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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Procedur in Criminal Sachen.
kündet/ damit er zu rechter Zeit seine Sünd bedencken undwas dar-
bey zube-
obachten.

beklagen möge; Man soll auch darüber solche Persohnen
zu dem Verklagten in die Gefängnuß verordnen/ die ihn
zu seligen Dingen vermahnen/ und ihme in dem Außfüh-
ren und sonst nicht zu viel trincken geben/ dardurch seine
Vernunfft geminderet werde. Ibid. 78. und 79. Art.

An dem Grichts-Tag/ so die gewohnliche Tags-
Zeit erscheint/ mag man das Peinliche Gericht mit der
gewohnteu Glocken läuthen/ und sollen sich Richter und
Urtheiler an die Grichtsstatt fügen/ da man das Gricht
nach guter Gewohnheit pflegt zu besetzen/ und soll der Rich-
ter seinen Stab oder blosses Schwert nach Landlichem har-
kommen eines jeden Orths in den Händen haben/ und ehr-
samlich sitzen bleiben biß zu End der Sach. Halßgr. Ord.
82. Art.

Das Blut-Gricht dann/ wird nach jeden Orths Ge-Blut-
Grichts-
Form.

wonheit ungleich verführt.

Jn der Haupt-Statt Bern wird das Blut-Gricht
umb alle Criminal-Sachen/ so an Leib und Leben gehen/
und in der Statt-Gricht begangen worden/ (den Tod-
schlag außgenommen) auff dem Rath-Hauß/ allwo Klein
und Groß Räth sich versammlen/ bey beschlossener Thüren
gehalten/ da der gantze Process abgelesen/ deß Ubelthä-
ters Delictum durch den Groß-Weibel verfochten/ und
bey Eyden darüber geurtheilet/ hernach an offener Grichts-
statt an der Creutz-Gassen vor dem allda besamleten Blut-
Gricht/ (wohin der Ubelthäter auch geführt wird) die Sub-
stan
tz der begangenen Ubelthat sambt der Blut-Urtheil of-
fentlich abgelesen/ und darauf der Ubelthäter dem Nach-
richter zu Vollzeuhung der Urtheil übergeben wird.

Auf dem Land aber/ nachdeme der Hochen Lands-
Oberkeit die verführte völlige Criminal-Procedur über-

schickt

Procedur in Criminal Sachen.
kuͤndet/ damit er zu rechter Zeit ſeine Suͤnd bedencken undwas dar-
bey zube-
obachten.

beklagen moͤge; Man ſoll auch daruͤber ſolche Perſohnen
zu dem Verklagten in die Gefaͤngnuß verordnen/ die ihn
zu ſeligen Dingen vermahnen/ und ihme in dem Außfuͤh-
ren und ſonſt nicht zu viel trincken geben/ dardurch ſeine
Vernunfft geminderet werde. Ibid. 78. und 79. Art.

An dem Grichts-Tag/ ſo die gewohnliche Tags-
Zeit erſcheint/ mag man das Peinliche Gericht mit der
gewohnteu Glocken laͤuthen/ und ſollen ſich Richter und
Urtheiler an die Grichtsſtatt fuͤgen/ da man das Gricht
nach guter Gewohnheit pflegt zu beſetzen/ und ſoll der Rich-
ter ſeinen Stab oder bloſſes Schwert nach Landlichem har-
kommen eines jeden Orths in den Haͤnden haben/ und ehr-
ſamlich ſitzen bleiben biß zu End der Sach. Halßgr. Ord.
82. Art.

Das Blut-Gricht dann/ wird nach jeden Orths Ge-Blut-
Grichts-
Form.

wonheit ungleich verfuͤhrt.

Jn der Haupt-Statt Bern wird das Blut-Gricht
umb alle Criminal-Sachen/ ſo an Leib und Leben gehen/
und in der Statt-Gricht begangen worden/ (den Tod-
ſchlag außgenommen) auff dem Rath-Hauß/ allwo Klein
und Groß Raͤth ſich verſammlen/ bey beſchloſſener Thuͤren
gehalten/ da der gantze Proceſs abgeleſen/ deß Ubelthaͤ-
ters Delictum durch den Groß-Weibel verfochten/ und
bey Eyden daruͤber geurtheilet/ hernach an offener Grichts-
ſtatt an der Creutz-Gaſſen vor dem allda beſamleten Blut-
Gricht/ (wohin der Ubelthaͤter auch gefuͤhrt wird) die Sub-
ſtan
tz der begangenen Ubelthat ſambt der Blut-Urtheil of-
fentlich abgeleſen/ und darauf der Ubelthaͤter dem Nach-
richter zu Vollzeuhung der Urtheil uͤbergeben wird.

Auf dem Land aber/ nachdeme der Hochen Lands-
Oberkeit die verfuͤhrte voͤllige Criminal-Procedur uͤber-

ſchickt
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[223/0239] Procedur in Criminal Sachen. kuͤndet/ damit er zu rechter Zeit ſeine Suͤnd bedencken und beklagen moͤge; Man ſoll auch daruͤber ſolche Perſohnen zu dem Verklagten in die Gefaͤngnuß verordnen/ die ihn zu ſeligen Dingen vermahnen/ und ihme in dem Außfuͤh- ren und ſonſt nicht zu viel trincken geben/ dardurch ſeine Vernunfft geminderet werde. Ibid. 78. und 79. Art. was dar- bey zube- obachten. An dem Grichts-Tag/ ſo die gewohnliche Tags- Zeit erſcheint/ mag man das Peinliche Gericht mit der gewohnteu Glocken laͤuthen/ und ſollen ſich Richter und Urtheiler an die Grichtsſtatt fuͤgen/ da man das Gricht nach guter Gewohnheit pflegt zu beſetzen/ und ſoll der Rich- ter ſeinen Stab oder bloſſes Schwert nach Landlichem har- kommen eines jeden Orths in den Haͤnden haben/ und ehr- ſamlich ſitzen bleiben biß zu End der Sach. Halßgr. Ord. 82. Art. Das Blut-Gricht dann/ wird nach jeden Orths Ge- wonheit ungleich verfuͤhrt. Blut- Grichts- Form. Jn der Haupt-Statt Bern wird das Blut-Gricht umb alle Criminal-Sachen/ ſo an Leib und Leben gehen/ und in der Statt-Gricht begangen worden/ (den Tod- ſchlag außgenommen) auff dem Rath-Hauß/ allwo Klein und Groß Raͤth ſich verſammlen/ bey beſchloſſener Thuͤren gehalten/ da der gantze Proceſs abgeleſen/ deß Ubelthaͤ- ters Delictum durch den Groß-Weibel verfochten/ und bey Eyden daruͤber geurtheilet/ hernach an offener Grichts- ſtatt an der Creutz-Gaſſen vor dem allda beſamleten Blut- Gricht/ (wohin der Ubelthaͤter auch gefuͤhrt wird) die Sub- ſtantz der begangenen Ubelthat ſambt der Blut-Urtheil of- fentlich abgeleſen/ und darauf der Ubelthaͤter dem Nach- richter zu Vollzeuhung der Urtheil uͤbergeben wird. Auf dem Land aber/ nachdeme der Hochen Lands- Oberkeit die verfuͤhrte voͤllige Criminal-Procedur uͤber- ſchickt

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/239>, abgerufen am 21.11.2024.