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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Von Gaben oder Geschencken.
Persohnen so durch begangenes Capital Laster Leib und
Leben/ darmit auch Haab und Gut verwürckt: Jtem Ehe-
Leuth die ohne Ehe-Berednuß in der Ehe stehen/ deren ei-
nes Gut deß andern wird. Statt Bern Satz. 120. Jtem
die Weibs-Persohnen/ wann sie nach der Statt Bern
Rechten die Freyheit und Gewalt über ihr gantzes Gut
nach ihrem freyen Willen zu verordnen nicht erlanget ha-
ben (welche Freyheit zuerlangen ein Weibs-Persohn für
die Hohe Oberkeit deß täglichen Rahts/ oder an das GrichtSonder-
lich bey den
Weibs
Persohnen
die Frey-
ung.

kehren/ oder ein versamblet Gricht für ihr Haußthür for-
deren/ und noch in der Maß seyn soll/ daß sie für die
Hauß. Thür außgahn/ oder sich vor dieselbe außtragen
lassen/ und einen Fürsprechen heuschen möge/ und
also mit Urtheil/ Recht/ Freyheit und Gwalt nach
ihrem freyen Willen zuverordnen erlanget/ laut Statt
Bern Satzung fol. 116.) und mehr verschenckend als al-
lein ihre Kleider/ und Kleinotter/ so zu ihrem Leib gehörig/
und ihr Morgen-Gaab: Statt Bern Satzung. fol. 116.
2. Wird zu solcher Vergabungen Gültigkeit erfordert/
daß die Persohn bey rechter vollkommener Vernunfft seye/
obgleich darbey gsund oder kranck: Statt Bern Satzung.
fol. 115. 3. Auch das Geschenck unzwungen und un-
drungen geschehe. Ibid. 4. Auch daß das Geschenck nicht
zu Nachtheil und Verlurst seiner rechtmässigen Anspreche-
ren geschehe: Statt Bern Satz. fol. 115. 5. Daß bey
der Vergabung außdrucklich vermeldet werde/ daß die
Vergebung von deß besorgenden Tods wegen beschehe. 6.
Daß die Persohn/ deren die Vergabung gethan wird/ ent-
weders persöhnlich oder durch jemand anders an ihrer statt
solche annehme. 7. Endlichen erreichen diesere Verga-
bungen ihre Krafft/ wann der Vergaber ohne Widerruf-
fung der Vergabung Tods verblichen.

Hin-

Von Gaben oder Geſchencken.
Perſohnen ſo durch begangenes Capital Laſter Leib und
Leben/ darmit auch Haab und Gut verwuͤrckt: Jtem Ehe-
Leuth die ohne Ehe-Berednuß in der Ehe ſtehen/ deren ei-
nes Gut deß andern wird. Statt Bern Satz. 120. Jtem
die Weibs-Perſohnen/ wann ſie nach der Statt Bern
Rechten die Freyheit und Gewalt uͤber ihr gantzes Gut
nach ihrem freyen Willen zu verordnen nicht erlanget ha-
ben (welche Freyheit zuerlangen ein Weibs-Perſohn fuͤr
die Hohe Oberkeit deß taͤglichen Rahts/ oder an das GrichtSonder-
lich bey den
Weibs
Perſohnen
die Frey-
ung.

