und pflichtig ſeyn/ deß Ver-
ſtorbenen Glaͤubigeren mit Beſcheid/ und vermoͤglicher Be-
zahlung zubegegnen.

Ob gleich nun dieſere Ordnung auf den Fahl ge-
richtet/ wie die Weib und Kinder ihres Ehe-Manns und
Vatters Erbſchafft antretten oder außſchlagen ſollend/ ſo
iſt doch nicht zu zweifflen/ daß anderen Erben/ die nicht
in ſo naher Relation gegen dem Verſtorbenen ſtehen/ bey
mißlich ſcheinender Erbſchafft/ eine gleiche Gunſt oder Be-
denck-Zeit/ und die Verlaſſenſchafft zu Inventoriſieren/
von dem Richter auf beſchehendes Nachwerben verſtattet
werde/ weilen ſolche nicht nothwendige Erben deß Ver-
ſtorbenen Erben ſind wie Weib und Kinder/ dargegen aber
werden ſie auch ſchuldig/ nachdeme ihnen der Erb-Anfahl
bekant worden/ innert gewuͤſſer Zeit durch Erklaͤrung
vor dem Richter die Erbſchafft außzuſchlagen/ denn ſon-
ſten da ſie lange Zeit den Abſchlag nicht thun/ oder in die
Erbſchafft eigengwaͤltig ſich einmiſchen wurden/ dieſel-
ben fuͤr Erben zuachten/ und die daran hangende Beſchwaͤr-
den zu leiſten ſchuldig.

Demnach tragt es ſich offt zu/ daß nach eroͤffnetem
Teſtament, und da der oder die darinnen vernambſete
Erben ſich zur Annahm erklaͤrt/ von deß Abgeſtorbenen
naͤchſten Verwandten/ welche ab inteſtato ſeine Erben
waͤren/ das Teſtament zu entkraͤfftigen underſtanden
wird: Nun mag.

Die
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tamenten.</hi></hi></fw><lb/>
re entzwackt und vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eret worden/ oder daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten in die Be&#x017F;itz-und Nutzung deß verla&#x017F;&#x017F;enen Guts u&#x0364;ber<lb/>
die be&#x017F;timbte Zeit eingemi&#x017F;cht ha&#x0364;tten/ &#x017F;ollen alsdann die-<lb/>
&#x017F;elben fu&#x0364;r deß Ver&#x017F;torbenen Erben gehalten/ und dem-<lb/>
nach billich verhafft/ &#x017F;chuldig und pflichtig &#x017F;eyn/ deß Ver-<lb/>
&#x017F;torbenen Gla&#x0364;ubigeren mit Be&#x017F;cheid/ und vermo&#x0364;glicher Be-<lb/>
zahlung zubegegnen.</p><lb/>
          <p>Ob gleich nun die&#x017F;ere Ordnung auf den Fahl ge-<lb/>
richtet/ wie die Weib und Kinder ihres Ehe-Manns und<lb/>
Vatters Erb&#x017F;chafft antretten oder auß&#x017F;chlagen &#x017F;ollend/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t doch nicht zu zweifflen/ daß anderen Erben/ die nicht<lb/>
in &#x017F;o naher <hi rendition="#aq">Relation</hi> gegen dem Ver&#x017F;torbenen &#x017F;tehen/ bey<lb/>
mißlich &#x017F;cheinender Erb&#x017F;chafft/ eine gleiche Gun&#x017F;t oder Be-<lb/>
denck-Zeit/ und die Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft zu <hi rendition="#aq">Inventori&#x017F;ie</hi>ren/<lb/>
von dem Richter auf be&#x017F;chehendes Nachwerben ver&#x017F;tattet<lb/>
werde/ weilen &#x017F;olche nicht nothwendige Erben deß Ver-<lb/>
&#x017F;torbenen Erben &#x017F;ind wie Weib und Kinder/ dargegen aber<lb/>
werden &#x017F;ie auch &#x017F;chuldig/ nachdeme ihnen der Erb-Anfahl<lb/>
bekant worden/ innert gewu&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Zeit durch Erkla&#x0364;rung<lb/>
vor dem Richter die Erb&#x017F;chafft außzu&#x017F;chlagen/ denn &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten da &#x017F;ie lange Zeit den Ab&#x017F;chlag nicht thun/ oder in die<lb/>
Erb&#x017F;chafft eigengwa&#x0364;ltig &#x017F;ich einmi&#x017F;chen wurden/ die&#x017F;el-<lb/>
ben fu&#x0364;r Erben zuachten/ und die daran hangende Be&#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
den zu lei&#x017F;ten &#x017F;chuldig.</p><lb/>
          <p>Demnach tragt es &#x017F;ich offt zu/ daß nach ero&#x0364;ffnetem<lb/><hi rendition="#aq">Te&#x017F;tament,</hi> und da der oder die darinnen vernamb&#x017F;ete<lb/>
Erben &#x017F;ich zur Annahm erkla&#x0364;rt/ von deß Abge&#x017F;torbenen<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Verwandten/ welche <hi rendition="#aq">ab inte&#x017F;tato</hi> &#x017F;eine Erben<lb/>
wa&#x0364;ren/ das <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tament</hi> zu entkra&#x0364;fftigen under&#x017F;tanden<lb/>
wird: Nun mag.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0083] Von Teſtamenten. re entzwackt und veraͤuſſeret worden/ oder daß ſie ſich ſon- ſten in die Beſitz-und Nutzung deß verlaſſenen Guts uͤber die beſtimbte Zeit eingemiſcht haͤtten/ ſollen alsdann die- ſelben fuͤr deß Verſtorbenen Erben gehalten/ und dem- nach billich verhafft/ ſchuldig und pflichtig ſeyn/ deß Ver- ſtorbenen Glaͤubigeren mit Beſcheid/ und vermoͤglicher Be- zahlung zubegegnen. Ob gleich nun dieſere Ordnung auf den Fahl ge- richtet/ wie die Weib und Kinder ihres Ehe-Manns und Vatters Erbſchafft antretten oder außſchlagen ſollend/ ſo iſt doch nicht zu zweifflen/ daß anderen Erben/ die nicht in ſo naher Relation gegen dem Verſtorbenen ſtehen/ bey mißlich ſcheinender Erbſchafft/ eine gleiche Gunſt oder Be- denck-Zeit/ und die Verlaſſenſchafft zu Inventoriſieren/ von dem Richter auf beſchehendes Nachwerben verſtattet werde/ weilen ſolche nicht nothwendige Erben deß Ver- ſtorbenen Erben ſind wie Weib und Kinder/ dargegen aber werden ſie auch ſchuldig/ nachdeme ihnen der Erb-Anfahl bekant worden/ innert gewuͤſſer Zeit durch Erklaͤrung vor dem Richter die Erbſchafft außzuſchlagen/ denn ſon- ſten da ſie lange Zeit den Abſchlag nicht thun/ oder in die Erbſchafft eigengwaͤltig ſich einmiſchen wurden/ dieſel- ben fuͤr Erben zuachten/ und die daran hangende Beſchwaͤr- den zu leiſten ſchuldig. Demnach tragt es ſich offt zu/ daß nach eroͤffnetem Teſtament, und da der oder die darinnen vernambſete Erben ſich zur Annahm erklaͤrt/ von deß Abgeſtorbenen naͤchſten Verwandten/ welche ab inteſtato ſeine Erben waͤren/ das Teſtament zu entkraͤfftigen underſtanden wird: Nun mag. Die J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/83
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/83>, abgerufen am 19.05.2024.