kehren/ oder ein verſamblet Gricht fuͤr ihr Haußthuͤr for-
deren/ und noch in der Maß ſeyn ſoll/ daß ſie fuͤr die
Hauß. Thuͤr außgahn/ oder ſich vor dieſelbe außtragen
laſſen/ und einen Fuͤrſprechen heuſchen moͤge/ und
alſo mit Urtheil/ Recht/ Freyheit und Gwalt nach
ihrem freyen Willen zuverordnen erlanget/ laut Statt
Bern Satzung fol. 116.) und mehr verſchenckend als al-
lein ihre Kleider/ und Kleinotter/ ſo zu ihrem Leib gehoͤrig/
und ihr Morgen-Gaab: Statt Bern Satzung. fol. 116.
2. Wird zu ſolcher Vergabungen Guͤltigkeit erfordert/
daß die Perſohn bey rechter vollkommener Vernunfft ſeye/
obgleich darbey gſund oder kranck: Statt Bern Satzung.
fol. 115. 3. Auch das Geſchenck unzwungen und un-
drungen geſchehe. Ibid. 4. Auch daß das Geſchenck nicht
zu Nachtheil und Verlurſt ſeiner rechtmaͤſſigen Anſpreche-
ren geſchehe: Statt Bern Satz. fol. 115. 5. Daß bey
der Vergabung außdrucklich vermeldet werde/ daß die
Vergebung von deß beſorgenden Tods wegen beſchehe. 6.
Daß die Perſohn/ deren die Vergabung gethan wird/ ent-
weders perſoͤhnlich oder durch jemand anders an ihrer ſtatt
ſolche annehme. 7. Endlichen erꝛeichen dieſere Verga-
bungen ihre Krafft/ wann der Vergaber ohne Widerꝛuf-
fung der Vergabung Tods verblichen.

Hin-
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[55/0071] Von Gaben oder Geſchencken. Perſohnen ſo durch begangenes Capital Laſter Leib und Leben/ darmit auch Haab und Gut verwuͤrckt: Jtem Ehe- Leuth die ohne Ehe-Berednuß in der Ehe ſtehen/ deren ei- nes Gut deß andern wird. Statt Bern Satz. 120. Jtem die Weibs-Perſohnen/ wann ſie nach der Statt Bern Rechten die Freyheit und Gewalt uͤber ihr gantzes Gut nach ihrem freyen Willen zu verordnen nicht erlanget ha- ben (welche Freyheit zuerlangen ein Weibs-Perſohn fuͤr die Hohe Oberkeit deß taͤglichen Rahts/ oder an das Gricht kehren/ oder ein verſamblet Gricht fuͤr ihr Haußthuͤr for- deren/ und noch in der Maß ſeyn ſoll/ daß ſie fuͤr die Hauß. Thuͤr außgahn/ oder ſich vor dieſelbe außtragen laſſen/ und einen Fuͤrſprechen heuſchen moͤge/ und alſo mit Urtheil/ Recht/ Freyheit und Gwalt nach ihrem freyen Willen zuverordnen erlanget/ laut Statt Bern Satzung fol. 116.) und mehr verſchenckend als al- lein ihre Kleider/ und Kleinotter/ ſo zu ihrem Leib gehoͤrig/ und ihr Morgen-Gaab: Statt Bern Satzung. fol. 116. 2. Wird zu ſolcher Vergabungen Guͤltigkeit erfordert/ daß die Perſohn bey rechter vollkommener Vernunfft ſeye/ obgleich darbey gſund oder kranck: Statt Bern Satzung. fol. 115. 3. Auch das Geſchenck unzwungen und un- drungen geſchehe. Ibid. 4. Auch daß das Geſchenck nicht zu Nachtheil und Verlurſt ſeiner rechtmaͤſſigen Anſpreche- ren geſchehe: Statt Bern Satz. fol. 115. 5. Daß bey der Vergabung außdrucklich vermeldet werde/ daß die Vergebung von deß beſorgenden Tods wegen beſchehe. 6. Daß die Perſohn/ deren die Vergabung gethan wird/ ent- weders perſoͤhnlich oder durch jemand anders an ihrer ſtatt ſolche annehme. 7. Endlichen erꝛeichen dieſere Verga- bungen ihre Krafft/ wann der Vergaber ohne Widerꝛuf- fung der Vergabung Tods verblichen. Sonder- lich bey den Weibs Perſohnen die Frey- ung. Hin-

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/71>, abgerufen am 19.05.2024.